Rafati hat sich nie bei Lebensretter Ittrich bedankt: "Natürlich bin ich traurig darüber"

Hamburg - 19. November 2011: Schiedsrichter Babak Rafati (51) hatte versucht, sich in einem Kölner Hotel das Leben zu nehmen. Unter anderem Patrick Ittrich (43) ist es zu verdanken, dass der 51-Jährige heute noch lebt. Einen wirklichen Dank dafür gab es wohl nie.

Patrick Ittrich (43) ist noch immer erfolgreich als Bundesliga-Schiedsrichter unterwegs. Die emotionalste Geschichte seiner Karriere hat er aber noch heute nicht ganz verdaut.
Patrick Ittrich (43) ist noch immer erfolgreich als Bundesliga-Schiedsrichter unterwegs. Die emotionalste Geschichte seiner Karriere hat er aber noch heute nicht ganz verdaut.  © IMAGO / foto2press

So erzählt es der Referee zumindest in der aktuellen Folge des "Sky"-Formats "Meine Geschichte".

"Er hat mich nie angerufen. Ich hab eine allgemeine Mail bekommen, die an alle adressiert war, die dabei waren und in seinem Buch sind wir, glaube ich, erwähnt worden, in einer Danksagung - ich habe nie mit ihm persönlich gesprochen", berichtet der 43-Jährige in dem sehr berührenden Beitrag.

Seine Kollegen Holger Henschel (49) und Frank Willenborg (42), die Rafati, wie Ittrich auch, damals aus einer Badewanne des besagten Hotelzimmers hievten und versorgten, akzeptierten wohl eine Zeit lang, dass Rafati selbst, vielleicht aus Scham, nicht den direkten Kontakt suchte.

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Zumindest bei Ittrich überwiege aber inzwischen die Enttäuschung: "Natürlich bin ich traurig darüber gewesen. Ich hab immer gesagt: Vielleicht ist irgendwann der Punkt gekommen, wo er es kann."

Patrick Ittrich ist noch immer enttäuscht

Babak Rafati überlebte einen Selbsmordversuch - auch dank Patrick Ittrich.
Babak Rafati überlebte einen Selbsmordversuch - auch dank Patrick Ittrich.  © Roland Weihrauch/dpa

So weit kam es jedoch nie. Stattdessen berichtete Rafati ausführlich auf anderen Wegen seine Geschichte. Ittrich: "Was mich halt so maßlos enttäuscht, ist, dass er es halt überall anders konnte, in Fernsehshows oder auch in seinem Buch."

Doch auch für den 43-Jährigen sei es nach dem Vorfall eine schwere Zeit gewesen. Ein persönliches Treffen hätte demnach auch dem Hamburger aus psychologischer Sicht viel weitergeholfen: "Ich hätte ihn einfach damals gern in den Arm genommen. Aber heute nicht mehr."

Neben der Verarbeitung der hochemotionalen Geschichte könnte es auch aus sportlicher Sicht für den Schiedsrichter des Jahres 2018 aktuell besser laufen.

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Am vergangenen Wochenende sollte er eigentlich die Partie VfB Stuttgart gegen RB Leipzig (0:2) leiten, fiel aber wegen muskulärer Probleme aus.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: IMAGO / foto2press

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