Flut reißt Katharina (†19) in den Tod: "Ich sehe sie in einer Umarmung mit dieser Frau"

Barweiler - Der Landkreis Ahrweiler erlebte im Juli 2021 eine Flutkatastrophe, die wohl niemand für möglich gehalten hatte. 135 Menschen verloren ihr Leben, darunter auch die Feuerwehrfrau Katharina Maria Kraatz (†19).

Mitte Juli 2021 starben 135 bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.
Mitte Juli 2021 starben 135 bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.  © Boris Roessler/dpa

Frauke Kraatz steht in einer Kirche in Barweiler, entfacht eine Kerze. "Als wir sie vermisst haben, haben wir eine Kerze angezündet und gebetet, dass wir sie doch noch finden", sagt sie in der fünfteiligen ZDF-Doku "Menschen im Ahrtal - 4 Jahre nach der Flut". Mittlerweile erneuert die Familie das Ritual, "damit Katharina gut aufgehoben ist".

Die 19-Jährige war leidenschaftlich in der Feuerwehr Barweiler aktiv und am Tag der Flut mit ihrem Vater Udo im Einsatz, um Menschenleben zu retten.

"Ich habe ein Kind mit strahlenden Augen zum Feuerwehrhaus gebracht und sie nicht wiedersehen dürfen", trauert ihre Mutter um ihr einziges Kind.

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Aus einer Unterkunft auf einem Campingplatz wollte Katharina eine gehbehinderte Frau holen. Beide wurden von den Wassermassen eingeschlossen und dann mitgerissen. Sie hatten keine Überlebenschance.

Udo und Frauke Kraatz trauern um ihre Tochter Katharina Maria.
Udo und Frauke Kraatz trauern um ihre Tochter Katharina Maria.  © Bildmontage: privat ; ZDF

Flut im Ahrtal nimmt Frauke und Udo Kraatz aus Barweiler die Tochter

Die Zerstörungswucht war nicht in Worte zu fassen.
Die Zerstörungswucht war nicht in Worte zu fassen.  © Boris Roessler/dpa

"Wenn ich Katharina in ihren letzten Minuten vor meinem geistigen Auge sehe, sehe ich sie in einer Umarmung mit dieser Frau und dass beide versuchen, sich Trost zuzusprechen", erzählt Frauke Kraatz sichtlich mitgenommen.

Ihr Mann, dem der Weg zu seiner Tochter durch den Fluss abgeschnitten wurde, sodass er ihr nicht zu Hilfe kommen konnte, war seitdem nicht wieder an der Ahr - "und ich werde auch nicht mehr hinfahren". Zu schlimm sind die Erinnerungen an den 14. Juli 2021.

Für die insgesamt 135 Todesopfer sponsern die Gemeinden im Ahrtal Gedenkstelen. Katharinas Heimatort Barweiler tut dies nicht, für die Kameraden würde eine im benachbarten Dorsel stehen.

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"Ich will nicht sagen, wie ich das finde. Das ist heftig", ist Udo Kraatz enttäuscht. Die 3000 Euro muss die Familie selbst auftreiben, sammelt dafür auch Spenden.

Unter Tränen enthüllen die Eltern am 10. Mai 2025 die Stele. Sie soll für immer an das schreckliche Ereignis erinnern und dafür sorgen, dass in Zukunft bessere Vorkehrungen getroffen werden.

Vier Jahre nach der Flut sind neue Bauwerke entstanden, darunter die Weinbaubrücke in Dernau.
Vier Jahre nach der Flut sind neue Bauwerke entstanden, darunter die Weinbaubrücke in Dernau.  © Thomas Frey/dpa

Streamingtipp: Die fünfteilige Doku "Menschen im Ahrtal - 4 Jahre nach der Flut" ist jederzeit auf Abruf in der ZDFmediathek verfügbar.

Titelfoto: Bildmontage: Boris Roessler/dpa ; privat ; ZDF

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