Sanierte Absteiger und neue Anläufe: Die Aufstiegskandidaten der 3. Liga!

Deutschland - Das vergangene Aufstiegsrennen der 3. Liga hatte es in sich, hielt mit der SV Elversberg eine große Überraschung bereit und gipfelte schließlich in einem irren Schlussakt. Nun nehmen die begossenen Pudel des Saisonfinals erneut Anlauf, doch auch die Zweitliga-Absteiger peilen grundsaniert ihre Rückkehr ins Unterhaus an. Bei welchen Klubs knallen am Ende die Korken? TAG24 macht den Check.

Der SV Sandhausen startet die Mission Wiederaufstieg

Kapitän Dennis Diekmeier (33) ist einer von nur fünf Spielern, die schon in der vergangenen Saison beim SVS aktiv waren und den Gang in die 3. Liga mit angetreten haben.
Kapitän Dennis Diekmeier (33) ist einer von nur fünf Spielern, die schon in der vergangenen Saison beim SVS aktiv waren und den Gang in die 3. Liga mit angetreten haben.  © Uwe Anspach/dpa

Alles neu macht der Abstieg! So lautet offenbar das Motto beim SV Sandhausen, der sich nach elf Jahren aus der Zweitklassigkeit verabschieden musste.

Mit Trainer Danny Galm (37) und Sportdirektor Matthias Imhof (55) stellte der SVS nicht nur ein neues Führungsduo vor, außerdem haben sage und schreibe 26 Spieler den Verein verlassen.

Darunter befinden sich mit Christian (23) sowie David Kinsombi (27), Linksverteidiger Chima Okoroji (26), Keeper Patrick Drewes (30) und Spielgestalter Janik Bachmann (27) zwar zahlreiche Stammkräfte und Leistungsträger, doch der üppigen Abgangswelle stehen auch 15 Neuzugänge gegenüber.

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Und die untermauern die Aufstiegsambitionen in der Kurpfalz eindrucksvoll. Stratege Alexander Mühling (30) von Holstein Kiel, Ex-Dynamo-Kapitän Tim Knipping (30), Sturm-Routinier Rouwen Hennings (35, Fortuna Düsseldorf) und Rechtsverteidiger Luca Zander (27, FC St. Pauli) bringen viel höherklassige Erfahrung mit an den Hardtwald.

Alles andere als die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga wäre bei den verpflichteten Kalibern und dem im Vergleich zur Konkurrenz herausstechenden Etat eine herbe Enttäuschung.

Dynamo Dresden will im zweiten Anlauf rauf

Tom Zimmerschied (24) kam vom Halleschen FC nach Dresden und soll die Offensive beleben.
Tom Zimmerschied (24) kam vom Halleschen FC nach Dresden und soll die Offensive beleben.  © Lutz Hentschel

Noch immer geistert das Meppen-Trauma über die Elbe. Nach einer verkorksten Hinrunde und einer überragenden Rückserie brach die Aufholjagd von Dynamo Dresden im Emsland auseinander. Am Ende verpassten die Schwarz-Gelben sogar die Qualifikation für den DFB-Pokal.

Trotzdem gibt sich die Sportgemeinschaft angriffslustig und hat den Aufstieg als Ziel ausgerufen. Mit durchschnittlich knapp 25.000 Fans im Rücken muss das auch der Anspruch sein.

Den Kern des Teams konnte Geschäftsführer Sport Ralf Becker (52) dabei zusammenhalten, drei Abgänge schmerzen allerdings. Kapitän Knipping (30) wechselte nicht unbedingt geräuschlos nach Sandhausen, der nur ausgeliehene und in Ansätzen stark aufspielende Flügelflitzer Christian Conteh (23) kickt künftig in Osnabrück.

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Über allem schwebt aber der Weggang von Drittliga-Torschützenkönig Ahmet Arslan (29, 1. FC Magdeburg), dessen 25 Treffer und neun Assists kompensiert werden müssen.

Einem einzelnen Neuzugang dürfte das wohl kaum gelingen, mit Lucas Cueto (27, KSC), Tom Zimmerschied (24) vom Halleschen FC und der letztjährigen Viktoria-Leihgabe Robin Meißner (23) wurden SGD-Coach Markus Anfang (49) aber drei potenziell starke Optionen zur Verfügung gestellt.

