Massivbau-Experte klärt auf: Das ist die Ursache für den Einsturz der Carolabrücke!
Dresden - Der Einsturz von Zug C der Carolabrücke am 11. September 2024 warf Fragen nach der politischen Verantwortung für das Unglück auf. Der Abschlussbericht von TU-Professor Steffen Marx (55) entlastet die Verwaltungsspitze.

Die Stadt hatte das Ingenieurbüro "Marx Krontal Partner" mit der Untersuchung des Zusammenbruchs beauftragt. In der Folge sicherten die Fachleute Trümmerteile, durchforsteten Dokumente aus der Planungs- und Bauzeit.
Massivbau-Experte Marx bestätigte am Mittwoch seine erstmals im Dezember vorgebrachten Untersuchungsergebnisse.
Demnach konnte die alleinige Ursache für den Einsturz identifiziert werden: Eine "wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion", so das Gutachten, zerstörte große Teile des Spannstahls im Inneren. Die Schäden stammten mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Bauzeit Anfang der 1970er-Jahre.
Damals lagen viele der Spanndrähte zu lange ungeschützt in ihren Hüllen, Feuchtigkeit drang ein. Hinzu kam eine sukzessive Materialermüdung: Die Verkehrsbelastung und Temperaturschwankung in der Flussquerung haben die Schäden aus der Bauzeit verstärkt.
Marx nimmt Ämter in Schutz

In der Einsturznacht riss dann der letzte noch tragende Draht, Brückenzug C kollabierte. Die inneren Schäden blieben den bis dato üblichen Prüfverfahren verborgen, so Marx. Versäumnisse der Ämter bei vorschriftsmäßigen Untersuchungen und Instandhaltungen habe es jedenfalls nicht gegeben.
Eine Lehre für die Zukunft: Schallemissionsmessungen sind geeignet, um das Einsturzrisiko von Brücken beurteilen zu können. Das Verfahren kommt seit November unter anderem an der Brücke Budapester Straße zum Einsatz.
"Bislang haben wir dort kein Schadensereignis feststellen können", so Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne). Sollte das bis Jahresende so bleiben, bestünden gute Chancen, dass die Brücke normal weiterbetrieben werden kann.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch / IMAGO/Sylvio Dittrich