Öffentliche Demütigung auf Pornoseiten: Frauen landen ungewollt im Netz

Deutschland - Tausende Bilder von Frauen werden ohne deren Wissen auf Pornoseiten veröffentlicht. Dort wird zum Austausch von Vergewaltigungsfantasien, sexuellen Beleidigungen sowie Demütigungen der abgebildeten Person aufgerufen. Ein Reporter-Team entdeckt: Es kann jeden treffen.

Die Opfer: meist Frauen. Die Täter: überwiegend Männer.
Die Opfer: meist Frauen. Die Täter: überwiegend Männer.  © Julian Stratenschulte/dpa

Ein halbes Jahr lang recherchierte die Journalistin Alina Schulz von "Y-Kollektiv" für einen rund 40-minütigen Film auf YouTube, welcher nun hohe Wellen im Netz schlägt. In diesem deckt sie auf, wie zahlreiche Frauen - oft auch minderjährige - im Internet bloßgestellt werden.

Für ihre Recherche durchforstete Alina zahlreiche Pornoseiten, welche öffentlich zugänglich sind. Bei ihrer Suche nach Nacktbildern landete sie am meisten auf Deutschlands bekannter Pornoseite xHamster und dem Imageboard Tumbex. Innerhalb weniger Klicks findet sie Zehntausende Bilder von Frauen mit Kommentaren, die sprachlos machen. Die User tauschen untereinander Nacktbilder von diesen aus. Doch das ist ihnen nicht genug.

Daneben stehen meist der volle Name sowie die Social-Media-Profile der Betroffenen. Manchmal wird sogar der komplette Personalausweis und die Telefonnummer abgebildet.

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Das Veröffentlichen von Bildern im sexuellen Bereich ohne Zustimmung der abgebildeten Person wird "Non-consensual Porn" genannt. 

Es ist nicht bekannt, wie vielen Frauen dies schon geschehen ist. Die Journalistin nimmt Kontakt zu zahlreichen Menschen auf, die sie auf den Plattformen findet. Diese reagieren meist geschockt. Von der gesamten Aktion wussten sie oft nichts.

Fotos tauchen in Galerien mit Namen wie "Nutzvieh" auf

Trotz professioneller Porno-Darstellerinnen landen immer mehr Damen ungewollt im Internet.
Trotz professioneller Porno-Darstellerinnen landen immer mehr Damen ungewollt im Internet.  © picture alliance / dpa

Anscheinend teilen viele User Bilder von Frauen, die sie nicht einmal kennen. Sie rufen im Internet dazu auf, ihren Namen unter den Kommentaren zu schreiben. Dabei halten sie sich meist an ein sogenanntes "Exposure Manifest", welches sie in ihrem Profil verlinken.

In einem von dessen sieben Regeln heißt es: "Alle Frauen, Huren und Schlampen sollen immer bloßgestellt, geteilt und objektiviert werden." Die Bloßstellung solle diese ihr ganzes Leben verfolgen, damit jeder "die Frau genießen kann". 

Die Schnappschüsse der Betroffenen werden in Fotogalerien mit Titeln wie "Wichsvorlage", "Nutzvieh" oder "Instagram Schlampe" veröffentlicht. Dabei sind es nicht immer Nacktbilder, die zu sehen sind. Es sind ganz normale Fotos, wo eine bekleidete Frau in die Kamera lächelt oder eine junge Dame mit zwei Pferden zu sehen ist. Die User rufen dazu auf, sie "stundenlang zu benutzen" und betiteln sie mit herabwürdigenden Namen. 

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Manchmal posten auch Männer Bilder von sich, wie sie sich auf den ausgedruckten Bildern einen herunterholen. Anscheinend fühlen sie sich vollkommen sicher, denn ihr Gesicht verpixeln sie nicht.

Die Journalistin wird auf einen User aufmerksam, der zahlreiche Fotogalerien veröffentlicht hat. Er bittet die User, in den Kommentare zu schreiben, was sie mit den Frauen machen wollen. Alina tritt mit dem User sowie den Frauen auf den Bildern in Kontakt. Viele Damen kennen sich untereinander und sind über die Fotos schockiert. Schließlich ermittelt die Polizei.

Der Tatverdächtige, ein ehemaliger Klassenkamerad, gesteht. Sein Profil wurde offline genommen. Bei einer Verurteilung kann ihm eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe drohen. Er befindet sich in psychologische Betreuung.

Doch noch immer existieren zahlreiche solcher Fotogalerien im Netz. Für die Frauen ist es ein Schlag ins Gesicht, bei der Suche nach ihrem Namen auf Pornoseiten zu landen. Warum tut man das? Oben genannter Täter beschreibt, dass er durch xHamster das erste Mal ein Zusammengehörigkeitsgefühl erlebte. Zuvor war er stets ein Außenseiter gewesen. 

Als die Damen die Angelegenheiten zur Polizei brachten, fühlen sie sich oftmals nicht ernst genommen. Die Polizisten reagierten desinteressiert und wussten sogar nicht, wie sie den Vorfall einordnen sollen. Dabei wird beim Hochladen der Bilder gegen das Urheber- sowie Persönlichkeitsrecht verstoßen, zudem kommen die öffentlichen Beleidigungen hinzu.

Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa

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