Wimbledon-Star mit 34 Jahren: Bewegtes Leben hat Tatjana Maria stark gemacht

Bad Saulgau/London - Während Tennis-Star Roger Federer (40) bei seinem Auftritt anlässlich "100 Jahre Centre Court" unfassbar frenetisch gefeiert wurde, spielte sich zeitgleich nebenan auf Court 1 eine Deutsche in Wimbledon in die Herzen der Engländer.

Tatjana Maria (34) feiert mit dem Viertelfinal-Einzug in Wimbledon den größten Erfolg ihrer Karriere.
Tatjana Maria (34) feiert mit dem Viertelfinal-Einzug in Wimbledon den größten Erfolg ihrer Karriere.  © Frank Molter/dpa

Tatjana Maria (34, geborene Malek) sorgt im Herbst ihrer Karriere aktuell für jede Menge Wirbel und zu Hause in Deutschland fragen sich viele: "Tatjana Wer"?

Nach dem Ausscheiden von Angelique Kerber (34) und Andrea Petkovic (34) wussten erstmal nur Insider, dass die deutschen Tennis-Damen mit Maria und ihrer Viertelfinal-Gegnerin Jule Niemeier (22) zwei weitere heiße Eisen im Feuer haben.

Spätestens seit Sonntag ist der Nation klar: Am Dienstag, wenn die beiden aufeinander treffen, wird sich eine von ihnen bis ins Halbfinale des prestigeträchtigen Grand Slam spielen und damit den größten Erfolg der Karriere verbuchen.

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Bereits beim Einzug ins Achtelfinale am Freitag vergoss Tatjana Maria nach dem Sieg über Maria Sakkari (26) Tränen der Freude. Am Sonntag besiegte sie die French-Open-Siegerin von 2017 Jelena Ostapenko (25) in einem hochdramatischen Match mit 5:7, 7:5 und 7:5 und wehrte dabei zwei Matchbälle der Gegnerin ab.

Anschließend vergrub Maria immer wieder ihr Gesicht in ihren Händen, sie konnte den Triumph nicht fassen.

Tatjana Maria stark durch Schicksalsschläge: Lungenembolie, Tod des Vaters, Fehlgeburt

Tatjana Maria (34) musste in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge verkraften, die sie aber enorm stark gemacht haben.
Tatjana Maria (34) musste in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge verkraften, die sie aber enorm stark gemacht haben.  © Aaron Chown/PA Wire/dpa

Ihr Ehemann und Trainer Charles-Edouard Maria (48) war ebenfalls sichtlich ergriffen. Er weiß, was seine Frau alles einstecken musste, bevor sie nun - ehrlicherweise unerwartet - den größten Erfolg ihrer Karriere feiert.

Ihre Geschichte geht ans Herz, denn die gebürtige Bad Saulgauerin reist nicht nur als zweifache Mama um die Welt, sondern musste schon zahlreiche Schicksalsschläge verkraften, die sie immer stärker gemacht haben.

Als gerade einmal 20-Jährige erlitt sie 2008 beim Turnier in Indian Wells eine Lungenembolie, schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr und musste dann drei Monate lang pausieren. Nur ein Jahr später verstarb ihr Vater Heinrich an Krebs. Zwar spielte Maria danach eine super Saison, auch weil sie vieles verdrängte, wie sie einmal sagte, doch danach waren die Kräfte am Ende, die großen Erfolge blieben zunächst aus.

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Bis zum Jahr 2012, als sie von ihrem damaligen französischen Trainer in Stuttgart zu einem Kumpel in die USA geschickt wurde. Das war Charles Edouard Maria, in den sich Tatjana sofort verliebte, am 8. April 2013 folgte die Hochzeit und seitdem lebt die Bad Saulgauerin mit ihm und den beiden Töchtern Charlotte (8) und Cecilia (15 Monate) in Palm Beach Gardens in den USA.

Venus und Serena Williams wohnen in den USA gleich nebenan

Im Juni 2013 spielte Tatjana Maria (34) mit Babybauch in Wimbledon. Sie schied in der ersten Runde aus und brachte im Dezember Tochter Charlotte (8) zur Welt.
Im Juni 2013 spielte Tatjana Maria (34) mit Babybauch in Wimbledon. Sie schied in der ersten Runde aus und brachte im Dezember Tochter Charlotte (8) zur Welt.  © IMAGO / Hasenkopf

Nebenan residieren die berühmten Tennis-Schwestern Venus (42) und Serena Wiliams (40), die nach der Geburt von Charlotte am 20. Dezember 2013 spontan eine Baby-Party schmissen. Ihr Mann trainierte Venus, als sich die beiden kennenlernten.

Zu Wimbledon hat Maria eine ganz besondere Beziehung. Zum einen spielte sie 2013 mit sichtlichem Babybauch in der ersten Runde und verkündete anschließend die tollen Neuigkeiten offiziell, zudem gelang ihr nach der Geburt von Charlotte mit dem Einzug in die dritte Runde 2015 ihr bis dato größter Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier.

