"Habe 700 bis 800 Zigaretten am Tag geraucht": Jan Ullrich schockt mit Details seines Absturzes

Merdingen (Deutschland) - Radsport hat in Deutschland lange nicht die Bedeutung wie Fußball oder Handball und steht wahrscheinlich in der öffentlichen Wahrnehmung sogar hinter der Formel 1. Aber trotzdem weiß jeder, wer Jan Ullrich (49) ist. Jetzt gewährt "Ulle" neue tiefe Einblicke in sein Leben.

Die Tour-de-France-Sensation in Andorra 1997: Jan Ullrich (49) hängte in den Pyrenäen alle ab und holte sich das Gelbe Trikot. Er trug es bis Paris. (Archivbild)
Die Tour-de-France-Sensation in Andorra 1997: Jan Ullrich (49) hängte in den Pyrenäen alle ab und holte sich das Gelbe Trikot. Er trug es bis Paris. (Archivbild)  © PASCAL PAVANI / AFP

Am 28. November erscheint auf Amazon die langersehnte Doku über den Rad-Star und Tour-de-France-Sieger von 1997, den einzigen deutschen Sieger des härtesten und berühmtesten Radrennens der Welt.

Nicht nur Radsportfans werden dann gefesselt vor der Flimmerkiste sitzen und "Jan Ullrich - der Gejagte" schauen, denn Ulle hat viel zu erzählen.

Im Interview mit dem Stern gab der 49-Jährige vor der Premiere der Doku Einblicke in sein neues Leben und seiner Vergangenheit, mit der der Rostocker nun schonungslos aufräumt.

Abschied nach nur einer Saison? Top-Klub macht ernst bei RB Leipzigs Sesko!
RB Leipzig Abschied nach nur einer Saison? Top-Klub macht ernst bei RB Leipzigs Sesko!

Jan hat einen richtigen Absturz hinter sich. Die Exzesse mit Drogen und Alkohol haben dem ehemaligen Telekom-Profi fast das Leben gekostet.

"Ich war nicht weit weg vom Tod", erzählte Ulle, "Der Mix aus Whiskey und Kokain hat mein Herz kälter gemacht. Ich habe es nicht mehr gespürt. Wenn du kein Herz mehr hast, bist du kein Mensch mehr."

Zwielichtige Typen beklatschten den Absturz von Jan Ullrich

Ex-Radprofi Ullrich redete im Stern erstmals über Doping im Team Telekom.
Ex-Radprofi Ullrich redete im Stern erstmals über Doping im Team Telekom.  © Christian Kolbert/Kolbert-Press/dpa

Als seine Frau ihn mit den Kindern verließ, wurde es schlimmer. In seiner Finca auf Mallorca wurde Ulle zum "Anziehungspunkt für zwielichtige Typen", die ihm nicht guttaten.

Anstatt sein Leben in den Griff zu bekommen, habe er beispielsweise für eine Challenge "700 bis 800 Zigaretten am Tag durchgezogen" und bekam dafür von den neuen "Freunden" Applaus.

Das wären über 30 Zigaretten pro Stunde. Eine Zigarette alle zwei Minuten.

"Überwältigende Anteilnahme" nach Krebs-Beichte: Ex-Keeper hat einen letzten Wunsch!
Bundesliga "Überwältigende Anteilnahme" nach Krebs-Beichte: Ex-Keeper hat einen letzten Wunsch!

Nach weiteren einschneidenden Ereignissen, wie etwa der Festnahme auf Til Schweigers (59) Grundstück oder auch der Drohung seiner damaligen Frau, dass er die Kinder nicht mehr sehen wird, kam es zum Moment, wo ihm klar wurde: Er muss etwas ändern.

Ausgerechnet sein ehemaliger Tour-Rivale Lance Armstrong (52) war ihm dabei eine große Unterstützung.

Dreimal wurde Ullrich bei der Tour de France "nur" zweiter hinter Lance, dessen sieben Tour-Siege aber alle aberkannt wurden. Lance gestand, gedopt zu haben.

Jan Ullrich: "Lance Armstrong war mir eine große Hilfe"

Einst ärgste Rivalen, nun engste Freunde: Lance Armstrong (52, links) und Jan Ullrich bei der Tour de France 2001. (Archivbild)
Einst ärgste Rivalen, nun engste Freunde: Lance Armstrong (52, links) und Jan Ullrich bei der Tour de France 2001. (Archivbild)  © ASCAL PAVANI / AFP

"Lance war mir eine große Hilfe, ein treuer Freund, jemand, der wirklich verstanden hat, wie es mir in meinen dunklen Stunden ging, weil er vieles von dem, was ich durchgemacht habe, selbst erlebt hat", erklärte der 49-Jährige.

Gemeinsam erlebten die ehemaligen Konkurrenten die dopingverseuchte Zeit des Radsports. Auch darüber sprach der achtfache Tour-de-France-Teilnehmer: "Ohne nachzuhelfen (zu dopen, Anm. d. Red.), so war damals die weitverbreitete Wahrnehmung, wäre das so, als würdest du nur mit einem Messer bewaffnet zu einer Schießerei gehen."

Aber es wäre nicht möglich gewesen, offen darüber zu sprechen. Es habe jahrelang verschiedenste Gründe gegeben, warum Ulle nicht den Mund aufmachen konnte. Jetzt, nachdem er sich psychologische Hilfe suchte und intensiv an sich gearbeitet habe, könne er es.

Titelfoto: Bildmontage: PASCAL PAVANI / AFP, Christian Kolbert/Kolbert-Press/dpa, ASCAL PAVANI / AFP

Mehr zum Thema Radsport: