Tödlicher Bahnunfall in Riedlingen: Experte warnt vor weiteren Unglücken durch Starkregen

Von Stefanie Järkel

Riedlingen - Als Reaktion auf das tödliche Bahnunglück von Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs warnt ein Experte vor mehr Hangrutschen durch Starkregen bundesweit.

Die Räumungsarbeiten an der Unfallstelle laufen auch einige Tage nach dem Unglück auf Hochtouren.
Die Räumungsarbeiten an der Unfallstelle laufen auch einige Tage nach dem Unglück auf Hochtouren.  © Thomas Warnack/dpa

Diese Ereignisse träten plötzlich an Stellen auf, wo es bisher wenig Probleme gab, sagte Michael Krautblatter, Professor für das Fachgebiet Hangbewegungen an der Technischen Universität München, dem WDR-"Morgenecho". "Und sie werden auch viel größer und heftiger."

Am Sonntagabend war ein Regionalexpress bei Riedlingen im Südosten Baden-Württembergs entgleist. Drei Menschen starben, 41 wurden zum Teil schwer verletzt.

Auslöser des Unglücks war nach bisherigen Erkenntnissen ein Erdrutsch an einer Böschung. Zuvor kam es zu massiven Regenfällen in dem Gebiet.

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"Es gibt gewisse Schichten, die bekannt sind und die sehr anfällig sind für diese Rutschgebiete", sagte der Experte. "Hier jetzt in dem Fall des Unglücks sind das Gletscherablagerungen der vorletzten Eiszeit, die dort über einem ebenfalls rutschanfälligen Bereich liegen, den wir Obere Süßwassermolasse nennen."

Experte warnt, "dass Hunderte von Kilometern Bahnlinie in Deutschland durch rutschanfällige Gebiete führen"

41 Menschen wurden bei dem Bahnunglück in Riedlingen zum Teil schwer verletzt, drei weitere kamen ums Leben.
41 Menschen wurden bei dem Bahnunglück in Riedlingen zum Teil schwer verletzt, drei weitere kamen ums Leben.  © Thomas Warnack/dpa

Trotzdem sei es im Einzelfall schwierig zu sagen, wo Erdrutsche genau auftreten werden. "Man muss sich vorstellen, dass Hunderte von Kilometern Bahnlinie in Deutschland durch rutschanfällige Gebiete führen – wahrscheinlich sogar wenige Tausend."

Laut Krautblatter gibt es Frühwarnsysteme, mit denen gefährdete Bereiche überwacht werden können. Diese würden Verschiebungen von Millimetern messen.

"Wenn es um kleine Flächen geht, also wie jetzt hier auch im Bereich Riedlingen, gibt es natürlich schon Möglichkeiten der Hangsicherung." Das Problem sei die große Menge an potenziell gefährdeten Gebieten.

Titelfoto: Thomas Warnack/dpa

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