Licht aus im Rotlichtmilieu: Sexarbeit in großer Not!

Deutschland - Keine Branche ist so stark geprägt von Vorurteilen, Stigmen und Abwertung wie die der freiwilligen Sexarbeit. Und das, obwohl jeder dritte Mann - so die Angaben einer Sexarbeiterin - von ihren Diensten profitiert. Zugeben möchten das allerdings die wenigsten.

Carla aus Hammeln möchte Menschen endlich deutlich machen, dass es auch eine freiwillige und bewusste Prostitution gibt.
Carla aus Hammeln möchte Menschen endlich deutlich machen, dass es auch eine freiwillige und bewusste Prostitution gibt.  © Erobella.com

Kein Wunder also, dass das Prostitutionsgewerbe in Deutschland nun schon seit knapp einem Jahr stillsteht.

Denn obwohl es sich bei der Tätigkeit um eine "körpernahe Dienstleistung" handelt – von jeglicher Unterstützung während der Corona-Pandemie fehlt leider jede Spur.

Auch an den Ausgleichszahlungen wird die Prostitution nicht berücksichtigt.

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Somit bedroht das Virus derzeit nicht nur die Gesundheit unzähliger Menschen weltweit, sondern auch die Existenzen Tausender Sexarbeiter.

In einem Gespräch mit dem erotischen Anzeigenportal Erobella sprachen nun vier selbstständig tätige Frauen über die unendlichen Stigmen, die mit ihrer Arbeit verbunden sind und über Wünsche, welche sie für die Zukunft haben.

Und dabei wurde schnell klar: Eine Veränderung ist dringend notwendig!

Worin liegen die Ursachen der negativen Stigmen gegenüber freiwilliger Sexarbeit?

"Es reicht eben nicht, sich ein Lackkleidchen anzuziehen und böse zu gucken", so Lady Susann aus Berlin. Hinter der Sexarbeit stecke so viel mehr!
"Es reicht eben nicht, sich ein Lackkleidchen anzuziehen und böse zu gucken", so Lady Susann aus Berlin. Hinter der Sexarbeit stecke so viel mehr!  © Bildmontage: Lady Susan (2)

Doch was ist eigentlich die Ursache, dass ausgerechnet eine Branche, die auf einem der liebsten Hobbys fast aller Erwachsenen beruht, einen so schlechten Ruf hat?

Melanie aus Hannover hat da so eine Idee: "Die Mehrheit hat eine veraltete Vorstellung von Sexarbeit, die nichts mehr mit der aktuellen Realität zu tun hat."

Aufklärung sei in jeglicher Hinsicht absolut mangelhaft, Sexarbeiterinnen für die Öffentlichkeit so gut wie unsichtbar.

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Die Menschen haben ein falsches Bild der Arbeit, so Carla aus Hammeln und "Lily" aus Leipzig. Oft wird sie sogar als etwas Schmutziges angesehen.

Dabei wird der Beruf immer wieder unterschätzt: Entgegen der meisten Vorurteile reiche es eben nicht nur, sich "ein Lackkleidchen anzuziehen und böse zu gucken", so die Berlinerin Lady Susanne.

Schließlich müssen sie sich genauso um "die Buchhaltung und Werbung kümmern wie in jedem anderen selbständigen Job auch".

Außerdem verlangt dieser Job auch mental einiges von den Frauen ab. "Wir [müssen uns] auf jeden Kunden individuell einlassen und ihnen in kürzester Zeit mit all unserer Empathie begegnen", so Melanie.

Dabei verhalte sie sich immer öfter wie eine Psychologin.

Es gibt sie wirklich: die freiwillige Prostitution. Und das sollen die Menschen endlich begreifen!

Melanie aus Hannover hat es satt, dass zu wenige Blickwinkel der extrem vielfältigen Branche beleuchtet werden.
Melanie aus Hannover hat es satt, dass zu wenige Blickwinkel der extrem vielfältigen Branche beleuchtet werden.  © Erobella.com

Ein weiteres riesiges Problem: "Sexarbeit hat den Ruf, dass die Frauen das nicht freiwillig machen", wirft Lady Susann ein.

Dazu tragen vor allem unsere heutigen Medien bei. Darin sind Sexarbeiterinnen oftmals Frauen mit Geld- oder Drogenproblemen, die in die Prostitution hineingezwungen wurden.

"Das sind zu wenige Blickwinkel für eine Branche, die extrem vielfältig ist", so Melanie.

Schließlich gibt es auch "die freiwillige und bewusste Prostitution, die aber nicht der erste Gedanke ist, wenn man an Sexarbeit denkt", bemerkt Carla aus Hammeln.

Prostitution: das vergessene Gewerbe der Corona-Krise

Die Leipzigerin "Lily" ist enttäuscht, wie wenig an Sexarbeiterinnen in der Corona-Krise gedacht wurde.
Die Leipzigerin "Lily" ist enttäuscht, wie wenig an Sexarbeiterinnen in der Corona-Krise gedacht wurde.  © Erobella.com

Was für ein großes Problem diese Vorurteile bis heute darstellen, habe vor allem die Corona-Krise erneut deutlich gemacht.

"Man hat uns mit Bezug auf die Krise überhaupt nicht mitgedacht", so "Lily" enttäuscht.

"Es ging immer nur um Friseure, Gastronomen und andere Selbstständige."

Dass Sexarbeiterinnen doch aber auch selbstständig sind, "wurde weitgehend totgeschwiegen."

Weitergehen kann es so nicht.

Darum appelliert Carla an die sich wandelnde Gesellschaft: "Prostitution muss endlich als ganz normale Arbeit angesehen werden. So wie jede andere körpernahe Dienstleistung auch."

Titelfoto: Bildmontage: Erobella.com (3) & Lady Susan

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