Till Lindemanns Opernball-Einladung schlägt Wellen: Protest geplant
Leipzig - Rund um den Leipziger Opernball am Samstagabend muss mit zahlreichen Demonstranten gerechnet werden.

Wie das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" mitteilte, soll parallel zum Opernball auf dem Augustusplatz eine Demonstrantion unter dem Motto "Opernball Leipzig – Zwischen Tätern und kultureller Imagination" stattfinden.
Federführend ist das Bündnis "Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch".
Anlass der Aktion sei vor allem auch die Einladung des umstrittenen Rammstein-Sängers Till Lindemann (62), dem in den vergangenen Jahren von mehreren Frauen Machtmissbrauch und angebliche sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden. Die strafrechtlichen Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt.
"Doch wer die Debatte allein auf Lindemann reduziert, verkennt die strukturelle Dimension des Problems", so Irena Rudolph-Kokot (52) vom Aktionsnetzwerk am Mittwoch. "Er steht exemplarisch für ein patriarchales System, das Machtmissbrauch begünstigt. (...) Deswegen fassen wir unsere Kritik am Opernball weiter."
Leipziger Opernball weist Kritik von sich

Die Demonstration richte sich demnach vor allem gegen das kapitalistische System, in welchem "Reichtum, Ruhm oder Status" über die Reaktion auf mögliches Fehlverhalten entscheide.
Nicht nur die Einladung Lindemanns, sondern auch die "sich selbst feiernde, vermeintliche Leipziger High Society" stehe demnach in der Kritik: "Getarnt wird diese Selbstinszenierung durch einen Anstrich von Mildtätigkeit, der zeigen soll, wie großzügig man sei."
"Der Opernball Leipzig ist keine kulturelle Veranstaltung", heißt es in der Mitteilung des Netzwerkes. "Kultur (...) ist hier bloße Kulisse für die Selbstdarstellung einer privilegierten Schicht. Kultur wird konsumiert, nicht gelebt."
Die Demonstration vor der Leipziger Oper soll am Samstagabend um 17 Uhr beginnen.
Als Reaktion auf eine TAG24-Anfrage zu der kontroversen Einladung berief sich eine Sprecherin des Opernballs auf die Unschuldsvermutung. An diesem Prinzip wolle man auch "unabhängig von öffentlicher Meinung oder medialer Darstellung" festhalten.
Titelfoto: Montage Marina Lystseva/TASS/dpa ; Hendrik Schmidt/dpa