Ex-United-Star gesteht: "Schlummertrunk" sollte Schmerzen lindern!

Manchester - Das raue Leben im Rampenlicht geht an vielen Profisportlern nicht spurlos vorbei. Auch der 32-fache englische Nationalspieler Jesse Lingard (30) hatte bereits mit Dämonen zu kämpfen und griff dabei sogar zur Flasche.

Jesse Lingard (30, 2.v.r.) spielte abgesehen von einigen Leihstationen ganze 21 Jahre bei Manchester United und durchlief alle Jugendmannschaften des englischen Rekordmeisters.
Jesse Lingard (30, 2.v.r.) spielte abgesehen von einigen Leihstationen ganze 21 Jahre bei Manchester United und durchlief alle Jugendmannschaften des englischen Rekordmeisters.  © Mike Egerton/PA Wire/dpa

Das gestand der frühere Manchester-United-Star nun im Podcast-Interview bei "Diary of a CEO".

Im Jahr 2020 geriet das Eigengewächs der "Red Devils" unter Coach Ole Gunnar Solskjaer (49) immer mehr aufs Abstellgleis und kam kaum noch zum Einsatz.

Zeitgleich verarbeitete der Offensiv-Akteur die Depressionserkrankung seiner Mutter Kirsty, die wenige Monate zuvor in eine Klinik eingeliefert werden musste.

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Der öffentliche Druck und die höhnischen Attacken im Netz brachten das Fass schließlich zum Überlaufen, weshalb der torgefährliche Dribbelkünstler seinen Kummer im Alkohol zu ertränken versuchte, um wenigstens nachts zur Ruhe zu kommen.

"Ich genehmigte mir vor dem Schlafengehen regelmäßig einen Schlummertrunk. Heute blicke ich zurück und denke: 'Warum habe ich das gemacht?'", so Lingard.

"Ich brauchte etwas, das den Schmerz lindert. Ich habe versucht zu vergessen, was los war, aber das hat es zehnmal schlimmer gemacht", erinnerte sich der WM-Teilnehmer von 2018.

Jesse Lingard fühlte die "Last der Welt" auf seinen Schultern

Während seiner Zeit bei den "Red Devils" erlebte Jesse Lingard (30, l.) einige Höhen, die letzten Jahre waren allerdings eher von Tiefen geprägt.
Während seiner Zeit bei den "Red Devils" erlebte Jesse Lingard (30, l.) einige Höhen, die letzten Jahre waren allerdings eher von Tiefen geprägt.  © GEOFF CADDICK / AFP

Besonders die fehlende Unterstützung der United-Fans traf den Lokalmatador aus Warrington südwestlich von Manchester während dieser Phase hart.

"Du wirst so oft beschimpft, dabei war ich schon niedergeschlagen genug und musste trotzdem abliefern", erläuterte Lingard. "Ich habe Dinge durchgemacht, von denen sie nichts wussten. Ich hatte das Gefühl, die Last der Welt läge auf meinen Schultern."

Ein Vorfall nach dem 3:0-Erfolg im FA Cup gegen Derby County aus dem März 2020 blieb ihm in schmerzvoller Erinnerung.

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"Wir haben gewonnen, aber sobald ich in den Bus gestiegen bin, hieß es: 'Jesse, du bist scheiße, warum spielst du für uns?'", erzählte der Mittelfeldmann.

Sein Kollege Luke Shaw (27) sprang ihm zwar zur Seite, stieg aus dem Bus und verteidigte ihn vor der aufgebrachten Anhängerschaft, doch das änderte nur wenig: "Ich weiß nicht genau, ob es United-Fans oder Derby-Fans waren, aber ich bin auch nur ein Mensch. Natürlich ging es mir nahe."

Auf ein kurzzeitiges Hoch bei West Ham United folgte der erneute Fall

Bei den "Hammers" aus London ließ Jesse Lingard (30) sein großes Talent aufblitzen.
Bei den "Hammers" aus London ließ Jesse Lingard (30) sein großes Talent aufblitzen.  © Kirsty Wigglesworth/PA Wire/dpa

Anfang 2021 sollte sich das Blatt - zumindest vorübergehend und aus sportlicher Sicht - zum Besseren wenden.

Kurz vor Ablauf des Wintertransferfensters wurde Lingard an West Ham United verliehen, wo er seine Karriere mit starken neun Treffern sowie fünf Vorlagen in lediglich 16 Premier-League-Spielen wieder in die richtige Bahn lenken konnte.

Nach seiner Rückkehr ins Old Trafford musste der Rechtsfuß trotz toller Leistungen bei den "Hammers" und zahlreicher Interessenten im Sommer aber erneut auf der Bank Platz nehmen.

"Ich weiß nicht, was das Problem war. Vielleicht lag es an der Vereinspolitik oder was auch immer. Eine Antwort habe ich bis heute nicht. Ich habe nicht einmal gefragt", wetterte er im vergangenen Dezember in der britischen Zeitung The Telegraph gegen seinen Ex-Klub.

Vor der aktuellen Spielzeit folgte dann der Wechsel zum Aufsteiger Nottingham Forest, bei dem der quirlige Wirbler zwar wieder häufiger auf den Rasen darf, seine Werte aus West-Ham-Zeiten allerdings bislang nicht reproduzieren konnte.

In 14 Ligapartien gelang ihm noch keine Torbeteiligung. Derzeit fällt Lingard voraussichtlich noch bis Anfang Februar mit einer Oberschenkelverletzung aus.

Titelfoto: Mike Egerton/PA Wire/dpa

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