Mutmaßlicher "CEO-Killer": Polizei nennt weitere Details!
Von Marc Kalpidis
New York (USA) - Die tödlichen Schüsse auf den Chef des Versicherungsriesen United Healthcare wühlen die USA auf. Laut Polizei brachte der mutmaßliche Täter (26) sein Opfer wohl um, weil der Konzern zu den größten des Landes zählt.
"Wir haben keine Hinweise darauf, dass er jemals Kunde von United Healthcare war", erklärte Chefermittler Joseph Kenny in einem Interview mit "NBC New York" über den Tatverdächtigen, der bei seiner Festnahme am Montag dieser Woche selbst ein handgeschriebenes "Manifest" bei sich trug.
"Aber er erwähnte, dass es der fünftgrößte Konzern in Amerika ist, was ihn wiederum zum größten Gesundheitsversorger in Amerika macht. Wahrscheinlich hat er das Unternehmen deshalb ausgesucht", führte Kenny entsprechend aus.
Brian Thompson (†50) war am 4. Dezember nahe dem belebten Times Square in Manhattan aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einer Klinik an seinen Verletzungen gestorben.
Die von Überwachungskameras gefilmte Tat und die Fahndung nach dem flüchtigen Schützen machten weltweit Schlagzeilen.
Fünf Tage nach den tödlichen Schüssen fiel Luigi M. im Lokal einer Fast-Food-Kette in Pennsylvania auf und wurde festgenommen. Nur Stunden nach der Verhaftung wurde er in Manhattan unter anderem wegen Mordes angeklagt.
Polizei nach tödlichen Schüssen auf Brian Thompson: Luigi M. sieht sich selbst als Held
Nach Einschätzung der Polizei sieht sich der Absolvent einer Elite-Uni und Sohn wohlhabender Familie, der im Internet trotz der kaltblütigen Tat von einigen schnell zum "Rächer" und modernen "Robin Hood" stilisiert wurde, als Held.
"Er schien die gezielte Tötung des höchsten Unternehmensvertreters als symbolischen Schlag und direkte Aktion gegen die angebliche Korruption und die 'Machtspiele' des Unternehmens zu betrachten", zitierten US-Medien aus einem Bericht der New Yorker Polizei. Luigi M. sehe sich als eine Art Märtyrer, der beschlossen habe, endlich gegen solche Ungerechtigkeiten vorzugehen.
Tatsächlich vermengte sich das Entsetzen über die Tat im Netz schnell mit der geballten Wut vieler Menschen auf das Gesundheitssystem und die gesamte Versicherungsbranche in den USA.
Beide sind stark privatwirtschaftlich organisiert: Angebot und Nachfrage spielen eine zentrale Rolle, Krankenhäuser und Versicherungen sind - anders als in Deutschland - größtenteils nicht in öffentlicher Hand.
Horrende Medikamentenpreise, Arzthonorare und Verwaltungskosten werden von vielen als ungerecht empfunden. Besonders Geringverdiener und Arbeitslose bekommen oft nicht die Hilfe, die sie brauchen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup sind 81 Prozent der Befragten unzufrieden mit den Kosten der Versorgung.
Titelfoto: Benjamin B. Braun/Pittsburgh Post-Gazette via AP/dpa