Passend zur drohenden Präsidentschaft von Trump: "Der große Diktator" läuft im Kino

Dresden/Chemnitz/Leipzig - Am Dienstag wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Eine zweite Amtszeit für Donald Trump (78) scheint zu drohen. Passend dazu bringt der Filmverleih StudioCanal Deutschland, der monatlich restaurierte Filmklassiker für je einen Tag im Kino zeigt, Charlie Chaplins Meisterwerk "Der große Diktator" (1940) auf die Leinwand. Kaum ein anderer Film hat größenwahnsinnige Potentaten treffsicherer entlarvt.

Formvollendete Hitler-Persiflage: Der antisemitische Diktator Anton Hynkel (Charlie Chaplin) hält seine berüchtigte "Blitzen!"- und "Stonk!"-Rede.
Formvollendete Hitler-Persiflage: Der antisemitische Diktator Anton Hynkel (Charlie Chaplin) hält seine berüchtigte "Blitzen!"- und "Stonk!"-Rede.  © ROY EXPORT COMPANY LIMITED

Darauf aufmerksam gemacht, wie sehr der deutsche Machthaber Adolf Hitler vor allem wegen dessen Oberlippenbärtchens doch seiner Filmfigur des Tramps ähnele, wollte Charles "Charlie" Chaplin (1889-1977) diesen "Image-Klau" nicht auf sich sitzen lassen.

Er plante einen Film, der die Verhaltensweisen des autokratisch-narzisstischen Despoten demaskieren sollte, der seine Lächerlichkeit seziert und preisgibt.

Als Chaplin seine Satire in Angriff nahm, war er der wohl größte Kinokomiker der Welt. Filme wie "The Kid" (1921), "Goldrausch" (1925), "Lichter der Großstadt" (1931) und "Moderne Zeiten" (1936) sind noch heute Klassiker.

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Mit "Der große Diktator" setzte der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller ein weiteres zeitloses Meisterwerk drauf. Es wurde Chaplins erster Sprechfilm - über zehn Jahre nach Erfindung des Tonfilms, den er bis dahin ablehnte.

Die selbst finanzierten Dreharbeiten begannen im September 1939, kurz nach Hitlers Überfall auf Polen, also dem Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Friseur wird im Ghetto von Nazis terrorisiert

Der jüdische Friseur (Chaplin in seiner Tramp-Figur) wird im Ghetto von Nazis bedroht.
Der jüdische Friseur (Chaplin in seiner Tramp-Figur) wird im Ghetto von Nazis bedroht.  © ROY EXPORT COMPANY LIMITED

Erzählt werden zwei Handlungsstränge: Ein kleiner jüdischer Friseur (Chaplin in seiner Tramp-Figur) wird in der Endphase des Ersten Weltkriegs schwer verletzt, verliert sein Gedächtnis, kommt für Jahre ins Krankenhaus.

Als er zurückkehrt und seinen Salon neu betreibt, weiß er gar nicht, dass Tomanien mittlerweile eine Diktatur geworden ist. Er verliebt sich in Hannah (Paulette Goddard), wird im Ghetto von Sturmtruppen terrorisiert und in ein Konzentrationslager eingewiesen (das er überlebt).

Daneben sein kriegslüsterner Doppelgänger, der Diktator Anton Hynkel (ebenfalls Chaplin), der das Nachbarland Osterlitsch überfallen will.

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Man sieht ihn träumerisch mit einem Weltkugel-Luftballon tanzen, sich mit dem Konkurrenten Benzino Napoloni (gemeint war Mussolini) auf Friseurstühlen einen absurden Hochschraub-Wettbewerb liefern (man könnte es Schwanzvergleich nennen) und eine Wutrede in Mikrofone brüllen, die sich ängstlich wegducken.

Wiederaufführung findet sachsenweit statt

Chaplins Meisterwerk ist am Dienstag unter anderem im Dresdner Rundkino zu sehen. (Archivbild)
Chaplins Meisterwerk ist am Dienstag unter anderem im Dresdner Rundkino zu sehen. (Archivbild)  © Steffen Füssel

Für diese Hitler-Parodie hat Chaplin eine Kunstsprache erfunden, aus der man Worte wie "Wiener Schnitzel" und "Sauerkraut", aber auch "Blitzen!" und immer wieder "Schtonk!" (was der gleichnamigen Helmut-Dietl-Komödie aus dem Jahr 1992 ihren Titel gab) heraushören kann.

Nicht alles gilt als gelungen: das Ghetto-Leben zu lieblich, der KZ-Alltag zu harmlos, der späte, sechsminütige Aufruf des Friseurs (als Haynkel) zum Kampf für Humanismus und Freiheit zu naiv.

Chaplin räumte das ein. Hätte er schon von den KZ-Gräueln gewusst, er hätte sich nicht darüber lustig machen können. Schönheitsfehler letztlich.

Chaplins Satire war im Kern damals gültig und ist es noch heute - angesichts dubioser Politiker wie Bolsonaro, Milei, Orbán, Kickl, Putin und - natürlich - Trump.

Die einmalige Event-Wiederaufführung von Chaplins Meisterwerk findet sachsenweit statt. In diesen Städten ist "Der große Diktator" am Dienstag (5. November) zu sehen: Dresden (UCI, Rundkino, PKO, Schauburg), Chemnitz (CineStar, Metropol) und Leipzig (CineStar, Cineplex, Regina-Palast), sowie in Freiberg (Kinopolis), Görlitz (Filmpalast), Bautzen (Filmpalast) und Mittweida (Filmbühne).

Titelfoto: ROY EXPORT COMPANY LIMITED

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