Irrer Torwart-Bock lässt Union jubeln: Eiserne haben Glück gepachtet

Berlin - Das Fußball-Märchen in Köpenick geht weiter! "Deutscher Meister wird nur der FCU", hallte es beim 2:0-Sieg über Borussia Dortmund durch die Alte Försterei. Träumen wird ja wohl erlaubt sein, wobei die Träumerei immer realistischer wird.

Der Nutznießer: Janik Haberer (28, l.) muss nach dem Torwart-Bock nur noch einschieben.
Der Nutznießer: Janik Haberer (28, l.) muss nach dem Torwart-Bock nur noch einschieben.  © Andreas Gora/dpa

23 Punkte konnte der 1. FC Union Berlin bereits sammeln, wohlgemerkt nach zehn Spieltagen. Die ganze Liga staunt über die Eisernen!

Nicht Dortmund, nicht Bayer 04 Leverkusen, auch nicht RB Leipzig - Union ist der Bayern-Jäger, wobei Bayern-Jäger das falsche Wort ist. Dafür müssten sie in der Tabelle hinter dem FC Bayern München stehen. Tun sie aber nicht. Als Spitzenreiter haben sie auf den Rekordmeister sogar vier Zähler Vorsprung.

Unbeeindruckt spielten die Köpenicker ihren Stiefel einfach runter. Das ist nicht gerade schön, aber erfolgreich. Und die Eisernen haben das Glück auf ihrer Seite. Notfalls werden ihnen auch Tore geschenkt.

Zusage bei Klassenerhalt: Wird er Unions erster Neuzugang?
1. FC Union Berlin Zusage bei Klassenerhalt: Wird er Unions erster Neuzugang?

Bei einem harmlosen Rückpass rutschte BVB-Torwart Gregor Kobel (24), eigentlich ein sicherer Rückhalt, am gestrigen Sonntag fast schon slapstickmäßig aus, danach musste Janik Haberer (28) den Ball nur noch über die Linie schieben. Im Prinzip war das Spiel da schon gelaufen - nach acht Minuten.

Dortmund ist genau das passiert, was einem gegen Union nicht passieren sollte: in Rückstand zu geraten. Danach konnten sich die Eisernen auf ihre Stärke verlassen. Der Champions-League-Teilnehmer hatte den Ball, wusste gegen griffige Unioner damit aber nichts anzufangen. "Union macht das hervorragend. Man muss nicht so tun, als wäre das Mittelmaß. Erster nach zehn Spieltagen", zollte Mats Hummels (33) Respekt.

Terzic über den 1. FC Union Berlin: "Es ist das, was Spitzenteams ausmacht"

Für Dortmunds Marco Reus (33, r.) gab es gegen Union kaum ein Durchkommen.
Für Dortmunds Marco Reus (33, r.) gab es gegen Union kaum ein Durchkommen.  © Andreas Gora/dpa

Mit den typischen Union-Mitteln - hohe Laufbereitschaft, griffige Zweikämpfe, kleine Fouls, bei Ballgewinn schnell umschalten und natürlich diszipliniertes und kompaktes Verteidigen - entnervten die Berliner auch den BVB. Edin Terzic (39) drückte sich noch einfacher aus: "Es ist das, was Spitzenteams ausmacht. Jeder weiß, was sie tun, und keiner kann es verhindern."

Bei keinem anderen Team in der Bundesliga ist die Diskrepanz zwischen Expected Goals und den tatsächlich erzielten Treffern so groß wie bei Union. Das Spitzenspiel war dafür mal wieder das beste Beispiel. Die Eisernen machen ihre Buden tatsächlich aus dem Nichts - mit tatkräftiger Unterstützung von Keeper Kobel.

Man könnte aber auch meinen, es ist das Glück, das Spitzenreiter nun mal haben. Etwas, dass sich die Köpenicker hart erarbeitet haben, denn unverdient war der Sieg keineswegs. Viel zu harmlos traten die Schwarz-Gelben auf.

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Bezeichnend: Obwohl die Eisernen zwei Tage weniger Zeit zum Regenerieren hatten, lief die Fischer-Truppe elf Kilometer mehr als der Gegner. Erst in der Schlussphase, als die Kräfte nachließen, muckte der BVB noch mal auf. Zu spät für eine Aufholjagd. Ein Treffer gelang ihnen nicht mehr.

"Das ist eine tolle Momentaufnahme. 23 Punkte nach zehn Spielen. Das ist Wahnsinn, das ist eigentlich unglaublich", freut sich Urs Fischer beim Blick auf die Tabelle. Der Schweizer wird allerdings den Teufel tun, um jetzt neue Ziele zu setzen. Die Meister des Understatements bleiben dabei: Es zählt nur der Klassenerhalt.

"Wir haben ein Ziel herausgegeben, zu Beginn dieser Spielzeit, dass wir diese 40-Punkte-Marke bekommen. Jetzt ändern wir doch nicht nach 23 Punkten unsere Ziele. Das ist für mich logisch", so Fischer. Logisch ist das, was in Köpenick passiert, schon lange nicht mehr. Verhindern kann es aber auch keiner.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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