Feuer-Drama in Seniorenheim mit vier Toten! Bewohner soll fahrlässig gehandelt haben

Bedburg-Hau - Bei einem Brand in einer Seniorenresidenz im niederrheinischen Bedburg-Hau sind in der Nacht mindestens vier Menschen gestorben. Viele weitere wurden bei dem Unglück verletzt. Die Ermittlungen richten sich gegen einen Bewohner (71) des Heims.

Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort.  © Christoph Reichwein/dpa

Wie die Staatsanwaltschaft am Nachmittag mitteilte, wird der 71-Jährige verdächtigt, das Feuer fahrlässig verursacht zu haben.

Zuvor hatte die Polizei Kleve am Montagmorgen gegenüber TAG24 bestätigt, dass die Flammen in der Residenz "Haus Simon" im Ortsteil Qualburg gegen 3.50 Uhr ausbrachen. Zuerst hatte der WDR berichtet.

Beim Eintreffen der Einsatzkräfte sei die Situation laut einem Feuerwehrsprecher bereits "dramatisch" gewesen.

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Die Flammen hatten sich bereits so weit ausgedehnt, dass Teilbereiche des zweigeschossigen Gebäudes nicht mehr betreten werden konnten. Um die Heimbewohner zu retten, mussten die Feuerwehrleute einige Fenster einschlagen.

Eine Sprecherin der Polizei berichtete, dass vier Senioren in dem Feuer ihr Leben verloren haben. Eine Person schwebt demnach in Lebensgefahr, ein Feuerwehrmann und ein Polizist wurden schwer verletzt. 21 weitere Menschen wurden leicht verletzt.

Der Einsatz verlangte den Einsatzkräften einiges ab.
Der Einsatz verlangte den Einsatzkräften einiges ab.  © Christoph Reichwein/dpa
Zahlreiche Bewohner mussten evakuiert werden.
Zahlreiche Bewohner mussten evakuiert werden.  © Christoph Reichwein/dpa

Feuer in NRW-Seniorenheim: Zahlreiche Bewohner evakuiert, Heim unbewohnbar

Das Haus sind offenbar vorerst unbewohnbar.
Das Haus sind offenbar vorerst unbewohnbar.  © Christoph Reichwein/dpa

Während einige der Bewohner vom Rettungsdienst notfallmedizinisch im Seniorenheim versorgt wurden, wurden andere bereits in Krankenhäuser gebracht. Ebenso der Polizist und der Feuerwehrmann, die jedoch wenig später wieder entlassen werden konnten.

46 andere Senioren mussten evakuiert und mit Bussen in eine Mehrzweckturnhalle gebracht werden. Dort werde nun ihr Gesundheitszustand untersucht. "Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere Verletzte hinzukommen: Es war ein großer Schock für sie", so die Sprecherin.

Die Feuerwehr war "mit starken Kräften vor Ort, um die Einsatzlage zu bewältigen." Nachdem der Brand gelöscht worden war, liefen noch Nachlöscharbeiten. Der Bereich um das Heim war weiträumig abgesperrt.

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Angaben der Feuerwehr zufolge ist das Haus nicht mehr bewohnbar. "Die Entwicklung ist, dass das Pflegeheim nicht mehr bewohnbar ist, weil die Brandmeldeanlage zerstört ist", sagte ein Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr am Montagvormittag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Bewohner werden, auch aufgrund des "massiven Rauchschadens", in anderen Heimen untergebracht.

Wo genau der Brand ausbrach und wie es dazu kommen konnte, wird nun ermittelt. Kriminalbeamte seien laut der Polizei-Sprecherin bereits vor Ort. Eine Sprecherin des Altenheim-Betreibers Newcare wollte sich zu dem Brand vorerst nicht äußern.

Ein Leichenwagen fuhr vor und wieder weg.
Ein Leichenwagen fuhr vor und wieder weg.  © Christoph Reichwein/dpa
Bilder aus dem Inneren der Residenz zeigen das Maß an Zerstörung.
Bilder aus dem Inneren der Residenz zeigen das Maß an Zerstörung.  © Christoph Reichwein/dpa

Innenminister Reul dankt Helfern und Einsatzkräften

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (71, CDU, m.) fuhr kurz nach dem Brand zum Unglücksort.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (71, CDU, m.) fuhr kurz nach dem Brand zum Unglücksort.  © Christoph Reichwein/dpa

Nur wenige Stunden nach dem Brand eilte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (71, CDU) an den Unglücksort, um sich ein Bild zu machen.

"Das haut einen um, das macht einen nachdenklich, das macht einen traurig", sagte der CDU-Politiker nach Sichtung des Brandortes. "Das ist eine sehr bedrückende Situation."

Reul dankte zudem den Einsatzkräften und Helfern: "Ich finde es eindrucksvoll, wie sie das alles gemeistert haben und relativ schnell das Feuer im Griff gehabt haben und die aller allermeisten Menschen gerettet haben."

Patientenschützer fordert besseren Brandschutz für Pflegeheime

Pflegerinnen aus dem Haus trauern um die verstorbenen Menschen.
Pflegerinnen aus dem Haus trauern um die verstorbenen Menschen.  © Christoph Reichwein/dpa

Brände in Senioren- oder Pflegeeinrichtungen haben häufig tragische Folgen. So starben im September 2022 drei Menschen bei einem Feuer in einem Altenheim im niedersächsischen Wardenburg.

Patientenschützer fordern daher seit Jahren einen besseren Brandschutz für Pflege- und Altenheime. "Die Zahl der Brände in Pflegeheimen bleibt auf einem konstant hohen Niveau, allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat es 26 Mal gebrannt", so Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz gegenüber der dpa.

"Das macht offenkundig, dass die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes in den 16.000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichen."

Die Stiftung fordert eine gesetzliche Pflicht, jedes Zimmer mit selbstständigen Löschanlagen auszustatten. "Denn diese Technik reagiert auf Wärme oder Rauch und bekämpft damit sowohl Entstehungsbrände als auch unkontrollierte Rauchgasentwicklung frühzeitig."

"Sprinkleranlagen könnten hier Leben retten und Sachschäden deutlich minimieren", sagte Brysch weiter. "Was in Möbelhäusern und Lagerhallen seit Langem Standard ist, muss auch in Pflegeheimen gelten."

Erstmeldung: 7.10 Uhr, zuletzt aktualisiert: 15.41 Uhr

Titelfoto: Montage: Christoph Reichwein/dpa (3)

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