WM in LGBTQ-feindlichem Land: FIFA sorgt mit "Pride Month"-Post für riesige Aufregung

Zürich - Wie in jedem Jahr, so sorgt der "Pride Month" auch in diesem Juni für jede Menge Zündstoff. Nachdem bereits Multimilliardär Elon Musk (50) eine heftige Debatte auf Twitter ausgelöst hatte, war es nun die FIFA, die sich durch einen Post selbst ins Abseits schoss.

Viele Fans werfen der FIFA vor, sich nur scheinheilig für die LGBTQ-Gemeinschaft einzusetzen.
Viele Fans werfen der FIFA vor, sich nur scheinheilig für die LGBTQ-Gemeinschaft einzusetzen.  © dpa/John Walton

Pünktlich zum 1. Juni - dem Beginn des "Pride Month" zur Feier und Unterstützung von Homo- und Transsexuellen sowie anderen sexuellen Minderheiten - widmete der Weltfußballverband der LGBTQ-Gemeinschaft einen Post.

Überschwänglich versprach man, dass die "FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 ein Fest der Einheit und Vielfalt sein" werde. Außerdem wurden die Logos einiger offizieller FIFA-Kanäle auf Twitter in Regenbogenfarben - dem Symbol der LGBTQ-Community - gefärbt.

Doch es blieb nicht lange bei der fröhlichen Feier sexueller Vielfalt - in den folgenden Tagen bekam der Fußballverband (mal wieder) einen echten Shitstorm ab. Viele Follower ließen ihrem Ärger freien Lauf: Ihr wollt Lesben und Schwule zelebrieren, aber tragt die Weltmeisterschaft in einem der homophobsten Länder der Welt aus?

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Dass es mit "Einheit und Vielfalt" tatsächlich schwer werden könnte, zeigt auch ein Blick in die Kommentare. Dort beschwerten sich einige Menschen aus Katar und Saudi-Arabien über den LGBTQ-freundlichen Post und kündigten an, der FIFA zu entfolgen.

Tatsächlich ist Homosexualität in Katar immer noch verboten! Es drohen sieben Jahre Gefängnis und im Extremfall sogar die Todesstrafe. Auch anderen Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft werden keinerlei Recht zugestanden.

FIFA schießt mit "Pride Month"-Post heftiges Eigentor

In einem Experiment wurde bereits gezeigt, dass mehrere offizielle WM-Hotels die Unterbringung homosexueller Gäste ablehnten.

Es kann also kaum die Reden von "Einheit und Vielfalt sein", wie unzählige Kommentare betonten. "Feiern wir den 'Pride Month' während der diesjährigen Weltmeisterschaft in einem Land, in dem man hingerichtet werden würde, wenn man Teil der Gemeinschaft wäre", schrieb ein User ironisch.

Andere taten es ihm gleich: "Was ist in Katar noch gleich die Strafe dafür, schwul zu sein?" oder "Lacht ihr euch grade schlapp?" war unter dem Post zu lesen.

Besonders brisant: Dass die FIFA es mit ihrer "Vielfalt"-Message nicht besonders ernst meinen kann, lässt auch die Tatsache erahnen, dass zwar zahlreiche Twitter-Kanäle des Verbandes ihre Logos in Regenbogenfarben erstrahlen ließen - ausgerechnet der offizielle Kanal der Weltmeisterschaft in Katar tat dies allerdings nicht.

Das will die FIFA tun, damit auch die LGBTQ Community die WM genießen kann

Fifa-Präsident Gianni Infantino (52, l.) und Scheich Tamim bin Hamad Al Thani (42), Emir von Katar, bei der Auslosung der Gruppen.
Fifa-Präsident Gianni Infantino (52, l.) und Scheich Tamim bin Hamad Al Thani (42), Emir von Katar, bei der Auslosung der Gruppen.  © dpa/Christian Charisius

Trotz allem behauptet die FIFA weiterhin, dass die WM in Katar eine Veranstaltung für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten sein werde – "unabhängig von Rasse, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Alter, Behinderung, Geschlechtsmerkmalen, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität"!

Der Fußballverband gab in dem auf Twitter geteilten Statement an, dass man alle irgendwie an dem Turnier beteiligten Personen trainieren würde, wie sie ihre Aufgaben auf "nicht-diskriminierende" Art und Weise erledigen könnten.

Außerdem würde darauf bestanden werden, dass Hotels auch Fans der LGBTQ-Community mit offenen Armen empfangen werden. Wie oben bereits zu lesen war, ist diese Message offensichtlich noch nicht überall in Katar angekommen...

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Es seien auch "Systeme zur Identifizierung und Bekämpfung von Fällen von Homo-, Bi- und Transphobie sowie anderen diskriminierenden Praktiken innerhalb und außerhalb der Stadien" ins Leben gerufen worden.

Das alles konnte die Aufregung in den sozialen Medien allerdings nicht eindämmen. Die Bedenken und Beschwerden, die WM sei eine rein kapitalistische, wenig Vielfalt- und menschenfreundliche Veranstaltung geworden, werden wohl bis zum Anpfiff des ersten Spiels und auch darüber hinaus bestehen bleiben.

Titelfoto: dpa/John Walton

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