Condor gibt Leipziger Flüge an Billig-Schwester ab: Soll das wirklich ein "Meilenstein" sein?
Leipzig - Hatte der CEO der Mitteldeutschen Flughafen AG, Götz Ahmelmann, bezüglich der Eröffnung der neuen Basis von Marabu Airlines am Flughafen Leipzig/Halle noch von einem "Meilenstein" gesprochen, wird nun allmählich klar, dass dies wohl eher eine Reduzierung des Passagier-Geschäfts bedeuten könnte.
Alles in Kürze
- Condor gibt Leipziger Flüge an Billig-Schwester Marabu ab
- Marabu übernimmt Condor-Strecken, Zukunft ungewiss
- Gewerkschaft Cockpit kritisiert Personalpolitik von Marabu
- Flughafen Leipzig/Halle verliert und gewinnt Verbindungen
- Finanzielle Situation und Ausbau des Flughafens umstritten

Die als neue Errungenschaft gepriesene estnische Airline Marabu bedient schon jetzt viele der eigentlich von Condor angeflogenen Ziele. Auf die Anfrage, wann und ob die Schwester-Gesellschaft das Condor-Angebot vollständig übernehmen wird, gaben beide Airlines keine eindeutige Antwort.
Zwar wird im bereits laufenden Sommerflugbetrieb mit dem griechischen Chania eine weitere Destination angeboten. Ob auch in Zukunft weitere Verbindungen hinzukommen sollen, ließen auf TAG24-Anfrage jedoch sowohl Marabu als auch der Betreiber der Mitteldeutschen Flughafen AG offen.
Dazu heißt es lediglich, dass die Airline ein "weiteres Wachstum bei der Flotte und den Beschäftigten" plane. Ob dies für den Standort in Mitteldeutschland anvisiert wird, bleibt ungewiss.
Auffällig ist jedoch, dass Marabu drei Flugzeuge vom Typ Airbus A320neo in Sachsen stationieren wird, welche ein Sitzplatzvolumen von rund 150 aufweisen. Die von Condor aus Leipzig betriebenen Airbus A321 bieten jedoch Platz für 200 Passagiere.
Ein Kommen und Gehen am Flughafen Leipzig/Halle

Kritisch gesehen wird die Übergabe von Verbindungen von Condor an Marabu auch durch die Gewerkschaft Cockpit: "Wir beobachten die Entwicklung bei Marabu sehr genau", sagte Pressesprecherin Sarah Weißer auf TAG24-Nachfrage.
"Das Konstrukt, Airlines mit ausländischen Betriebsgenehmigungen zu gründen und damit deutsche Arbeitsverträge zu unterlaufen, ist bekannt." Die Gewerkschaft würde es daher begrüßen, wenn Strecken bei Condor verbleiben würden.
Darauf angesprochen teilte Condor mit, dass Marabu nach EU-Vorschriften operiere. "Das Personal von Marabu wird ebenfalls nach hohen europäischen Standards geschult", so ein Condor-Sprecher gegenüber TAG24.
Unterdessen gibt es weiterhin gemischte Signale bezüglich der Entwicklung des Mitteldeutschen Flughafens. Erst am vergangenen Freitag hatte Universal Air aus Malta das Ende einer weiteren Destination angekündigt. Im Herbst letzten Jahres hatte der Abschied von Ryanair aus Dresden und Halle für Schlagzeilen gesorgt.
Am Montag gab der Flughafen dann bekannt, dass die deutsch-türkische Airline SunExpress mit Varna und Burgas hingegen ab Mitte Mai zwei neue Direktverbindungen nach Bulgarien ans Schwarze Meer anbieten wird.
Die prekäre finanzielle Situation sowie der umstrittene Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Mehrere Klagen gegen das Vorhaben werden aktuell verhandelt.
Titelfoto: Lutz Brose