Ernst Middendorp hat erneut die Nase voll: "Kannst nicht unter solchen Bedingungen arbeiten"

Singida (Tansania) - Er hat es schon wieder getan! Erst vor rund einem Monat war Ernst Middendorp (64) nach einer unverblümten Brandrede als Coach des Drittliga-Absteigers SV Meppen zurückgetreten. Anschließend suchte der Weltenbummler einmal mehr das Weite und heuerte in Tansania an. Glücklicher wurde er dort aber offenbar nicht.

In Deutschland saß Ernst Middendorp (64) schon für Arminia Bielefeld, Rot-Weiss Essen und den VfL Bochum auf der Trainerbank.
In Deutschland saß Ernst Middendorp (64) schon für Arminia Bielefeld, Rot-Weiss Essen und den VfL Bochum auf der Trainerbank.  © Anesh DEBIKY / AFP

Am Dienstag verkündete das deutsche Trainer-Urgestein seinen Abschied vom Singida Fountain Gate FC in der Radioshow des südafrikanischen Sportjournalisten Robert Marawa (50), eine offizielle Bestätigung des Klubs steht allerdings noch aus.

Middendorp hatte den tansanischen Erstligisten am 4. September, also gerade einmal 15 Tage zuvor, übernommen. Am vergangenen Sonntag feierte er zudem einen wichtigen 1:0-Sieg in der Qualifikation zum afrikanischen CAF Confederation Cup.

Trotzdem seien die Singida-Verantwortlichen mit seinem Machwerk nicht zufrieden gewesen, weshalb er seine Sachen gepackt und in seine Wahlheimat nach Johannesburg aufgebrochen sei.

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"Du brauchst eine klare Strategie und kein Herumtanzen. Du kannst nicht unter solchen Bedingungen arbeiten", begründete der Ex-Coach von Arminia Bielefeld seinen Rückzug.

Ernst Middendorp setzt sich nach "unglaublichen Statements" in den Flieger

Das fünfmonatige Kapitel beim SV Meppen endete für Ernst Middendorp (64) mit einem Paukenschlag.
Das fünfmonatige Kapitel beim SV Meppen endete für Ernst Middendorp (64) mit einem Paukenschlag.  © Jörg Niebergall/Eibner-Pressefoto/dpa

In einem offenen Brief erläuterte er den Ablauf der Geschehnisse noch genauer. Demnach hätten die Klubbosse am Tag nach dem beachtlichen Erfolg ohne Angaben von Gründen ein Notfall-Meeting einberufen.

Statt den von Middendorp erwarteten Lobeshymnen hagelte es laut seiner Darstellung Kritik.

Der 1:0-Triumph sei der Führungsetage nicht hoch genug gewesen, man habe mehr Tore erwartet. Außerdem habe die Mannschaft lediglich "überlebt" und nicht dominiert. Und auch die Spielerauswahl des 64-jährigen Übungsleiters sei "inakzeptabel" gewesen.

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Die "unglaublichen Statements" seien für den gebürtigen Niedersachsen "schwer zu schlucken" gewesen, auf eine langwierige Diskussion habe er sich aber nicht einlassen wollen. Ersatzweise habe der das Arbeitsverhältnis für beendet erklärt und sich in den Flieger gesetzt.

Die kurze Zündschnur von Middendorp, der schon weit über 20 Vereine in seiner Vita stehen hat, ist auch hierzulande wohlbekannt.

Nach der 1:2-Niederlage mit Meppen beim SSV Jeddeloh II Mitte August holte er als Lebewohl zu einem schonungslosen Rundumschlag gegen seine Schützlinge aus: "Ich habe der Mannschaft mitgeteilt, dass ich nicht dafür geeignet bin, Amateure zum Laufen zu bringen", sagte er damals.

Und er fügte an: "Wir schaffen es im Grunde genommen nicht, uns professionell zu verhalten. Das ist nicht meine Welt. Ich arbeite keine 15 Stunden pro Tag, um letztendlich irgendwas zu animieren. Ich bin kein Animateur."

Titelfoto: Anesh DEBIKY / AFP

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