Schafft es Anfang, die Arslan-Last auf mehrere Schultern zu verteilen, dann wird die in der vergangenen Rückrunde gewachsene und weitestgehend eingespielte Truppe aus Dresden ein großes Wort um den Drittliga-Titel mitreden.

Der 1. FC Saarbrücken baut auf ein bewährtes Gerüst

FCS-Coach Rüdiger Ziehl (45) könnte mit seinem Team den nächsten Schritt gehen. Ob das am Ende für den Aufstieg reicht, wird sich zeigen.
FCS-Coach Rüdiger Ziehl (45) könnte mit seinem Team den nächsten Schritt gehen. Ob das am Ende für den Aufstieg reicht, wird sich zeigen.  © Harry Langer/Defodi Images/dpa-Zentralbild/dpa

Bis in die letzten Sekunden der abgelaufenen Saison stand der 1. FC Saarbrücken auf dem Relegationsrang, ehe die spektakulären Ereignisse an der Bremer Brücke die Aufstiegsträume der Saarländer platzen ließen.

Davon gilt es sich zu erholen, allerdings kann Coach Rüdiger Ziehl (45) auf einem ausgezeichneten Grundstock aufbauen.

Zwar haben sich Drittliga-Urgestein Adriano Grimaldi (32), Sechser Dave Gnaase (26), Stammtorhüter Daniel Batz (32) und Leihgabe Marvin Cuni (22) in höherklassige Gefilde verabschiedet, dafür bleibt es im Sturm mit den Neuzugängen Patrick Schmidt (29) sowie Kai Brünker (29) wuchtig, routiniert und treffsicher.

RB-Leipzig-Leihgabe Tim Schreiber (21) ist der neue Mann zwischen den Pfosten, dazu könnte der von Viktoria Köln gekommene Patrick Sontheimer (25) zusammen mit Luca Kerber (21) und Richard Neudecker (26) die wohl spannendste und potenziell beste Dreier-Zentrale der gesamten Liga bilden.

Verfeinern die Molschder ihren ohnehin effizienten und ausgewogenen Spielstil nur leicht und schlagen aus dem vergleichsweise machbaren Auftaktprogramm direkt Profit, dann könnte im kommenden Mai ein erfreulicheres Saisonende auf sie warten.

Wohin geht die sportliche Reise für Arminia Bielefeld nach dem Umbruch?

Vereinsikone Fabian Klos (35) bleibt der Arminia auch in der 3. Liga als Anführer erhalten.
Vereinsikone Fabian Klos (35) bleibt der Arminia auch in der 3. Liga als Anführer erhalten.  © Friso Gentsch/dpa

Die Horror-Vorstellung von Arminia Bielefeld in der Relegation gegen Wehen Wiesbaden war der traurige Höhepunkt eines desaströsen Niedergangs, der die Alm-Kicker innerhalb nur rund eines Jahres von der Beletage des deutschen Fußballs in die Drittklassigkeit beförderte.

Die Bilder eines am Boden zerstörten Fabian Klos (35) vor den eigenen, tobenden Fans konnten einem das Herz brechen, allerdings ist der Rekordtorschütze dennoch eines der letzten Überbleibsel aus der Vergangenheit.

Denn der Aderlass in Ostwestfalen war groß. 23 Spieler haben die Arminia verlassen, darunter schillernde Namen wie Robin Hack (24), Bryan Lasme (24), George Bello (21), Masaya Okugawa (27) und Janni Serra (25). Wie dieser Kader absteigen konnte, bleibt ein Rätsel.

Auf Zugangsseite geht es hingegen weitaus weniger prominent zu. Der umworbene Nicklas Shipnoski (25), Merveille Biankadi (28), Manuel Wintzheimer (24) sowie Aygün Yildirim (28) dürften die Königstransfers und eine äußerst gefährliche Offensive bilden. Hier hat der neue Sportdirektor Michael Mutzel (43) ganze Arbeit geleistet.

Dahinter poppen allerdings viele Fragezeichen auf. Ob Christopher Lannert (25), Gerrit Gohlke (24), Semi Belkahia (24) oder das junge Keeper-Gespann aus Leo Oppermann (21) und Jonas Kersken (22) ein aufstiegsreifes Fundament formen können, ist schwer absehbar.

