Lage spitzt sich nach Gletschersturz in der Schweiz zu: Räumung von Gemeinden steht kurz bevor
Von Christiane Oelrich
Blatten (Schweiz) - Die Schweizer Katastrophenbehörden rechnen nach dem gigantischen Gletscherabbruch im Lötschental in den frühen Morgenstunden des Freitags mit einer besorgniserregenden Entwicklung. Zahlreiche Menschen bereiten sich inzwischen auf eine Räumung vor.
Alles in Kürze
- Gletschersturz im Lötschental in der Schweiz
- Geröllmassen verstopfen Flussbett der Lonza
- See droht überlaufen und Flutwelle auszulösen
- Weitere Häuser im Tal geräumt, Gerölllawinen drohen
- Berglage bleibt gefährlich, Felsbrocken können abstürzen

Die gigantischen Geröllmassen haben das Flussbett der Lonza verstopft. Der See, der sich dahinter gebildet hat, dürfte "in den frühen Morgenstunden" überlaufen, wie Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren im Lötschental sagte.
Der Pegelstand steige ständig, die meisten der wenigen übrig gebliebenen Gebäude im Dorf Blatten stünden bereits im Wasser.
Die Behörden prüften mit Spezialisten verschiedene Szenarien, wie die Seeentleerung stattfinden könnte, sagte Studer. "Ziel ist es, diesen Prozess möglichst gut zu antizipieren und die Sicherheit der Bevölkerung weiter unten sicherzustellen."
Studer ging auf die Szenarien zunächst nicht ein. Geologen hatten vorher gesagt, dass das Wasser über den Schuttkegel schwappen und eine Flutwelle auslösen könnte.
Möglich ist auch, dass das Wasser Schutt mitreißt und sich eine Gerölllawine ins Tal ergießt.

Menschen bereiten sich auf Räumung vor
Hinter dem Schuttkegel ist der gestaute Fluss am Freitagmorgen inzwischen so bedrohlich angeschwollen, dass die Behörden weitere Gemeinden auf eine Räumung vorbereiten.
"Wir fordern die Bewohner auf, persönliche Vorbereitungen zu treffen, um in möglichst kurzer Zeit die Wohnungen verlassen zu können", teilen die Gemeinden Steg-Hohtenn und Gampel-Bratsch auf ihrer Webseite mit.
Betroffen sind die Gemeinden Gampel und Steg rund 20 Kilometer unterhalb des verschütteten Dorfes Blatten. Insgesamt wohnen in dem Gebiet mehr als 2000 Menschen, aber der Aufruf gilt nur für die Ortsteile am Talgrund, wie die Gemeinden mitteilen.
Erstmeldung 29. Mai, 21.25 Uhr, zuletzt aktualisiert 30. Mai 7.44 Uhr.
Titelfoto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa