Böller, Bengalos, 30 Minuten Unterbrechung: Carl Zeiss Jena gewinnt heißes Thüringen-Derby!

Jena - Das 107. Thüringen-Derby zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt sollte ein unrühmliches Ende finden! In der 79. Minute wurde das Spiel beim Stand von 3:1 (1:0) für fast 30 Minuten unterbrochen, konnte aber wieder angepfiffen werden. Jena ging als sportlicher und moralischer Sieg aus dem heißen Regionalliga-Duell.

Die Blöcke von Rot-Weiß Erfurt (links) und Carl Zeiss Jena (rechts) waren in der Jenaer ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld direkt benachbart, sodass Chaoten leichtes Spiel hatten, Geschosse abzufeuern.
Die Blöcke von Rot-Weiß Erfurt (links) und Carl Zeiss Jena (rechts) waren in der Jenaer ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld direkt benachbart, sodass Chaoten leichtes Spiel hatten, Geschosse abzufeuern.  © IMAGO / eckphoto

Bis zur 79. Minute war es ein intensives, rassiges, aber friedliches Thüringen-Derby. Doch kurz nach der Jenaer 3:1-Führung und dem vermutlichen K.o.-Stoß für RWE hatten sich einige Chaoten nicht unter Kontrolle.

Sie schossen Böller, Leuchtraketen und Pyrotechnik aus Frust oder Hass in den benachbarten Heimbereich. Schiedsrichter Näther unterbrach die Partie und schickte beide Teams zur Beruhigung in die Kabinen.

Allerdings wirkten die Gastgeber wenig deeskalierend, weil sie zum einen ebenfalls zurückschossen und ihren Bereich nicht räumten.

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Gut 1500 Erfurt-Fans waren mit ins Jenaer Paradies gereist. Die fast vollkommen fertiggestellte ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld war an dem Tag mit 12.500 Zuschauern an der absoluten Obergrenze.

Problematisch: In die Fangnetze zwischen den beiden Fantribünen wurden mit langen Metallstangen Löcher gestochen, sodass die Böller relativ einfach abgefeuert werden konnten.

Das Spiel wurde nach fast 30 Minuten Unterbrechung beim Stand von 3:1 in der 79. Minute wieder angepfiffen. Richtig Spielfluss kam aber nicht mehr auf, sodass Näther eine Minute vor dem Ende die Partie beendete.

Regionalliga Nordost: Carl Zeiss Jena schlägt Rot-Weiß Erfurt

Burim Halili (m.) erzielte nach 21 Minuten wohl die Führung für Carl Zeiss Jena nachdem ein Freistoß von Justin Petermann. (Archivbild)
Burim Halili (m.) erzielte nach 21 Minuten wohl die Führung für Carl Zeiss Jena nachdem ein Freistoß von Justin Petermann. (Archivbild)  © Picture Point / Gabor Krieg

Die große Brisanz des Spiels war seit Spielbeginn zu spüren - beide Teams begannen ziemlich zerfahren, leisteten sich viele Fehlpässe. Erfurt probierte es mit Mauertaktik und bot hinten eine Fünferkette auf.

Es dauerte bis zur 21. Minute und der ersten richtigen Torchance: Einen Jenaer Freistoß von der halblinken Seite durch Petermann verlängerte Halili ins Tor - und tunnelte RWE-Keeper Schellenberg dabei. Die FCC-Fans fackelten voller Freude sofort Pyro ab!

Erfurt probierte im zweiten Durchgang den Offensivdruck zu erhöhen, aber patzte stattdessen. Einen holprigen Rückpass konnte RWE-Keeper Schellenberg nicht kontrollieren, FCC-Goalgetter Löder erzwang das 2:0!

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Doch RWE gab sich nicht auf! In der 72. Minute spielten die Rot-Weißen einen Angriff über links konsequent durch, Weinhauer schob in der Mitte ein.

Die Hoffnung währte nur kurz, RWE machte zu früh auf und lief kurz darauf in einen Konter, den Jenas Tormaschine vom Dienst Elias Löder zum 3:1 vollstreckte. Der 18. Saisontreffer des Offensivspielers! Dann flogen die Böller und Raketen.

Große Aufregung vor Anpfiff: Rot-Weiß Erfurt wollte Thüringen-Derby absagen

Eine Stunde vor dem Anpfiff war das Stadion schon gut gefüllt. Am Ende sollte die Partie ausverkauft sein.
Eine Stunde vor dem Anpfiff war das Stadion schon gut gefüllt. Am Ende sollte die Partie ausverkauft sein.  © TAG24 / Christian Rüdiger

Dabei hatte sich ganz Thüringen seit Wochen auf diesen Samstagnachmittag gefreut! Doch bei Rot-Weiß Erfurt war die Stimmung gedrückt. Das hatte verschiedene Gründe: Neben dem Formtief (seit vier Spielen sieglos, Abrutschen auf Rang zehn) begleitet RWE ein horrendes Verletzungspech.

Demnach waren mehrere Stammkräfte angeschlagen, dazu kamen die Langzeitverletzten Maxime Awoudja (26), Ben-Luca Moritz (23), Robin Fabinski (20), Robbie Felßberg (20) und Keliano Tavares (22).

Am Donnerstag gesellte sich zudem Malcolm Badu (26) mit Atemnot und Brustschmerzen dazu, musste sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er ist der elfte ausfallende Feldspieler.

Dennoch lehnte der NOFV mit Verweis auf die Erfurter Jugendspieler eine Absage ab, berichtet die Bild. RWE-Trainer Fabian Gerber (44) bestätigte den Verlegungsantrag im MDR-Fernsehen eine Stunde vor Anpfiff.

Eine solche wäre allen Parteien rund um Fans, Spieler und TV nicht vermittelbar gewesen. Auch der Einsatz von Polizei-Hundertschaften aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen samt Hubschrauber wurde über mehrere Tage geplant.

Erstmeldung: 15.15 Uhr, zuletzt aktualisiert: 18.20 Uhr

Statistik zum Regionalliga-Spiel zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt

Regionalliga Nordost, 26. Spieltag

Carl Zeiss Jena - Rot-Weiß Erfurt 3:1 (1:0)

Aufstellung FC Carl Zeiss Jena: Kunz - Butzen (46. Krämer), Halili, Strietzel, Smyla - Schau, Petermann (76. Lämmel) - Verkamp (79. Hehne), Löder, Richter - Sezer (80. Grimm). Trainer: Bürger

Aufstellung Rot-Weiß Erfurt: Schellenberg - Mansaray (75. Krasucki), Zeller, Startsev, Schulz, Lehmann - Seaton, Muteba (79. Seidemann), Mergel, Weinhauer - Hajrulla. Trainer: Gerber

Schiedsrichter: Näther

Gelbe Karte: Petermann, Richter / -

Tore: 1:0 Petermann (21.), 2:0 Löder (62.), 2:1 Weinhauer (72.), 3:1 Löder (75.)

Zuschauer: 12.500 (ausverkauft)

Bes. Vorkommnis: Das Spiel musste in der 79. Minute beim Stand von 3:1 für etwa 28 Minuten unterbrochen werden.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO / eckphoto

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