Von Christoph Meyer
Helsinki/Tallinn - Nach der Beschädigung eines Untersee-Kommunikationskabels in der Ostsee hat die finnische Küstenwache ein verdächtiges Schiff festgesetzt.
Der finnische Rundfunksender "Yle" berichtete unter Berufung auf eine Pressekonferenz der finnischen Polizei, es handle sich um einen Frachter namens "Fitburg", der unter der Flagge des Karibikstaats St. Vincent und die Grenadinen fährt.
Demnach wurden 14 Mitglieder der Besatzung russischer, georgischer, aserbaidschanischer und kasachischer Staatsangehörigkeit festgenommen.
Laut einer Mitteilung der Polizei in Finnland meldete der Telekommunikationsanbieter "Elisa" am frühen Morgen einen Schaden an einem Kabel, das die finnische Hauptstadt Helsinki mit Estlands Hauptstadt Tallinn verbindet.
Estlands zuständige Ministerin Liisa-Ly Pakosta (56) teilte mit, die Schäden hätten keine Auswirkungen für die Datenverbindungen im Land, da sie durch andere Kabel gesichert seien.
Die Küstenwache habe ein Schiff in der finnischen Wirtschaftszone festgestellt, das im Verdacht steht, den Schaden zuvor in der estnischen Zone verursacht zu haben.
Polizei ermittelt wegen schwerer Sachbeschädigung und Störung des Telekommunikationsverkehrs
Die Polizei ermittle nun wegen schwerer Sachbeschädigung, versuchter schwerer Sachbeschädigung sowie der schweren Störung des Telekommunikationsverkehrs.
Der finnischen Zeitung "Helsingin Sanomat" zufolge war der Frachter vom russischen St. Petersburg aufgebrochen mit dem Ziel Haifa in Israel. Estlands Regierungschef Kristen Michal sagte dem Sender ERR zufolge, es handle sich ersten Erkenntnissen nach nicht um ein Schiff der russischen Schattenflotte.
Finnlands Präsident Alexander Stubb (57) teilte im Kurznachrichtendienst X mit, finnische Behörden hätten ein Schiff durchsucht, das im Verdacht stehe, einen Kabelschaden im Finnischen Meerbusen verursacht zu haben.
Die Situation werde in enger Abstimmung mit der Regierung beobachtet. "Finnland ist auf Sicherheitsherausforderungen verschiedener Art vorbereitet und wir werden entsprechend reagieren", so Stubb.
Hinter ähnlichen Vorfällen wird russische Schattenflotte vermutet
Der Vorfall erinnert an ähnliche Ereignisse vor gut einem Jahr. Am ersten Weihnachtsfeiertag 2024 waren Schäden an dem zwischen Finnland und Estland verlaufenden unterseeischen Stromkabel Estlink 2 und mehreren Kommunikationskabeln aufgetreten.
Die finnischen Behörden gehen davon aus, dass die Schäden von der Ankerkette des Tankers "Eagle S" verursacht wurden, der der russischen Schattenflotte zugerechnet wird.
Gegen den Kapitän und zwei weitere Besatzungsmitglieder wurde inzwischen Anklage erhoben.
Unter Russlands Schattenflotte werden Tanker und andere Frachtschiffe verstanden, die Russland benutzt, um Sanktionen zu umgehen, die dem Land infolge seines Angriffskriegs gegen die Ukraine auferlegt wurden.