Nur noch mit Ausweis auf Pornoseiten? Die Amis machen Ernst

Louisiana (USA) - Der US-Bundesstaat Louisiana hat Nägel mit Köpfen gemacht: Seit dem 1. Januar 2023 ist der Besuch von Pornoseiten nur noch nach Verifizierung mit einem gültigen Ausweis möglich. Weitere Bundesstaaten folgten dem Beispiel.

Kinder kommen viel zu früh mit pornografischen Inhalten in Kontakt, was ihr Gehirn nachhaltig schädigen kann.
Kinder kommen viel zu früh mit pornografischen Inhalten in Kontakt, was ihr Gehirn nachhaltig schädigen kann.  © 123RF/burdun

Die klassische Frage, die in Deutschland Minderjährige vor pornografischen Inhalten "schützen" soll: "Sind Sie mindestens 18 Jahre alt? Ja/Nein", ist in Louisiana nicht rechtens, geschweige denn ausreichend.

Betreiber von Pornoseiten können dort verklagt werden, wenn Minderjährigen doch der Zugang gelingt.

Auch die nachziehenden Bundesstaaten haben erkannt, dass ein zu früher Kontakt mit Pornografie das noch nicht voll entwickelte Gehirn von Kindern oder Teenagern nachhaltig schädigen kann, daher könne man von einer Gesundheitskrise sprechen.

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"Pornografie führt zu einer Krise der öffentlichen Gesundheit und hat einen zersetzenden Einfluss auf Minderjährige", hieß es im Gesetzesentwurf in Louisiana. Bei diesem Vorhaben herrschte eine in den USA völlig unbekannte Einigkeit zwischen den Demokraten und Republikanern. Denn die Lage ist offenbar sehr ernst.

Auch in Deutschland haben immer mehr junge Menschen aufgrund zu früher und intensiver Kontakte mit pornografischem Material Probleme, intime Beziehungen einzugehen.

Eine Studie in der Zeitschrift "Die Psychotherapie" zeigte, dass junge Erwachsene im Alter von 20 bis 30 Jahren eine Form von "Nichtbeziehung" bevorzugt, in der zwar Sexualität gelebt werden kann, aber definitiv keine Partnerbeziehung erwünscht oder gar möglich ist.

Pornos schaffen eine abnormale Normalität, die krank machen kann

Im Jahr 2019, dem letzten Jahr, in dem Pornhub seine Daten veröffentlichte, wurde die Seite 115 Millionen Mal pro Tag besucht.
Im Jahr 2019, dem letzten Jahr, in dem Pornhub seine Daten veröffentlichte, wurde die Seite 115 Millionen Mal pro Tag besucht.  © 123RF/pe3check

Es scheint, als machen Pornos abhängig. So wie Drogen. Auch für Erwachsene können Pornos gefährlich sein.

Eine Studie der Universität Cambridge konnte 2015 nachweisen, dass die durch Pornografie im Gehirn ausgelösten neurochemischen Reaktionen denen von illegalen Drogen gleichen. Das bedeutet freilich nicht, dass Pornografie automatisch süchtig macht. Die Gefahr einer Suche ist jedoch hoch. So wie bei Alkohol oder stoffgebundenen Drogen.

Wenn Kinder Alkohol kaufen wollen, versuchen verantwortungsbewusste Menschen, dies zu verhindern. Wenn Kinder Drogen konsumieren wollen, ebenfalls. Aber Pornos sind rund um die Uhr verfügbar und scheinbar niemand achtet ernsthaft und konsequent darauf, Kinder vor dieser Droge zu schützen.

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Laut der Universität Hohenheim sinkt das durchschnittliche Alter des Erstkontakts mit Pornografie bei Kindern und Jugendlichen seit Jahren und war bereits 2017 bei 12,7 Jahren angelangt.

Den Kindern kann dabei ein völlig verzerrtes und gestörtes Verhältnis zu Intimität und "Normalität" vermittelt werden. Einige verlieren sogar durch die perfekte sexuelle Darstellung die Lust am "Normalen". Das Gehirn begreift nicht, dass das alles eine Fälschung ist. Und das könnte noch gravierender werden, wenn erst mal künstliche Intelligenz die Pornos von morgen produzieren wird und alles noch makelloser und grenzenloser ist.

Der niederländische Biologe Nikolaas Tinbergen (1907-1988) nannte diese künstlich überhöhten, falschen sexuellen Darstellungen "Supernormal Stimuli" (deutsch: "übernatürlicher Reiz"). In einem Versuch fertigte Tinbergen Papp-Imitate weiblicher Schmetterlinge mit intensivierten leuchtenden Farben an und beobachtete, dass Männchen diese übernatürlichen Attrappen den echten Weibchen, die direkt neben ihnen flogen, vorzogen.

Irgendwann bevorzugten wir die Pappschmetterlinge mit falschen Brüsten gegenüber dem Original.

Pornos machten auch Popstar Billie Eilish kaputt

Billie Eilish (21) hätte gerne auf ihre Erfahrungen mit Pornografie verzichtet.
Billie Eilish (21) hätte gerne auf ihre Erfahrungen mit Pornografie verzichtet.  © Jordan Strauss/Invision/AP/dpa

Natürlich gibt es mithilfe von VPN-Servern, dem Darknet oder anderen Wegen immer noch Möglichkeiten, an Pornografie heranzukommen, aber der Weg ist nun weiter und schwieriger. Das kann Kinder und besonders suchtgefährdete Menschen schützen.

Laut Ethical Capital Partners, dem Private-Equity-Unternehmen, dem Pornhub gehört, sind die Besucherzahlen in Louisiana laut Politico um 80 Prozent zurückgegangen.

In den anderen drei Staaten, in denen die Gesetze seit Monaten in Kraft sind – Utah, Mississippi und Virginia – hat Pornhub etwas noch beispielloseres getan: Es hat einfach den Betrieb eingestellt.

Die Alternative der sogenannten "Sexpositiv-Bubble" ist "feministische Pornografie". Diese soll keine Gewalt darstellen, einfühlsamer sein und die weibliche Perspektive mehr berücksichtigen.

Das ist zwar nett gemeint, vernachlässigt aber ein weiteres großes Problem der Pornografie: die Belohnung mit sexuellen Reizen ohne Kommunikation und ohne Hürden. Das ist eine gefährliche Mischung und die Studienlage verspricht eher eine Vereinsamung statt anhaltender Glücksgefühle.

Eine bekennende Feministin und Vorbild vieler junger Frauen sieht das bestimmt ähnlich. Der Popstar Billie Eilish (21) sagte mal in einem Interview: "Um ehrlich zu sein, habe ich früher viele Pornos geschaut. Ich fing an, Pornos anzuschauen, als ich etwa 11 war. [...] Ich glaube, es hat mein Gehirn zerstört und ich fühle mich unglaublich am Boden zerstört, dass ich so vielen Pornos ausgesetzt war."

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/pe3check, 123rf/burdun

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