Im Test: "Doom: The Dark Ages" ist eine herrliche Ballerorgie, aber ist sie noch zeitgemäß?
Leipzig - Ach, endlich wieder "Doom"! Mit "The Dark Ages" kehrt das Ballerfest aus dem Hause Id Software zu den Anfängen des Shooter-Genres zurück und lieferte eine Spielerfahrung, wie man sie aus Klassikern wie "Halo" kennt. Da stellt sich die Frage: Ist das noch zeitgemäß? Und wie gut funkioniert das alles? TAG24 hat reingeschaut.

Eines muss man Id Software lassen: Sie schaffen es mit jedem Mal, ihrem Parade-Shooter eine neue Identität zu verpassen. Nachdem der Reboot von "DOOM" Anno 2016 eine ziemlich geradlinige und handwerklich herausragende Highspeed-Tour war, lotete der Nachfolger "DOOM Eternal" die Grenzen des Genres aus und brachte plötzlich Parkour-Elemente in die Ballerei ein.
Auch "The Dark Ages" fühlt sich nun wieder bemerkenswert einzigartig an. Statt wild in mehrstufigen Arenen herumzuspringen, pirscht der Doom Slayer jetzt wie eine schwer gepanzerte Raubkatze über weitläufige Schlachtfelder und macht Gegnern dabei nicht mehr mit der Kettensäge, sondern einem Schild in Form einer Kreissäge den Garaus. Die Entwickler sagten im Vorfeld selbst, dass sie das Gefühl eines Panzers erzeugen wollten. Dem hohen Tempo sind sie dabei natürlich treu geblieben.
Die Story, die diesmal einen überraschend großen Part einnimmt, verfolgt die Ursprünge des Doom Slayers und ist entsprechend vor den Geschehnissen des 2016er-Reboots angesiedelt. Auf der Techno-mittelalterlichen Welt Argent D'Nur nimmt unser Held es erneut mit den Heerscharen der Hölle auf und setzt dabei nicht nur auf sein neues Schild, sondern natürlich auch eine schiere Bandbreite verschiedenster Schießprügel.
Die Geschichte ist nicht sonderlich tief, dafür aber gut erzählt und könnte dank des Settings durchaus auch aus der Feder einer Metal-Band stammen. Dass Ihr auch noch auf Waffen wie den "Pulverizer" setzt, der Totenschädel tatsächlich zermalmt und sie als Schrapnell über dem Schlachtfeld verteilt, tut sein Übriges.

Der großartige "DOOM"-Flow kommt auch in "The Dark Ages" wieder auf

Vor allem aber das Schild wird schnell zu Eurem besten Begleiter. Mit ihm könnt Ihr Angriffe nicht nur blocken, sondern auch parieren und sie zu Eurem Gegner zurückschicken. Später könnt Ihr Euer Spielzeug sogar werfen, und es bleibt in den Gegnern stecken, wodurch diese kurzzeitig betäubt werden. Feuert Ihr dann auf sie, werden die Kugeln auch noch auf umstehende Dämonen weitergeleitet.
Hier zeigt sich einmal mehr die großartige Kreativität der Entwickler, mit der sie immer wieder neue Akzente in ihrem Kampfsystem setzen. Ja, "The Dark Ages" spielt sich eher wie ein klassisches "DOOM" als "Eternal". Neue Ideen findet man trotzdem an jeder Ecke.
Hat man den Dreh dann einmal raus mit den neuen Gadgets, kommt auch schnell wieder der großartige "DOOM"-Flow auf. Ihr fräst Euch mit dem Pulverizer durch eine Horde Untoter, stoppt mit Eurem Schild einen herannahenden Hell Knight, haut ihn mit einem Nahkampf um, um noch Munition von ihm zu erhalten und stürmt direkt mit Eurer Super Shotgun weiter auf einen Mancubus zu. Man kennt es, man liebt es.
Einzig die Abschnitte, in denen Ihr einen riesigen Mech oder Euren Drachen steuert, können das Feeling nicht wirklich weitertragen. Hier sind die Entwickler mit ihrer Besinnung auf klassische Kampagnen etwas übers Ziel hinausgeschossen. Aber gut, kann man ihnen dafür einen Vorwurf machen, wenn die Nostalgie-Keule so hart reinknallt?

Fazit
Mit "The Dark Ages" liefert Id Software den nächsten Meilenstein seiner aktuellen "DOOM"-Saga und schreckt auch diesmal nicht vor neuen Ideen zurück. Statt wild durch Arenen zu springen, stürmen wir diesmal unaufhaltsam über das Schlachtfeld und zerlegen unsere Gegner mit dem Sägeschild. Das fühlt sich deutlich klassischer an, hat von seinem Flow jedoch nichts eingebüßt.
Fans von "DOOM Eternal" werden wahrscheinlich ein Weilchen brauchen, um mit "The Dark Ages" warmzuwerden. Hat man den Dreh aber einmal raus, ist es genauso großartig wie seine Vorgänger - nur eben wieder etwas anders.
Titelfoto: Id Software