Auch der neue Coach Michél Kniat (37) muss seine Tauglichkeit auf größerer Bühne erst noch unter Beweis stellen. Zwar machte er 15 Kilometer entfernt beim SC Verl sicherlich einen guten Job, doch die Erwartungen bei der Arminia sind wesentlich größer. Der Wiederaufstieg wird kein Selbstläufer.

Der FC Ingolstadt will nach dem Betriebsunfall zurück in die Spur

Angreifer Pascal Testroet (32, vorn) und der FC Ingolstadt müssen sich im Vergleich zur abgelaufenen Saison steigern, wenn es um den Aufstieg gehen soll.
Angreifer Pascal Testroet (32, vorn) und der FC Ingolstadt müssen sich im Vergleich zur abgelaufenen Saison steigern, wenn es um den Aufstieg gehen soll.  © Lutz Hentschel

Die völlig verhunzte Rückrunde der vergangenen Saison wurde in Oberbayern schnell unter den Teppich gekehrt. Coach Michael Köllner (53) soll dafür sorgen, dass die dürftigen Leistungen der ersten Jahreshälfte bis zu seiner Amtsübernahme von Missverständnis Guerino Capretti (41) auch dort bleiben.

Dafür ließen die Schanzer um Neu-Sportdirektor Ivica Grlic (47) mal wieder die Muskeln spielen und holten Top-Spieler wie Innenverteidiger Simon Lorenz (26), Mittelfeld-Anführer Lukas Fröde (28), Leon Guwara (27) und Yannick Deichmann (28) an die Donau.

Finanziell ist wohl sowieso nur Sandhausen in ähnlichen Sphären unterwegs wie die Audi-Städter, die allerdings auch eine Million von Aarhus GF für Rechtsaußen Tobias Bech (21) erhalten haben sollen.

Unglücklicherweise plagen den FCI noch vor Start der neuen Spielzeit große Verletzungssorgen. Gleich neun Kicker fallen im Moment aus, weshalb in Ingolstadt mittlerweile auch kleinere Brötchen als noch in der Winterpause gebacken werden.

"Jetzt muss mal wieder Euphorie entstehen und Power und Energie. Gerade auch zu Hause, denn da war die letzte Saison eine Vollkatastrophe", erklärte Knipser Pascal Testroet (32) im Podcast "Rasengeflüster".

Wenn das gelingt, ist mit den Schanzern definitiv zu rechnen.

Drittliga-Dauerbrenner Joe Enochs soll den SSV Jahn Regensburg konsolidieren

Joe Enochs (51) kennt die 3. Liga wie seine Westentasche, aber der Jahn steht vor einer schwierigen Saison.
Joe Enochs (51) kennt die 3. Liga wie seine Westentasche, aber der Jahn steht vor einer schwierigen Saison.  © Tom Weller/dpa

Wir bleiben an der Donau, wo den Verantwortlichen des SSV Jahn Regensburg wohl schon im Mai schwante, dass nach dem stetigen Abwärtstrend der vergangenen Jahre die 3. Liga als logische Konsequenz wartet.

Daher verpflichteten sie Coach Joe Enochs (51), der mit 254 Drittliga-Partien im Gepäck sein Wohnzimmer betritt. Zusammen mit dem neuen Geschäftsführer Sport Achim Beierlorzer (55) liegt aber auch ein Berg Arbeit vor dem US-Amerikaner.

Nur Alexander Weidinger (26), Benedikt Saller (30), Christian Viet (24), Konrad Faber (25) und die inzwischen fest verpflichtete Werder-Leihgabe Oscar Schönfelder (22) haben die Abgangswelle infolge des Abstiegs überlebt.

Bei den restlichen 19 Neuzugängen stechen Mittelfeld-Routinier Andreas Geipl (31) vom Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim, Abwehr-Dauerbrenner Florian Ballas (30), U20-Nationaltorwart Felix Gebhardt (21) sowie Mittelstürmer Elias Huth (26) heraus.

Der weiterhin laufende Umbruch dürfte ohnehin von einer Portion Geduld profitieren, was für den Absteiger aber zunächst auch einen Platz im oberen Tabellenmittelfeld bedeuten könnte.

Titelfoto: Lutz Hentschel, Tom Weller/dpa

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