"Was wir ihm angetan haben": Sammer kann Umgang mit Beckenbauer nicht fassen!

München - Wie sehr der am vergangenen Sonntag verstorbene Franz Beckenbauer (†78) den deutschen Fußball geprägt hat, zeigen die zahlreichen emotionalen Reaktionen auf seinen Tod. Für Matthias Sammer (56) war der Umgang mit dem "Kaiser" aber gerade zu Lebzeiten nicht immer angemessen!

Matthias Sammer (56, l.) blickte stets bewundernd zu Franz Beckenbauer (†78) auf.
Matthias Sammer (56, l.) blickte stets bewundernd zu Franz Beckenbauer (†78) auf.  © Tobias Hase/dpa

Was dem externen Berater von Borussia Dortmund besonders aufstößt: die Handhabung der "Sommermärchen-Affäre".

"Wissen Sie, niemand ist perfekt auf dieser Welt und trotzdem hat Deutschland ihm gegenüber versagt", sagte der ehemalige Sportvorstand des FC Bayern München gegenüber t-online.

"Wir alle haben Franz Beckenbauer vorgeschickt und alle wussten, mit welchem korrupten System, welchen Anforderungen, die dieses Fifa-Konzil in sich trägt, er es am Ende zu tun haben würde", befand Sammer.

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Und warf der deutschen Öffentlichkeit vor: "Ich weiß nicht, wie er es am Ende geschafft hat, die WM 2006 nach Deutschland zu bringen. Ihn dann aber so zu attackieren, weil er dafür dieses System irgendwo bearbeiten musste, das ist Heuchelei."

Beckenbauer hatte das "Sommermärchen" 2006 nach Deutschland geholt, doch 2015 wurden dubiose Zahlungen im Rahmen der WM-Vergabe öffentlich gemacht - der Kaiser gilt als zentrale Figur der Korruptionsaffäre, doch vollständig geklärt ist der Fall bis heute nicht.

Matthias Sammer: Franz Beckenbauer war für mich in Gänze ein Vorbild!

Für Matthias Sammer (56) kann Franz Beckenbauer (†78) gar nicht genug gewürdigt werden.
Für Matthias Sammer (56) kann Franz Beckenbauer (†78) gar nicht genug gewürdigt werden.  © Sven Hoppe/dpa

Im Zuge der Berichterstattung zog sich Beckenbauer immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, was Sammer bis heute aufstößt: "Das tut mir sehr, sehr weh. Ich finde es unwürdig und schäme mich ein Stück weit dafür, was wir, dieses ganze Land und unsere Medien ihm angetan haben", sagte der 56-Jährige.

Für ihn persönlich sei Beckenbauer in Gänze ein Vorbild gewesen - er habe Respekt "bis zum Himmel und wieder zurück" vor dem Kaiser gehabt.

Deshalb müsse dessen Vermächtnis auch in die nächsten Generationen getragen werden, etwa, indem Dinge nach dem Weltmeister von 1974 und 1990 benannt würden. Konkret stehen Vorschläge zur Umbenennung des DFB-Pokals oder der Allianz Arena im Raum.

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Für Sammer ist aber noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um über derartige Entscheidungen zu sprechen: "Wir befinden uns alle noch in einer Phase des Innehaltens, der Trauer um ihn."

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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