Schock bei Gericht: Verurteilte Serienkiller freigesprochen - "Bestien von Nithari"

Allahabad (Indien) - Dieser Fall schockierte ganz Indien. Ein wohlhabender Geschäftsmann und sein Hausdiener sollen unzählige Kinder grausam missbraucht, ermordet und teilweise kannibalische Handlungen vollzogen haben. 2006 flogen die mutmaßlichen Serienmörder auf und wurden später zum Tode verurteilt. Nun wurde der Fall neu aufgerollt.

Hausdiener Surinder Koli (heute 40, l.) und sein ehemaliger Chef Moninder Singh Pandher (heute 65, r.) nach ihrer Festnahme im Dezember 2006, eingerahmt von Ermittlern.
Hausdiener Surinder Koli (heute 40, l.) und sein ehemaliger Chef Moninder Singh Pandher (heute 65, r.) nach ihrer Festnahme im Dezember 2006, eingerahmt von Ermittlern.  © SAM PANTHAKY / AFP

Sind die verurteilten Kinder-Mörder am Ende doch unschuldig?

Vor 18 Jahren verschwanden immer wieder Kinder in der indischen Ortschaft Nithari (Großraum Delhi). Der Polizei war das lange egal, die Opfer stammten allesamt aus armen Familien. Dann fanden besorgte Eltern Leichenteile in einem Abwasserkanal hinter dem Anwesen von Geschäftsmann Moninder Singh Pandher (65).

Der Unternehmer und sein Hausangestellter Surinder Koli (40) wurden im Dezember 2006 verhaftet und für mindestens 19 Morde in einer Reihe von aufsehenerregenden Prozessen zum Tode verurteilt. Seitdem warten die Männer auf ihre Hinrichtung durch den Strang. Doch nun wurde der Fall neu aufgerollt, die Männer für den Großteil ihrer Taten freigesprochen, berichtet "India Express"

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In früheren Prozessen hieß es noch, Surinder Koli habe die Kinder auf Anweisung seines Chefs mit "Süßigkeiten und Schokolade" in Pandhers Horrorhaus gelockt, fasst die Zeitung "Daily Mail" die Vorwürfe zusammen. Dort haben sie ihre Opfer nach Angaben der Ermittler gemeinschaftlich missbraucht und anschließend erwürgt.

Einigen Toten sollen die beiden Männer auch Organe entnommen und verspeist haben.

Bei einem Gerichtstermin 2007 wurde der Angeklagte Pandher von Umstehenden angegriffen und verprügelt.
Bei einem Gerichtstermin 2007 wurde der Angeklagte Pandher von Umstehenden angegriffen und verprügelt.  © STRDEL / AFP
Hausdiener Surinder Koli bei einem Gerichtstermin.
Hausdiener Surinder Koli bei einem Gerichtstermin.  © STRDEL / AFP
In diesem Abwasserkanal am Haus des Unternehmers wurden viele Kinder-Leichen gefunden.
In diesem Abwasserkanal am Haus des Unternehmers wurden viele Kinder-Leichen gefunden.  © STRDEL / AFP

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Die toten Kinder wurden in der Ortschaft Nithari gefunden.
Die toten Kinder wurden in der Ortschaft Nithari gefunden.  © MANAN VATSYAYANA / AFP

"Nithari-Killings" - Prozess neu aufgerollt

Die Ermittler sollen massiv geschlampt haben, Beweise manipuliert und die Beschuldigten wiederholt geschlagen haben. (Archivbild 2009)
Die Ermittler sollen massiv geschlampt haben, Beweise manipuliert und die Beschuldigten wiederholt geschlagen haben. (Archivbild 2009)  © STRDEL / AFP

Obwohl der Geschäftsmann bereits 2009 das erste Mal verurteilt wurde, beharrte er stets auf seine Unschuld.

Pandher belastetet seinen Hausdiener schwer und machte immer geltend, dass er bei den schrecklichen Taten, die mutmaßlich in seinem Haus stattfanden, nie anwesend war. Handydaten würden das belegen, beteuerte er.

Surinder Koli räumte dagegen 15 Morde ein und bekam dafür zehnmal die Todesstrafe. Später erklärte er, dass die Polizei ihn zum Geständnis "geprügelt" habe.

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Nun wurde der Fall erneut verhandelt. Am Montag folgte dann der Richterspruch: Hausdiener Koli ist in zwölf Fällen freizusprechen, sein ehemaliger Chef Pandhe in zwei Fällen. Die Todesstrafe ist aufgehoben, ordnete das Gericht zudem an.

In ihrer Begründung sprachen die Richter von "verpfuschten Ermittlungen" und monierten, dass "grundlegende Normen der Beweisführung schamlos verletzt worden seien."

Es wird erwartet, dass Geschäftsmann Moninder Singh Pandher den Knast schon bald als freier Mann verlassen kann. Surinder Koli verbüßt in einem weiteren Mordfall eine lebenslange Gefängnisstrafe. Es wird jedoch erwartet, dass er auch in diesem Fall freigesprochen wird.

Titelfoto: Montage: MANAN VATSYAYANA / AFP, STRDEL / AFP

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