Biden vs. Putin im Fernduell: Die Reden zur Lage des Krieges

Moskau/Washington - Seit knapp einem Jahr tobt wieder Krieg in Europa. Der, der ihn vom Zaun brach - Russlands Präsident Wladimir Putin (70) - zog am gestrigen Dienstag erstmals Bilanz. Die Antwort von US-Präsident Joe Biden (80) folgte noch am Abend. Und während deutsche Investigativ-Journalisten Putins wahre Pläne weit hinter der ukrainischen Grenze offenbarten, sprang dem Kremlchef der wichtigste Verbündete prompt zur Seite. Eine Zusammenfassung.

Kreml-Chef Wladimir Putin (70) zog am Dienstag Kriegsbilanz.
Kreml-Chef Wladimir Putin (70) zog am Dienstag Kriegsbilanz.  © imago/ITAR-TASS

Neustart fürs atomare Wettrüsten: In seiner Rede an die Nation - die erste nach knapp einem Jahr Krieg mit der Ukraine - kündigte Wladimir Putin (70) das Auslaufen des letzten Abrüstungsvertrags mit den USA an.

Der Kreml wolle sich aber trotz des Ausstiegs bis zum Ende der Laufzeit von "New Start" im Jahr 2026 an die Atomwaffen-Vereinbarung halten.

Einmal mehr behauptete Putin, der Westen habe "den Krieg losgetreten". Das "Neonazi-Regime" (ukrainische Regierung) müsse mit der "militärischen Spezialoperation" beseitigt werden. Das sagte der Kremlchef vor der Förderalen Versammlung, bestehend aus Russen-Parlament und Föderationsrat.

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Der 70-Jährige kündigte dazu auch eine Modernisierung der russischen Armee an. "Der Ausstattungsgrad der nuklearen Abschreckungskräfte Russlands mit neuesten Systemen beträgt jetzt 91,3 Prozent"; dies solle auch in den anderen Armeeteilen erreicht werden.

Der Abrüstungsvertrag "New Start" begrenzt eigentlich die Atomwaffenarsenale beider Länder auf je 800 Trägersysteme und je 1550 einsatzbereite Sprengköpfe.

Der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew (57, r.) und der damalige US-Präsident Barack Obama (61) unterzeichneten den "New Start"-Vertrag im Jahr 2010.
Der damalige russische Präsident Dmitri Medwedew (57, r.) und der damalige US-Präsident Barack Obama (61) unterzeichneten den "New Start"-Vertrag im Jahr 2010.  © Michael Reynolds/EPA/dpa

Blitz-Antwort von Biden: "Wollen Russland nicht zerstören"

Keine sechs Stunden nach Putins Rede beschwor US-Präsident Joe Biden (80) die Stärke des Westens - an der Seite der Ukraine.
Keine sechs Stunden nach Putins Rede beschwor US-Präsident Joe Biden (80) die Stärke des Westens - an der Seite der Ukraine.  © Evan Vucci/AP/dpa

Blitz-Antwort mit Symbolkraft: Keine sechs Stunden nach der Kriegspropaganda-Rede des Kremlchefs antwortete US-Präsident Joe Biden (80): "Putin hat sich geirrt. Er dachte, er könnte die NATO spalten. Stattdessen ist sie geeinter als je zuvor", sagte der 80-Jährige während seines Polen-Besuchs.

Putin sei mit etwas konfrontiert, was er nicht für möglich gehalten hätte: "Die Demokratien dieser Welt sind stärker geworden, nicht schwächer", sagte Biden.

Gleichzeitig wies er Vorwürfe zurück, der Westen wolle Russland angreifen. "Die Vereinigten Staaten und die europäischen Nationen wollen Russland nicht kontrollieren oder zerstören", so der US-Präsident.

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Für den umgekehrten Fall fand er ebenfalls deutliche Worte: "Es besteht kein Zweifel: Die USA stehen zum NATO-Artikel fünf. Ein Angriff gegen einen von uns, ist ein Angriff gegen alle. Wir werden jeden Zoll NATO-Gebiet verteidigen."

Darüber hinaus stellte er weitere Sanktionen für Russland in Aussicht und sicherte der Ukraine "Unterstützung für immer" zu. "Die Verteidigung der Freiheit ist nicht das Werk eines Tages oder Jahres", so der US-Präsident.

Der Artikel 5 des NATO-Vertrags verpflichtet alle Bündnispartner zur militärischen Antwort im Falle eines Angriffs gegen ein anderes Mitglied.

Titelfoto: Montage: Evan Vucci/AP/dpa, IMAGO/ITAR-TASS

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