Mysteriöse Mumie untersucht: Ein Detail verblüfft die Forscher sehr
Turin (Italien) - Jahrelang schlummerte die Anden-Mumie im Depot des Museums für Anthropologie und Ethnographie an der Uni Turin (Italien). Nun haben Wissenschaftler den Körper der vor mehr als 800 Jahren verstorbenen Frau gründlich untersucht.

Im Fachjournal "Journal of Cultural Heritage" berichten die Forscher von ihren Erkenntnissen.
Mit einem aufwändigen Verfahren, einer multispektralen Fotoanalyse, habe man die Mumie detailliert vermessen.
Faszinierend: An beiden Wangen der erwachsenen Frau, die wohl vor rund 800 Jahren in Südamerika lebte, konnten Tattoos nachgewiesen werden. Drei senkrechte Linien, rund sechs Zentimeter lang verlaufen von Mund zum Ohr. Am Handgelenk trug die Frau hingegen ein S-förmiges Muster, berichten die Forscher.
Für das Team um den Anthropologen Dr. Gianluigi Mangiapane ist die jüngste Entdeckung eine Sensation. Denn: Bislang konnten nur bei ganz wenigen Mumien Tattoos nachgewiesen werden. Mumifizierte Haut sei häufig nicht ausreichend konserviert. Mögliche Tattoos mit bloßem Auge nicht sichtbar, heißt es in der Studie.
Interessantes Detail: Die verwendete Farbe wurde nicht aus Holzkohle gewonnen, wie bei traditionellen Tätowierungen häufig üblich - sondern aus Magnetit, einem Mineralgestein. Die Tattoos könnten einst bläulich-schwarz geschimmert haben, vermuten die Forscher.
Mumie von Turin: Einzigartige Tattoos schmückten ihr Gesicht


Wer war die Frau, die vor mehr als 800 Jahren lebte?
Neben der nun erforschten Mumie konnten Tätowierungen auch bei Ötzi nachgewiesen werden. Der perfekt konservierte "Mann aus dem Eis" wurde 1991 in einem Gletscher in Südtirol gefunden und hat wahrscheinlich zum Ende der Jungsteinzeit, circa 3250 v. Chr., gelebt. Ähnliche Nachweise gelangen auch bei Mumien aus Ägypten, die auf die Zeit vor der 1. Dynastie datiert wurden und somit älter als 5000 Jahre sind.
Wer die Mumie von Turin war und welcher Kultur sie angehörte, ist indes völlig unklar. Die Muster seien "ungewöhnlich" und keiner bekannten Kultur zugeordnet werden. Offenbar starb die Frau unbekannten Alters eines natürlichen Todes, wurde wie in den Anden üblich in einer sitzenden Position bestattet. Sie wurde nach ihrem Tod vermutlich in Textilien eingehüllt.
1931 wurde das Exponat dem Museum gestiftet. Doch die Grabbeigaben fehlten. Auch zur Auffindesituation liegen keine Informationen vor. Die Identität der Mumie von Turin bleibt wohl für immer ein Rätsel.
Titelfoto: Montage: Journal of Cultural Heritage, CC BY 4.0