Basel/Wien - Am vergangenen Wochenende fand in Basel der 69. Eurovision Song Contest (ESC) statt, an dessen Ende Sänger JJ (24) zum Sieger gekürt wurde. Doch die Tage danach brachten dem Österreicher auch viel negativen Trubel. Nicht nur in der kriegsgebeutelten Ukraine hatte er sich unbeliebt gemacht, auch mit seinen Israel-Aussagen sorgte er für Unverständnis. Umso überraschender machten ihm die Geschwister zweier Hamas-Geiseln nun ein Angebot.
Mit seinem Song "Wasted Love" sammelte Johannes Pietsch, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, insgesamt 436 Punkte, verwies damit die israelische Sängerin Yuval Raphael (24, 357 Punkte) - eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 - auf Rang 2.
Im Gespräch mit der spanischen Zeitung El Pais ließ JJ sich dann trotz des Schicksals seiner ärgsten Konkurrentin in dieser Woche zu folgender Aussage hinreißen: "Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt. Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet – ohne Israel."
Der 24-Jährige verglich das Land auch mit Russland, indem er behauptete: "Beide sind Angreifer." Der Aufschrei war groß, wenig später ruderte Pietsch wieder etwas zurück.
Israels Botschafter in Österreich, David Roet (61), schrieb danach auf X: "Ich lade ihn herzlich ein, Israel zu besuchen - ich bin sicher, auch Yuval würde sich freuen, ihn zu treffen. Manchmal kann es einen großen Unterschied machen, eine andere Perspektive zu hören."
An diesem Wochenende folgte eine weitere, überraschendere Einladung zu einem persönlichen Treffen. Die Geschwister von Evyatar David (24) und Guy Gilboa-Dalal (24), zwei junge Männer, die sich immer noch in Gefangenschaft der Hamas befinden, suchen nun das Gespräch mit dem ESC-Gewinner.
Geschwister von Hamas-Geiseln suchen das Gespräch, auch Kritik aus der Ukraine
"Wir sind überzeugt, dass jeder, der sich öffentlich zu diesem Konflikt äußert, auch bereit sein sollte, die Stimmen jener anzuhören, die persönlich davon betroffen sind", heißt es in einem offenen Brief, der unter anderem der österreichischen Kronen-Zeitung vorliegt.
"Unsere Bitte ist kein Aufruf zu einer Debatte, sondern ein Angebot, der oft in oberflächlichen Parolen und wütenden Extremen geführten Diskussion eine menschliche und faktische Dimension hinzuzufügen", schreiben die vier Geschwister, die in der kommenden Woche in Wien sein werden. Eine Antwort von Pietsch steht bislang noch aus.
Indes hat es sich der Sänger auch bei vielen ukrainischen ESC-Fans versaut. Als Vorbild für seinen Hit "Wasted Love" hatte JJ unter anderem Putin-Freundin Anna Netrebko (53) genannt.
"Österreich hat den Eurovision Song Contest 2025 gewonnen. Der Sieger ließ sich von einer russischen Opernsängerin inspirieren, die den Völkermord am ukrainischen Volk unterstützt", wetterte unter anderem ein User auf der Seite des ukrainischen Senders Kanal 24.