Aktivisten kleben sich an Yacht fest: Gegen "den zerstörerischen Lebensstil der Superreichen"

Neustadt in Holstein - Unterstützer*innen der "Letzten Generation" protestierten am Dienstagvormittag im "ancora Marina Yachthafen" in Neustadt an der Ostsee nach eigenen Angaben gegen "den zerstörerischen Lebensstil der Superreichen und dem planlosen Zusehen der Bundesregierung dabei".

Aktivist*innen hängen Plakate an eine Yacht. Darauf ist unter anderem "Euer Luxus = unsere Ernteausfälle" zu lesen.
Aktivist*innen hängen Plakate an eine Yacht. Darauf ist unter anderem "Euer Luxus = unsere Ernteausfälle" zu lesen.  © Screenshot/Instagram/letztegeneration

Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, hätten sich die Aktivisten gegen 11.30 Uhr zu Wasser und zu Land einer Luxusyacht genähert.

Wie auf Bildern und in einem Clip, die auf der Instagram-Seite der "Letzten Generation" veröffentlicht wurden, zu sehen ist, färbten die Teilnehmer*innen der Aktion das Wasser - laut eigener Mitteilung mithilfe von Uranin, das für Menschen, Tiere und Pflanzen unbedenklich sei - giftgrün ein und sprühten das Boot mit einem präparierten Feuerlöscher orange an.

Die giftgrüne Färbung des Hafenbeckens warne davor, dass die Meere zu kippen drohen. "Wenn die Meere aufgrund der globalen Erwärmung sich weiter erwärmen, versauern sie und vermehrtes Algenwachstum wird das Wasser giftgrün färben. Hierdurch verlieren sie ihre Fähigkeit, CO2 aufzunehmen. Dies ist eine äußerst bedrohliche Veränderung, die todbringende Konsequenzen für das Leben auf der Erde hat."

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Sechs der Aktivist*innen bestiegen laut Polizei im Anschluss die Yacht und klebten sich an der Reling fest.

Außerdem hängten sie Banner auf, auf denen unter anderem zu lesen war: "Euer Luxus = unsere Ernteausfälle" und "Mehr Demokratie: Gesellschaftsrat jetzt".

"Letzte Generation" während einer Aktion im Yachthafen von Neustadt

Polizei holt Aktivisten von Luxusyacht

Die Wasserschutzpolizei und das Polizeirevier Neustadt waren mit starken Kräften im Einsatz, heißt es weiter.

"Kurz nach halb eins begannen die Polizisten, die Personen vom Boot zu lösen. Hierzu demontierten die Einsatzkräfte auch die Reling. An Land wurden die Aktivisten medizinisch betreut und versorgt. Einige lehnten eine Behandlung ab."

Insgesamt seien die Personalien von acht Beteiligten festgestellt worden. Zwei von ihnen wurden demnach erkennungsdienstlich behandelt.

Alle müssten sich in einem Verfahren wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, der Wasserverunreinigung und des Hausfriedensbruchs verantworten.

Gegen 15 Uhr war der Einsatz wieder beendet. Um was für einen Stoff oder welche Art Farbe es sich bei der Aktion handelte, werde untersucht.

Farbanschlag auf "größten privaten Yachthafen an der Ostsee"

Aktivist*innen protestieren an Board einer Yacht.
Aktivist*innen protestieren an Board einer Yacht.  © Screenshot/Instagram/letztegeneration

Letzte-Generation-Sprecher Theodor Schnarr über die Aktion am heutigen Dienstag: "Unsere Fragen richten sich an Kanzler Scholz: Was nützen den Reichen und ihren Kindern und Enkelkindern ihre Luxusyachten, wenn sich die Meere in eine stinkende giftgrüne Brühe verwandelt haben? Was nützen ihnen ihre klimatisierten Villen und Bunker in Neuseeland, wenn sie dort in einer Art freiwilligen Verbannung leben?"

Schnarr fordert: "Olaf Scholz, handeln Sie und sorgen Sie mit einer mutigen Politik dafür, dass ein Gesellschaftsrat einberufen wird, der Sie bei der mutigen Entscheidung, die Exzess-Emissionen der Reichen zu stoppen, unterstützt."

Nach Angaben der "Letzten Generation" verfüge der "ancora Marina Yachthafen" über 1440 Liegeplätze (laut dem Yachthafen handelt es sich um 1400 Plätze) und sei somit der größte private Yachthafen an der Ostsee.

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Eine Superyacht verursache demnach mehr CO2 als 600 durchschnittliche Bürger*innen Deutschlands, heißt es weiter.

"Die Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung sind völlig ungenügend und sozial ungerecht", urteilen die Aktivist*innen in ihrer Mitteilung.

"Im Gesellschaftsrat können wir eine gerechte Lösung finden, die für die große Mehrheit der Bevölkerung gut ist. Parlament und Regierung sollen anschließend über die vom Gesellschaftsrat erarbeiteten Maßnahmen abstimmen."

Erstmeldung: 14.40 Uhr. Aktualisierung: 16.01 Uhr.

Titelfoto: Screenshot/Instagram/letztegeneration

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