Kommentar zur Cottbuser Stadion-Posse: Hat Brandenburgs Politik keinen Bock auf 2. Liga?

Cottbus - Rein sportlich hat Energie Cottbus seine Vormachtstellung im Brandenburger Fußball mit dem Pokalerfolg über den SV Babelsberg (4:2) untermauert. Dennoch legt die Landesregierung einem seiner größten Botschafter nach wie vor Steine in den Weg. Auch TAG24-Redakteur Lukas Schulze findet: "Es ist fünf vor zwölf".

Das LEAG Energie Stadion hat schon Bundesliga-Zeiten gesehen - ist aktuell aber nicht einmal mehr zweitligatauglich.
Das LEAG Energie Stadion hat schon Bundesliga-Zeiten gesehen - ist aktuell aber nicht einmal mehr zweitligatauglich.  © Julius Frick/dpa

Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam - dies gilt auch im Falle des LEAG Energie Stadions. Denn die einst angekündigten "Soforthilfen" zur Stadionsanierung sind bis heute nicht eingetroffen.

Hastig, exakt drei Tage vor der Bundestagswahl Ende Februar, erlag die Landesregierung Brandenburg dem öffentlichen Druck und bekannte sich, dem Verein mit zwei Millionen Euro unter die Arme zu greifen.

Energie Cottbus rangierte zu dem Zeitpunkt auf Platz eins der 3. Liga und Sportminister Steffen Freiberg (44) tönte: "Unter der Bedeutung fürs Land und auch der Region haben wir gesagt: Da wollen wir helfen. Ganz klar."

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Im Juni endlich wurde der Brandenburger Doppelhaushalt beschlossen, allein die zugesagten "Soforthilfen" infolge des verpassten Aufstiegs im stillen Kämmerlein zu "Förderungen" umgeschrieben.

Die Folge: Der FCE, der sich erneut auf Aufstiegskurs befindet, muss sich auf bürokratisch umständliche Wege das Geld beantragen, hat knapp neun Monate nach der Zusage keinen Cent vom Land gesehen.

Energie Cottbus ist einer der größten Botschafter des Landes Brandenburg

Für TAG24-Redakteur Lukas Schulze (30) ist das Bemühen des Brandenburger Ministeriums in der Stadionfrage nicht aufrichtig.
Für TAG24-Redakteur Lukas Schulze (30) ist das Bemühen des Brandenburger Ministeriums in der Stadionfrage nicht aufrichtig.  © Eric Münch

Präsident Sebastian Lemke (42) schlug deshalb auf Energies Mitgliederversammlung am Freitag Alarm und schickte "viele Grüße nach Potsdam".

Brandenburg lässt einen seiner letzten verbliebenen sportlichen Leuchttürme im Regen stehen, ist das einzige Bundesland ohne zweitligataugliches Stadion.

Diesem Fakt sollte sich das Ministerium genauso bewusst werden wie dem Umstand, dass Energie Cottbus die einzige Organisation Brandenburgs ist, die alle zwei Wochen mehr als 10.000 Menschen vereint.

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Deshalb muss die Frage erlaubt sein: Hat Brandenburgs Politik keinen Bock auf 2. Liga?

Vielleicht ist die Erfolgsgeschichte der Lausitzer einfach noch nicht bis ins noble Potsdam durchgedrungen, wie ein bis heute nahezu unbemerkter Fauxpas zeigt: Sportminister Freiberg bezeichnete die Lausitzer auf besagter PK vor der Bundestagswahl als "1. FC Energie Cottbus".

Dabei müsste der Sportminister wissen, wie der Verein richtig heißt: Als Freiberg seinen Magister Anfang der 2000er in seiner Geburtsstadt Rostock erlangte, spielte neben Hansa auch der FC Energie Cottbus zum ersten Mal Bundesliga.

Titelfoto: Julius Frick/dpa, Eric Münch

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