Lehrer verbreitet "Reichsbürger"-Gedankengut und fliegt von Waldorfschule!

Ravensburg - Er soll einen "Reichsbürger"-Ausweis mit in den Unterricht gebracht und Gedankengut der Szene verbreitet haben: Deswegen musste ein Lehrer der Waldorfschule in Ravensburg gehen.

Der Lehrer brachte einen "Reichsbürger"-Ausweis mit in die Schule.
Der Lehrer brachte einen "Reichsbürger"-Ausweis mit in die Schule.  © Patrick Seeger/dpa

"Wie uns bekannt ist, hat er in den Gesprächen mit den Schülern und Schülerinnen im Unterricht Äußerungen und Bemerkungen gemacht, die als Beeinflussung gedeutet werden können", teilte die Schule am Donnerstag mit. Der Vertrag mit dem Mann sei Anfang März aufgelöst worden.

Der Lehrer habe Gartenbau unterrichtet. Der Vorfall werde umfangreich aufgearbeitet. Zuvor hatten mehrere Medien über die Vorwürfe berichtet. Ans Licht gekommen war der Fall durch einen Artikel von "Zeit Online".

Der Lehrer hatte demnach Fantasiedokumente mit in den Unterricht gebracht. Schüler hatten laut Angaben des Regierungspräsidiums Tübingen einen "Reichsbürger"-Ausweis bei dem Mann entdeckt. Auch einen fiktiven Führerschein soll er im Geldbeutel gehabt haben.

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Das zuständige Regierungspräsidium Tübingen sei durch die Journalisten-Recherche im Februar auf den Fall aufmerksam gemacht worden, sagte ein Sprecher. Die Aufsichtsbehörde stehe in Kontakt mit der Schule.

"Als wir Kenntnis von den Problemen an der Waldorfschule Ravensburg bekamen, haben wir die Schulleitung vor Ort um Darstellung ihrer Sicht der Dinge gebeten."

Die Behörde habe auch an Schulen in freier Trägerschaft die Aufgabe, für die Einhaltung der Bildungspläne sowie dafür zu sorgen, dass im Raum der Schule keine verfassungswidrigen Inhalte verhandelt würden.

Auch zwei weitere Lehrkräfte wurden beschuldigt

Ein Lehrer in Ravensburg soll Gedankengut der "Reichsbürger"-Szene im Unterricht verbreitet haben.
Ein Lehrer in Ravensburg soll Gedankengut der "Reichsbürger"-Szene im Unterricht verbreitet haben.  © Sebastian Gollnow/dpa

Die Schule selbst habe Aufklärung versprochen, so der Sprecher weiter. Es habe auch Vorwürfe gegen zwei weitere Lehrkräfte gegeben. Der Vorstand der Schule teilte am Donnerstag mit, dass die Vorwürfe gegen weitere Lehrkräfte teilweise weit zurücklägen und vor Jahren aufgeklärt worden seien.

Aktuell gebe es keine weiteren Hinweise darauf, dass noch andere Lehrkräfte Verschwörungsmythen im Unterricht verbreiten würden, so eine Vorstandssprecherin. Bei der Aufarbeitung der "aktuellen Vorwürfe" soll auch der Verein Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus helfen.

Auf ihrer Webseite distanziert sich die Schule "von den Inhalten und Ideologien der "Reichsbürger", der Querdenkenden und anderen Verschwörungstheoretikern sowie Extremisten". Neutralität im Unterricht sei oberstes Gebot.

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Laut Regierungspräsidium sei die Schule bisher nur während der Pandemie aufgefallen. In der Corona-Zeit habe es "überdurchschnittliche Probleme mit der Durchsetzung der Maskenpflicht" und viele Maskenbefreiungsatteste gegeben. Das Problem sei aber zusammen mit der Schulleitung gelöst worden.

Die weitere Aufarbeitung des Falls soll auch eng betreut und begleitet werden durch die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg (LAG).

"Zurzeit werden an der Schule noch weitere Gespräche geführt", erklärte eine Sprecherin der Interessensvertretung Bund der Freien Waldorfschulen.

Titelfoto: Patrick Seeger/dpa

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