Minister, Unternehmer, Bürger: Bautzen setzt ein Zeichen gegen rechts

Bautzen - Die Demos gegen Rechtsextremismus gehen weiter: Gerieten vergangene Woche eher die sächsischen Großstädte mit zum Teil Zehntausenden Teilnehmern in den Fokus, ging es jetzt auch in kleineren Städten auf die Straße. In Bautzen hieß das weniger Teilnehmer, dafür allerdings ein außergewöhnlich breites Spektrum.

Menschen aus dem gesamten demokratischen Spektrum trafen sich am Samstag in Bautzen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.
Menschen aus dem gesamten demokratischen Spektrum trafen sich am Samstag in Bautzen, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.  © xcitepress

"Es hat mich keiner ausgepfiffen", sagt Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) auf dem Hauptmarkt in Bautzen. "Danke dafür!"

Hintergrund: Die Großkundgebung in Dresden musste der Politiker noch verlassen. Eigenen Angaben zufolge wurde er dort angefeindet.

In Bautzen wiederum haben sich 1500 Teilnehmer aus dem gesamten demokratischen Spektrum zusammengefunden: Konservative, Gewerkschafter, Parteimitglieder, Unternehmer und Antifa-Gruppen - in Bautzen ging zusammen auf die Straße, was sich sonst manchmal erbittert streitet.

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"Wir stehen hier vereint und entschlossen, um dieser gefährlichen Entwicklung endlich Einhalt zu gebieten", erklärt Christian Schäfer vom Netzwerk "tvBunt", das mit anderen zu den Protesten aufgerufen hatte. "Wir dürfen nicht ignorieren, dass genau hier vor unserer Haustür Menschen, die in der Öffentlichkeit nicht deutsch sprechen oder Menschen, die migrantisch gelesen werden oder Menschen, die sich klar für Demokratie einsetzen immer wieder Angriffen und Übergriffen durch Rechtsradikale aussetzt sind."

Für den sorbischen Dachverband sprach dessen Vorsitzender Dawid Statnik (40). Er machte sich Sorgen darüber, dass seine Kinder am Frühstückstisch fragen könnten, ob sie noch Deutschland zu gehören.

CDU-Minister und Linke-MdB gemeinsam in Bautzen

Innenminister Armin Schuster (62, CDU) sprach bei der Demo.
Innenminister Armin Schuster (62, CDU) sprach bei der Demo.  © xcitepress

Sachsens Innenminister dankte den Organisatoren dafür, dass so breit auf die Bühne geladen wurde: "Wir sind nicht immer einer Meinung", sagte Armin Schuster zu den Zuhörern.

"Wir streiten, das nennt man Demokratie. Auch in der Migrationspolitik, aber wir haben einen demokratischen Grundkonsens. Und dieser demokratische Grundkonsens heißt: Wir deponieren nicht zwei Millionen Menschen! Solche Pläne haben Demokraten nicht! Ob links oder konservativ: Wir schwadronieren nicht von Umvolkung und Bevölkerungsaustausch, wenn Sachsen nur sieben Prozent Ausländeranteil hat!"

Nach dem Innenminister sprach die Bundestagsabgeordnete Caren Lay (51, Linke): "Mein Vorredner ist Mitglied der CDU, ich bin bei den Linken", sagte sie.

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"Und es ist gut, dass wir zusammen hier stehen. Denn gerade mit Blick auf das nächste Jahr, dieses Wahljahr, muss klar sein, wo die demokratischen Parteien stehen!"

Nach der Demo versammelten sich vermummte Neo-Nazis

Ob alt oder jung: Die Demo-Teilnehmer waren sich einig in der Ablehnung rechtsextremen Gedankengutes.
Ob alt oder jung: Die Demo-Teilnehmer waren sich einig in der Ablehnung rechtsextremen Gedankengutes.  © xcitepress

Die Perspektive der Wirtschaft brachte Steffen Roschek (51) auf die Bühne.

"Deutsch-assimiliert?! Das ist eine Vokabel mit der kann ich nichts anfangen. Mit der möchte ich auch nichts anfangen und ganz ehrlich: Ich bin stolz auf meine slawischen Wurzeln", sagt der Unternehmer.

"Wir lassen uns nicht deportieren!" Roschek verwies darauf, dass die Wirtschaft auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist: "Wenn wir hier so schreckliche Parolen raushauen", warnte er. "Dann gehen diese Menschen woanders hin!"

Die Abschlussrede hielt der Bautzner Oberbürgermeister. "Unsere menschlichen Werte sind nicht verhandelbar", sagte Karsten Vogt (52, CDU). "Es gibt keinen zweiten Nationalsozialismus, der von diesem Platz ausgeht."

Gegen 16 Uhr wurde die Kundgebung offiziell beendet, für den Weg zum Bahnhof wurde eine "Abreise-Demo" angezeigt, die dann geschlossen zum Bahnhof lief.

Der Grund: Rund um den Hauptmarkt hatten sich in den Nebenstraßen immer mehr, teilweise vermummte Neonazis versammelt. Nach Polizeiangaben kam es vereinzelt zu verbalen Auseinandersetzungen.

Titelfoto: Montage: xcitepress

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