Greenpeace-Aktivisten kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort

Lüttow-Valluhn - Aktivisten von Greenpeace haben am Donnerstagmorgen mit einer spektakulären Aktion in Mecklenburg-Vorpommern auf Tierleid aufmerksam gemacht.

Das Fleischwerk wurde mit fünf großen Bannern zum Tatort erklärt.
Das Fleischwerk wurde mit fünf großen Bannern zum Tatort erklärt.  © Greenpeace

Mit fünf Bannern, die es zusammen auf eine Gesamtlänge von 115 Metern brachten, kennzeichneten 35 Aktivisten das Edeka-Fleischwerk "Nordfrische Center" in Lüttow-Valluhn als "Tatort".

Zudem versperrten die Tierschützer eine von zwei Lkw-Zufahrten des Betriebs mit einem Laster, der großflächig mit dem am Edeka-Marketingspruch "Wir lieben Lebensmittel" angelehnten "Wir lieben Tierleid"-Spruch beklebt war.

Den ersten Hinweis auf die Aktion bekam die Polizei laut Sprecher um 7.30 Uhr. Über 30 Beamte rückten an und suchten das Gespräch mit den Aktivisten, die sich teilweise vom Dach abseilten und an der Wand hingen.

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Mit der Aktion möchte Greenpeace laut Mitteilung auf den hohen Energieverbrauch und den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen bei der Fleischproduktion sowie die Zerstörung von Wäldern für Futtermittel aufmerksam machen.

Edeka fühlt sich stellvertretend angeprangert

Aktivisten ketteten sich an die Nottreppe, damit die Einsatzkräfte sie nicht nutzen konnten.
Aktivisten ketteten sich an die Nottreppe, damit die Einsatzkräfte sie nicht nutzen konnten.  © Greenpeace

"Klimaneutralität und Tierwohl haben angeblich höchste Priorität bei Deutschlands größtem Lebensmitteleinzelhändler. Das Unternehmen liefert allerdings keine Zahlen, Fakten und Maßnahmen, wie diese umgesetzt werden. Edekas Klima- und Tierschutz-Versprechen scheinen nicht mehr als aufgeblasenes Marketing zu sein", so der Vorwurf von Stephanie Töwe, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin.

Wie schon am Mittwoch, als Aktivisten der Albert Schweitzer Stiftung vor der Zentrale in Hamburg mit übergroßen Hühnerbrustfilet-Verpackungen und Masthuhn-Attrappen protestierten, sieht sich Edeka auf TAG24-Nachfrage stellvertretend angeprangert.

Dies habe Greenpeace gegenüber dem Unternehmen auch schon eingeräumt, schreibt Edeka in der Stellungnahme.

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Im Kern gehe es den Aktivisten darum, die Initiative Tierwohl sowie die Haltungsform 2 grundsätzlich zu kritisieren.

Dass das Unternehmen angeprangert wird - ob stellvertretend oder nicht - könnte aber eben auch einfach daran liegen, dass der Edeka-Verbund nach der Premium Food Group der zweitgrößte Fleischproduzent in Deutschland ist.

Spezialkräfte holen Aktivisten vom Dach

Einige Aktivisten seilten sich vom Dach ab und blieben an der Wand hängen.
Einige Aktivisten seilten sich vom Dach ab und blieben an der Wand hängen.  © Greenpeace

"Edeka verursacht mit ihrer Fleischproduktion millionenfaches Tierleid und trägt massiv zur Klimakrise bei. Wir fordern von Edeka konkrete Maßnahmen, um zügig aus dem System Billigfleisch auszusteigen", fordert Töwe.

Eine Forderung, die bei Edeka zwar nicht auf taube Ohren stößt - an der Wortwahl stört man sich dann aber doch. "Wir lehnen es ab, Fleisch dieser Haltungsform pauschal als 'Billigfleisch' zu diffamieren und damit Menschen zu diskriminieren, die sich keine teuren Lebensmittel leisten können", heißt es in der Mitteilung.

Entgegen der Aussage von Töwe liefert Edeka Zahlen und Fakten, zumindest in der Stellungnahme. Das Unternehmen strebe an, ab 2030 nur noch Fleisch aus den höheren Haltungsformen 3, 4 und 5 anzubieten und bis 2045 klimaneutral zu sein.

Ob das den Aktivisten reicht, wird sich zeigen. Gegen 13.30 Uhr waren dann zumindest alle wieder vom Dach des Fleischwerks, auch wenn die letzten von Spezialkräften des Höheninterventionsteams über eine Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr vom Dach geführt werden mussten.

Gegen die Aktivisten wird wegen Hausfriedensbruch ermittelt. Zudem wird laut Polizei geprüft, ob bei der Aktion ein Schaden entstanden ist.

Titelfoto: Greenpeace

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