Hertha BSC: Marco Richter ist "der einhodige Bandit" und kann darüber Lachen

Berlin - Mit seinem Traumtor gegen Bayer 04 Leverkusen hat sich Marco Richter (24) nach seiner Krebserkrankung endgültig bei Hertha BSC zurückgemeldet, doch hinter dem Fußball-Profi liegt eine schwere Zeit.

Hertha-Coach Sandro Schwarz (43, r.) baut seinen Schützling Marco Richter nach dessen Erkrankung behutsam wieder auf.
Hertha-Coach Sandro Schwarz (43, r.) baut seinen Schützling Marco Richter nach dessen Erkrankung behutsam wieder auf.  © Tom Weller/dpa

Seit seiner Operation absolvierte der 24-Jährige erst drei Partien für die Blau-Weißen, in denen er auf eine Spielzeit von lediglich rund 60 Minuten kommt. Hertha-Coach Sandro Schwarz (43) führt den Rekonvaleszenten behutsam an den Bundesliga-Alltag heran, steigert die Einsatzdauer des Flügelspielers langsam von Partie zu Partie.

Doch selbst in dieser kurzen Zeit stellte Richter seinen Wert für die Alte Dame unter Beweis, denn bei seinen Einwechslungen erzielte er bereits zwei wichtige Treffer.

Stand ihm bei seinem Comeback gegen Borussia Dortmund noch die Latte im Weg, markierte er gegen den FC Augsburg den vorentscheidenden Treffer zum 2:0. Vorläufiger Höhepunkt war sein Traumtor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung am vergangenen Samstag gegen die Werkself.

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Es ist allerdings gerade einmal zwei Monate her, dass der Kicker darüber nachdachte, ob er überhaupt jemals wieder Fußball spielen könne.

Denn am 11. Juli wurde bei ihm ein Tumor am linken Hoden diagnostiziert. Der Befund Hodenkrebs warf den jungen Mann verständlicherweise zunächst einmal vollkommen aus der Bahn.

Hertha BSC feiert Marco Richters Treffer zum 2:1 gegen Bayer Leverkusen

Marco Richter hadert mit persönlichem Schicksal: "Kann ich noch mal Kinder bekommen?"

Marco Richter (l.) feiert sein Traumtor zum 2:1 gemeinsam mit Jean-Paul Boetius (28)
Marco Richter (l.) feiert sein Traumtor zum 2:1 gemeinsam mit Jean-Paul Boetius (28)  © Andreas Gora/dpa

Neben den Fragen rund um seine sportliche Zukunft machte er sich in erster Linie natürlich Gedanken um sein persönliches Schicksal. "Ich musste an meine Eltern denken, meine Freundin. Kann ich noch mal Kinder bekommen?", gab er in einem Interview mit dem Spiegel preis.

Schnell kam aber wieder die kämpferische Seite in ihm durch und so legte er sich bereits zwei Tage nach der Diagnose unters Messer. Vor dem Eingriff rieten die Ärzte ihm jedoch, eine Samenspende abzugeben, damit seine Lebensplanung nicht gefährdet ist.

Das sei im ersten Moment zwar merkwürdig gewesen, "aber ich will unbedingt Kinder haben", erklärte Marco und zögerte daher keine Sekunde. Im Nachhinein wäre diese Prozedur nicht notwendig gewesen, denn auch wenn er jetzt nur noch einen Hoden hat, "funktioniert alles", wie er sagte.

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Die OP verlief gut. Der rechte Hoden war nicht befallen und auch sonst hatte der Krebs noch nicht gestreut, obwohl der Tumor bösartig war. Eine Chemotherapie war daher nicht notwendig.

Marco Richter bedankt sich bei Instagram für die Unterstützung während seiner Krankheit

Marco Richter hilft es, wenn Späße über seine Krankheit gemacht werden

Späße von Teamkollegen und Freunden helfen Marco Richter (24) dabei, seine Krebserkrankung zu verarbeiten.
Späße von Teamkollegen und Freunden helfen Marco Richter (24) dabei, seine Krebserkrankung zu verarbeiten.  © Tom Weller/dpa

Die Nachricht von seiner Genesung erhielt der Flügelflitzer übrigens genau am Tag des zweijährigen Zusammenseins mit seiner Freundin Charlotte – gleich zwei Gründe zum Feiern.

Mittlerweile ist der Fußballer längst wieder voll ins Mannschaftstraining integriert und muss sich hin und wieder auch den einen oder anderen Spruch anhören.

"Marco, jetzt rennst du noch schneller um die Ecken, weil du nicht mehr so viel tragen musst", soll ihm beispielsweise Kevin-Prince Boateng (35) während einer Übungseinheit zugerufen haben und ein befreundeter Bundesligaspieler habe ihn in einer Nachricht als "der einhodige Bandit" bezeichnet.

Mit diesen Sprüchen geht Marco Richter aber locker um und sagt darüber, dass es ihm sogar helfe: "Zum Glück kann ich über das, was passiert ist, jetzt auch mal lachen. [...] Das tut gut. Mir hilft das, wenn Späße darüber gemacht werden."

Und sollten irgendwann komische Kommentare vonseiten der Fans im Stadion oder bei Social Media kommen, dann sei das nichts, was ihn treffen könne: "Ich habe nur noch einen Hoden. Na und?", stellte er in den Raum. Allerdings werde es noch lange dauern, bis er alles richtig verarbeitet habe. Noch immer kämen ihm hin und wieder die Tränen, wenn er über dieses Thema spricht.

Titelfoto: Tom Weller/dpa

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