Hagenbeck-Mitarbeiter setzen Streik aus: "Es ist nicht vorbei und ausgesessen"

Hamburg - Seit rund einem Monat streiken Mitarbeiter des Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Am Dienstagabend teilte die Gewerkschaft mit, dass der Streik vorerst ausgesetzt werde. Jetzt äußerte sich Tierpark-Leiter Dr. Dirk Albrecht (74) zu der Situation.

Dr. Dirk Albrecht (74) leitet den Tierpark Hagenbeck. Mit der Gewerkschaft IG BAU will er nicht reden, mit dem Betriebsrat offenbar schon.
Dr. Dirk Albrecht (74) leitet den Tierpark Hagenbeck. Mit der Gewerkschaft IG BAU will er nicht reden, mit dem Betriebsrat offenbar schon.  © Georg Wendt/dpa

Am Mittwochnachmittag erklärte der 74-Jährige in einem Statement: "Das ist eine vernünftige Entscheidung und es wurde auch Zeit."

Laut Albrecht seien weniger als etwa fünf Prozent der Mitarbeiter des Tierparks dem Streikaufruf der IG BAU gefolgt.

Nach Angaben der Gewerkschaft ist diese Zahl nicht korrekt. 40 unterschiedliche Mitarbeiter und somit mehr als fünf Prozent seien demnach beteiligt gewesen.

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"Jetzt können der Betriebsrat und die Geschäftsführung endlich störungsfrei die bereits begonnenen Verhandlungen über eine neue verbesserte Betriebsvereinbarung, die dann für alle Mitarbeiter und nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder gilt, wieder aufnehmen", so Dr. Albrecht weiter.

Der nächste Termin für die Verhandlungen sei für den 4. Oktober 2023 angesetzt.

Streichung von genehmigtem Urlaub, Einschüchterung und öffentlicher Diskreditierung

Eisbärenmutter Victoria (20) und Eisbärbaby Anouk im Tierpark Hagenbeck.
Eisbärenmutter Victoria (20) und Eisbärbaby Anouk im Tierpark Hagenbeck.  © Georg Wendt/dpa

Am Dienstagabend hatte Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), in einem offenen Brief an Dirk Albrecht erklärt, dass der unbefristete Streik vorerst ausgesetzt werde.

"Weder Aktionen noch Warnstreiks konnten Sie dazu bewegen, Ihre Haltung, die aus unserer Sicht auf völlig überholten Vorstellungen von Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beruht, aufzugeben", erklärte Johne.

"Ihr gesamtes Verhalten ist darauf gerichtet, den derzeitigen Führungsstil, der nicht von Achtung und gegenseitigem Respekt geprägt ist, aufrechtzuerhalten."

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Mitarbeitenden, die ihr Streikrecht ausüben, begegne Albrecht mit Streichung von genehmigtem Urlaub, Einschüchterung und öffentlicher Diskreditierung, heißt es weiter.

Gewerkschaft bleibt streikbereit

Seit rund einem Monat streiken die Mitarbeitenden des Tierparks.
Seit rund einem Monat streiken die Mitarbeitenden des Tierparks.  © Axel Heimken/dpa

Unterstützung bekämen Mitarbeiter und Gewerkschaft aus der Bevölkerung, wie auch von den Besuchern direkt.

Besitzer einer Zoo-Jahreskarte, die sich mit den Streikenden solidarisierten, sei diese allerdings durch Albrecht entzogen worden. "Hier zeigen Sie deutlich, was Sie von der Meinungsfreiheit in unserem Land halten", prangerte Johne weiter an.

Eine Online-Petition habe bis zum 25. September bereits 3800 Unterstützer gefunden. Hunderte weitere Menschen hätten sich auf Listen der Gewerkschaft eingetragen.

In dem offenen Brief erklärte die Gewerkschaft erneut ausdrücklich ihre Verhandlungsbereitschaft und fordert: "Zeigen Sie den Beschäftigten Ihre Wertschätzung, indem Sie mit uns in Verhandlungen zu einem Rahmentarifvertrag eintreten und damit zur Sachebene zurückkehren."

Am Dienstag sei auf einer Mitgliederversammlung nun eine neue Strategie beschlossen worden. "Wir werden nunmehr zeitlich begrenzt den Streik aussetzen, um Ihnen noch einmal ein deutliches Zeichen unserer Verhandlungsbereitschaft zu senden", erklärte Johne.

"Gleichzeitig werden wir aber unsere Bemühungen zur Erreichung unseres Ziels weiterführen." Konkret heiße das für Dirk Albrecht, dass die Gewerkschaft in Politik, Gesellschaft und Medien weiterhin aktiv um Unterstützung auf allen Ebenen werben werde.

"Und es bedeutet für Sie vor allem, es ist nicht vorbei und ausgesessen. Wir werden bei weiterer Verweigerung von Verhandlungen Ihrerseits, zu jeder Zeit aktions- und streikbereit sein."

Erstmeldung: 27. September, 10.45 Uhr. Zuletzt aktualisiert: 15.09 Uhr.

Titelfoto: Axel Heimken/dpa

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