Den hat sie nun mit dem Erreichen des Viertelfinales bereits getoppt. Und das nach einem erneuten Schicksalsschlag, der sie und ihre Familie im Frühsommer 2020 ereilte. Im April 2020, als die Corona-Pandemie bereits die halbe Welt fest im Griff hatte, verkündete sie in einem Video freudig, dass sie erneut schwanger ist und Charlotte einen Bruder oder eine Schwester bekommt.

Als sie jedoch im September 2020 bei den US Open antrat, war klar, dass sie und ihr Mann das gemeinsame Kind verloren hatten. Die ehemalige Fed-Cup-Chefin Barbara Ritter bestätigte den traurigen Fakt bei der Kommentierung ihres Matches.

Was jedoch keiner wusste: Maria war bereits wieder schwanger. Am 2. April 2021 kam die zweite Tochter Cecilia auf die Welt.

Tatjana Maria und Ehemann Charles kritisieren den Tennisverband WTA scharf

Tatjana Maria (34) mit ihrem Mann Charles Edouard (48) und den beiden Kindern Charlotte (8) und Cecilia (15 Monate).
Tatjana Maria (34) mit ihrem Mann Charles Edouard (48) und den beiden Kindern Charlotte (8) und Cecilia (15 Monate).  © ZUMA Press Wire/dpa

Nach der Geburt kehrte Tatjana Maria auf die Tour zurück, gewann im April 2022 das WTA-Turnier in Bogota.

Vor kurzem hatte die Tennisspielerin den Weltverband WTA scharf kritisiert, weil es keine Unterstützung für Mütter auf der Tour gebe. Zum einen wird das Ranking nicht gesondert geschützt, wenn man schwanger und anschließend in Babypause ist, zudem gibt es auch anderweitig keine Hilfe.

Das hatte ihr Mann in Wimbledon im Interview mit Sky erneut bekräftigt: "Es ist nicht einfach. Sie helfen uns nicht, auch wenn sie das glauben lassen wollen. Am Ende macht die WTA, was sie will. Da kannst Du machen, was Du willst. Da werden Ihnen fast alle Spieler und Trainer dasselbe sagen. Es sei denn, man gehört zu den ganz Großen. Ich hoffe, das ändert sich und die WTA begreift, dass es nicht nur um Business und Geld geht".

Die beiden reisen mit den Töchtern alleine. Charlotte spielt auch schon Tennis, besitzt einen eigenen Instagram-Account und hat sogar einen Ausrüstervertrag von Nike bekommen. Unterrichtet wird sie auf der Tour von Mama Tatjana, die die Aufgaben, die sie von der "Florida Virtual School" bekommt, managt. In einem Interview sagte Maria, dass sie noch mehr Kinder möchte und sich sogar vorstellen könnte, nach einem dritten Baby noch einmal wiederzukommen.

Bitter für Tatjana Maria: Die erspielten Punkte für die Weltrangliste zählen nicht

Einziger Wermutstropfen in Wimbledon: Die Punkte für die Weltrangliste für Tatjana Maria (34) zählen nicht.
Einziger Wermutstropfen in Wimbledon: Die Punkte für die Weltrangliste für Tatjana Maria (34) zählen nicht.  © imago / GEPA pictures

Sportlich bitter für Maria ist vor allem, dass nach dem Hickhack um den Ausschluss von russischen und weißrussischen Athletinnen und Athleten in Wimbledon die so wichtigen Punkte für die Weltrangliste nicht zählen.

Das war die Konsequenz der Weltverbände der Frauen und Männer auf die Entscheidung der Engländer. 430 Punkte gibt es für den Viertelfinaleinzug, 780 wären es fürs Halbfinale. Damit würde Maria, die aktuell auf Rang 107 steht, locker einen Satz in die Top 60 machen.

Zumindest finanziell lohnt sich der Erfolg, denn schon jetzt hat Familie Maria ein Preisgeld von 320.280,68 Euro sicher. Schafft es die 34-Jährige ins Halbfinale, winken sogar 621.774,73 Euro. Für die erste Runde im Doppel gab es zudem rund 7.270 Euro obendrauf.

Neben der Tour verdient Maria ihr Geld auch in der deutschen Tennis-Bundesliga, in der die heimischen Fans sie bestaunen dürfen. In dieser Saison spielt sie für den aktuellen Tabellenführer TC Bredeney Essen, der am Samstag mit einem Sieg im Heimspiel gegen Aachen Deutscher Meister werden kann.

Bei den Verantwortlichen des Klubs, für den auch ihre Gegnerin Jule Niemier spielt, schlagen zwei Herzen. Denn zum einen würden sie am Samstag gern auf Maria setzen, zum anderen würde ihr Fehlen die Finalteilnahme in Wimbledon bedeuten. Doch zuvor will Tatjana Maria erst einmal das Viertelfinale für sich entscheiden.

Titelfoto: imago / GEPA pictures

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