Polen führt Kontrollen an Grenze zu Deutschland ein

Von Doris Heimann

Warschau (Polen) - Polen will vorübergehend Kontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Eine entsprechende Anordnung des Innenministeriums werde ab kommendem Montag in Kraft treten, sagte Regierungschef Donald Tusk (68) bei einer Kabinettssitzung in Warschau.

Polen will ab dem 7. Juli 2025 die Grenze zu Deutschland kontrollieren lassen. (Symbolfoto)
Polen will ab dem 7. Juli 2025 die Grenze zu Deutschland kontrollieren lassen. (Symbolfoto)  © Bernd Wüstneck/dpa

Auch an der Grenze zum östlichen Nachbarland Litauen soll es künftig Überprüfungen geben.

Der Schritt sei eine Reaktion auf die deutschen Kontrollen, sagte Tusk. "Ich habe die deutsche Seite bereits im März vorgewarnt und mehrfach mit dem neuen Kanzler darüber gesprochen."

Die bisherige geduldige Haltung seines Landes gegenüber den einseitigen Kontrollen könne durch die geänderte Praxis, dass nun auch Menschen nach Polen zurückgeschickt werden, nicht mehr aufrechterhalten werden.

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Deutschland kontrolliert bereits seit Oktober 2023 stichprobenhaft an der Grenze zu Polen, um irreguläre Migration zu stoppen.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (55, CSU) hatte kurz nach dem Antritt der neuen Bundesregierung im Mai intensivere Grenzkontrollen verfügt. Gleichzeitig ordnete er an, dass künftig auch Asylsuchende an der Grenze zurückgewiesen werden können.

In Polen sind die Zurückweisungen aus dem westlichen Nachbarland ein Aufregerthema

Die deutsch-polnische Grenze in Görlitz. (Archivfoto)
Die deutsch-polnische Grenze in Görlitz. (Archivfoto)  © Monika Skolimowska/dpa

An dieser Praxis hält die Bundesregierung auch nach einer Eilentscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts fest. Das Gericht hatte festgestellt, die Zurückweisung von drei Somaliern bei einer Grenzkontrolle am Bahnhof Frankfurt (Oder) am 9. Mai sei rechtswidrig gewesen.

Ohne eine Klärung, welcher EU-Staat für einen Asylantrag der Betroffenen zuständig sei, dürften sie nicht abgewiesen werden. Das Bundesinnenministerium von Alexander Dobrindt wertet das jedoch als Einzelfallentscheidung. Die drei Betroffenen waren nach Polen zurückgeschickt worden.

In Polen sind die Zurückweisungen aus dem westlichen Nachbarland ein Aufregerthema. Tusks Mitte-Links-Regierung steht unter dem Druck der rechtskonservativen Oppositionspartei PiS.

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"Deutschland schiebt regelmäßig illegale Migranten auf unsere Seite. Der Staat hat abgedankt, und Chaos und Straflosigkeit nehmen von Tag zu Tag zu", schrieb PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski (76) am Montag auf X.

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Mittlerweile organisieren Ultrarechte von der "Bewegung zur Verteidigung der Grenzen" selbst ernannte Patrouillen an Grenzübergängen zu Deutschland.

In sozialen Medien brüsten sie sich damit, dass sie verdächtig aussehende Menschen anhalten und ihre Papiere verlangen. Tusk kritisierte dieses Vorgehen als "schändlich".

Erstmeldung vom 1. Juli 2025, 12.38 Uhr; letzte Aktualisierung 13.11 Uhr.

Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa

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