Hamburger SPD-Politikerin muss nach Angriff weiter in Israel ausharren

Von Christiane Bosch

Hamburg - Hamburgs Parlamentspräsidentin Carola Veit (52, SPD) sitzt wegen der Angriffe von und auf Israel noch immer in Tel Aviv fest und kann das Land weiterhin nicht verlassen.

Die SPD-Politikerin Carola Veit kann Israel noch immer nicht verlassen.
Die SPD-Politikerin Carola Veit kann Israel noch immer nicht verlassen.  © Jonas Walzberg/dpa

"Wir sind in einem Hotel untergebracht, wir haben Kontakt zur deutschen Botschaft und wir warten jetzt ab", sagte die 52-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

In der Nacht zu Samstag habe sie viermal einen Schutzraum des Hotels aufsuchen müssen. "Wir haben dann 90 Sekunden Zeit, in den Schutzraum zu gehen und müssen dort bis zur Entwarnung bleiben."

Es sei zwar eine belastende Situation, "aber das geht hier allen so". Sie nutze die Zeit für Arbeit am Laptop und telefoniere viel. "Ich bekomme derzeit mehr Anrufe als an meinem Geburtstag", sagte sie weiter.

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Auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es mehrere Angriffswellen auf israelische Städte. "Die Nacht war natürlich wieder unruhig. Es gibt jetzt zum Teil längere Vorwarnzeiten vor den Alarmen, dadurch sind die Zeiten in den Schutzräumen auch länger. Familien mit kleinen Kindern müssen sich dann auch eine ganze Nacht dort einrichten", sagte Veit am Sonntagmorgen der dpa.

Derzeit sei das Leben in der Stadt weitgehend lahmgelegt beziehungsweise reduziert. "Es ist wirklich Kriegszustand. Das Leben ist heruntergefahren. Es fahren keine Busse, keine Bahnen, keine Taxen - es ist auch noch Schabbat", sagte sie am Samstag. Schabbat ist ein Ruhetag im Judentum, der am Freitagabend beginnt.

Öffentliches Leben laut Carola Veit "ganz reduziert"

Carola Veit wollte eigentlich bereits am Freitag von Israel zurück nach Hamburg.
Carola Veit wollte eigentlich bereits am Freitag von Israel zurück nach Hamburg.  © Marcus Brandt/dpa

"Natürlich ist man dauerhaft in einer Art Hab-Acht-Stellung. Das öffentliche Leben ist ganz reduziert, Schulen und öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen, auch die meisten Geschäfte."

Nach den aktuellen Guidelines seien alle Aktivitäten verboten, die nicht wesentliche Dienstleistungen sind. "Man muss jederzeit mit einem Alarm rechnen. Trotzdem versuchen die Menschen offenbar etwas Normalität aufrechtzuerhalten."

Veit geht nach wie vor nicht davon aus, dass sie und ihr Protokollchef noch an diesem Wochenende wieder nach Hamburg zurückfliegen werden. "Nein, ein Rückflug heute ist überhaupt kein Thema. Ich gehe auch nicht davon aus, dass in den nächsten Tagen zivile Flugbewegungen möglich sind."

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Eigentlich wollte die Politikerin nach ihrem viertägigen Besuch in Israel am frühen Freitagmorgen wieder nach Hamburg fliegen. Doch aufgrund der Angriffe war der Luftraum über Israel gesperrt worden.

Carola Veit besuchte Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

Israel hatte in der Nacht auf Freitag aus der Luft mit einem Großangriff auf iranische Städte und Atomanlagen begonnen. Die islamische Republik reagierte mit Gegenangriffen. Es gibt auf beiden Seiten viele Tote und Verletzte. Veit hatte bei ihrem Besuch in Jerusalem unter anderem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und die Knesset besucht.

Zudem sei sie nach Aschdod und Be‘er Scheva gefahren. Ihr Besuch in Israel sei nach einer Einladung des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor (66), vor zwei Jahren lange geplant gewesen. Daran habe auch der Krieg nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 nichts geändert.

Titelfoto: Jonas Walzberg/dpa

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