"Stadtbild"-Demo in Dresden: 250 Menschen gehen auf die Straße

Dresden - Um seine umstrittene Aussage zum "Stadtbild" zu erklären, verwies Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) darauf, die eigenen Töchter zu fragen. Über 250 davon, darunter auch einige Söhne, gingen deshalb am Freitag in Dresden auf die Straße.

Über 250 Demonstranten zogen am Freitag durch Dresden.
Über 250 Demonstranten zogen am Freitag durch Dresden.  © Holm Helis

Relativ spontan von den JuSos organisiert, sammelten sich Mitglieder der Grünen Jugend, der Linksjugend und parteilose Demonstranten am Albertplatz. Ziel war die Zentrale der CDU am Fetscherplatz.

"Ich gehöre zu den Menschen, die immer als fremd gelesen werden, obwohl ich schon längst in Deutschland lebe", sagt Stadtbezirksbeirätin Luciana Schollmeier (54, SPD) in der Auftaktrede. "Ich stehe hier heute, weil ich nicht akzeptieren will, dass ein Kanzler Menschen wie mich entwertet."

Eine Rednerin der Linksjugend wiederum kritisierte am Stadtbild, dass die Zentren meist nur noch graue Shopping-Meilen wären. "Was uns eigentlich an dem Stadtbild hier stört, lieber Friedrich", sagte Sophie Sohla, Sprecherin der Grünen Jugend Dresden.

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"Das sind Autos, die mehr Platz bekommen als Kinder. Das sind Wahlplakate, die mehr Angst als Hoffnung verbreiten. Das sind mehr Bürotürme von Konzernen, aber keine Wohnungen für Familien. Das ist das Schweigen, wenn jemand rassistisch beleidigt wird. Das ist der Hass, der getarnt als Meinungsfreiheit daherkommt."

Friedrich Merz am Dienstag in Dresden erwartet

Eine Demonstrantin hielt ein Schild mit der Botschaft "Nicht mein Vater, nicht mein Kanzler" in die Luft.
Eine Demonstrantin hielt ein Schild mit der Botschaft "Nicht mein Vater, nicht mein Kanzler" in die Luft.  © Holm Helis

Gegen 17 Uhr setzte sich die Demo in Bewegung, zog über Glacisstraße und Güntzplatz zum Fetscherplatz vor die CDU-Zentrale.

Hier warf Stadträtin Anne Herpertz (27, Piraten) der CDU vor, dass ihr Frauen eigentlich egal wären: "Die lokale CDU hier vor Ort wollte im Haushalt dafür sorgen, dass ohne Ende gekürzt wird bei Frauenberatungsstellen", so die Polikerin. "Insbesondere bei Hilfe und Angeboten für Alleinerziehende."

Gegen 18.25 Uhr wurde die Versammlung schließlich mit einem Aufruf sich dem Protest gegen den Merz-Besuch am Dienstag anzuschließen beendet. Zu Zwischenfällen kam es während der Demonstration nicht.

Titelfoto: Holm Helis

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