Evakuierung nach Leipzig stand kurz bevor: Hätte die legendäre Antonov gerettet werden können?

Leipzig/Kiew - Sein ganzes Leben widmete der gebürtige Moskauer Ingenieur Oleg Antonov der Konstruktion von Flugzeugen. Bedingt durch den technischen Wettstreit zwischen der Sowjetunion und den USA schufen er und sein Entwicklerteam die sagenumwobene An-225, das bis heute längste und schwerste Frachtflugzeug der Welt. Kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 versuchte Antonov-Manager Oleksandr Gritsenko, den Transporter mit dem Spitznamen "Mrija" aus Kiew nach Leipzig zu evakuieren, um ihn so vor der Zerstörung zu bewahren.

Verteidigt wurde der Flughafen von etwa 300 unerfahrenen Soldaten der 4. Schnellen Eingreifbrigade der Ukrainischen Nationalgarde. (Archivfoto)
Verteidigt wurde der Flughafen von etwa 300 unerfahrenen Soldaten der 4. Schnellen Eingreifbrigade der Ukrainischen Nationalgarde. (Archivfoto)  © Genya SAVILOV / AFP

"Mitte Januar 2022 erhielt ich von der Nato Informationen darüber, dass der Krieg bald beginnen wird", sagt Gritsenko in der Arte-Dokumentation "Der Gigant - Die legendäre Antonov".

Daraufhin habe er mit der Erstellung eines Plans zu Evakuierung der restlichen Flugzeuge aus Kiew nach Leipzig, der einzigen technischen Basis des Unternehmens außerhalb der Ukraine, begonnen.

Doch dann kam alles anders: Am 15. Februar, wenige Tage vor dem russischen Überfall, entlässt die Konzernführung Gritsenko. "Ich konnte mich nicht mehr um die Evakuierung kümmern." Die Gründe für seine Kündigung erfährt Gritsenko nie.

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An-225-Pilot Dmytro Antonov begreift das Geschehen bis heute nicht: "Die Mrija war bereit, die Triebwerke hätten laufen können. Man musste nur den Befehl geben." Viele ukrainische Airlines hätten ihre Flugzeuge in den Tagen vor dem Angriff in Sicherheit gebracht, sagt Antonov. "Unsere Maschinen blieben. Warum ist das passiert?"

Stolz präsentierten sich Olexandr Halunenko und Dymtro Antonov vor dem einzigen jemals gebauten Exemplar der An-225.
Stolz präsentierten sich Olexandr Halunenko und Dymtro Antonov vor dem einzigen jemals gebauten Exemplar der An-225.  © MDR/Marc Voigt
Den Erstflug absolvierte die "Mrija" am 21. Dezember 1988. Zwar wurde mit dem Bau einer zweiten Maschine begonnen, diese wurde jedoch nie fertiggestellt. (Archivfoto)
Den Erstflug absolvierte die "Mrija" am 21. Dezember 1988. Zwar wurde mit dem Bau einer zweiten Maschine begonnen, diese wurde jedoch nie fertiggestellt. (Archivfoto)  © PR/Myroslav Kaplun

Antonov-Flughafen wird am ersten Tag Schwerpunkt russischer Angriffe

Das längste und schwerste Frachtflugzeug der Welt wurde gleich zu Beginn der russischen Vollinvasion auf dem Antonov-Werkfsflughafen in der Nähe Kiews irreparabel zerstört. (Archivfoto)
Das längste und schwerste Frachtflugzeug der Welt wurde gleich zu Beginn der russischen Vollinvasion auf dem Antonov-Werkfsflughafen in der Nähe Kiews irreparabel zerstört. (Archivfoto)  © Genya SAVILOV / AFP

Gleich in den ersten Stunden der russischen Invasion am 24. Februar 2022 wurde der Antonov-Werksflughafen Hostomel in der Nähe Kiews zum Ziel russischer Raketenangriffe und Kommandosoldaten.

Drei Tage später geriet der Hangar, in dem die bereits betankte An-225 geparkt war, bei einem Luftangriff in Brand. Die "Mrija" (zu deutsch: Traum) erlitt dabei irreparable Schäden. Lediglich drei Triebwerke konnten geborgen werden.

Nach dem Scheitern des russischen Vorstoßes auf die ukrainische Hauptstadt Kiew räumten die Russen Hostomel am 1. April.

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Noch am selben Tag besuchte Pilot Dmytro Antonov den ausgebrannten Hangar und die Überreste des einzigen Flugzeugs dieses Typs, seiner "Mrija".

"Ich habe gesagt: Grüß dich Flugzeug", erzählt der Pilot, während er mit den Tränen kämpft. "Menschen haben sie gebaut und Menschen haben sie zerstört."

Titelfoto: Genya SAVILOV / AFP

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