Auftritt von Star-Rapper Macklemore beim Deichbrand-Festival sorgt für herbe Kritik
Von Lennart Stock
Wurster Nordseeküste - Der geplante Auftritt des US-Rappers Macklemore (41) beim diesjährigen Deichbrand-Festival sowie das Festivalgeschehen sollen von einer Expertengruppe um den Niedersächsischen Antisemitismusbeauftragten Gerhard Wegner beobachtet werden.

Gegebenenfalls solle diese auch Möglichkeiten zur Intervention erhalten, hieß es in einer Mitteilung des Landesbeauftragten nach einem Gespräch mit dem Veranstalter. Demnach positioniere sich das Festival gegen Antisemitismus - an dem Auftritt des Künstlers, gegen den zuletzt Antisemitismus-Vorwürfe laut wurden, halten die Veranstalter aber fest.
"Der Dissens zur Einladung als Headliner des Künstlers bleibt erhalten: Das Deichbrand-Festival wird Macklemore nicht ausladen, und ich halte ihn nach wie vor für einen unerträglichen antisemitischen und antiisraelischen Propagandisten, dem solch ein Raum nicht geboten werden darf", sagte Wegner in einer Mitteilung.
Gleichwohl unternehme die Festivalleitung "bemerkenswerte Anstrengungen, um Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung zu unterbinden", teilte der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens weiter mit.
Nach Angaben des Landesbeauftragten soll es eine Erklärung gegen Antisemitismus zu Beginn des Festivals geben sowie "die Vorlage eines ähnlichen Textes zum Vortrag für den Rapper während seiner Performance".
Außerdem sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Festivals geschult werden, um Antisemitismus zu begegnen. Darüber hinaus soll es unabhängig vom Festival zudem eine Diskussion in Cuxhaven geben. Eine Anfrage beim Festivalveranstalter zu den Vorhaben blieb zunächst unbeantwortet.
Rapper Macklemore veröffentlichte propalästinensischen Song

Zuvor hatte es Kritik an dem geplanten Auftritt gegeben. Der Zentralrat der Juden wirft dem US-Rapper "Propaganda" vor und hatte vor dem Besuch des Festivals im Landkreis Cuxhaven gewarnt. Das Festival sei für Jüdinnen und Juden kein sicherer Ort mehr, hatte ein Sprecher gesagt.
Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte Kritik geäußert.
Der Rapper aus Seattle, der mit bürgerlichem Namen Benjamin Haggerty heißt, positioniert sich immer wieder politisch. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er den propalästinensischen Song "Hind's Hall". Er rappt in dem Lied unter anderem über Proteste an US-Hochschulen gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und für eine Solidarität mit den Palästinensern.
Dabei erwähnt er jedoch nicht das Massaker vom 7. Oktober 2023, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen in Israel verübt hatten. Zuvor hatte er an einer propalästinensischen Demonstration in der US-Hauptstadt Washington teilgenommen.
Das Deichbrand-Festival distanzierte sich von den Vorwürfen. "Diskriminierung in jeglicher Form, darunter Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Queer- und Transfeindlichkeit, Ableismus oder übergriffiges Verhalten, tolerieren wir nicht", hatte eine Sprecherin Anfang April mitgeteilt. Man nehme die Kritik ernst und setze sich mit den Bedenken auseinander.
Zum Festival am Flugplatz Nordholz werden 60.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Rund 120 Künstler und Bands werden dort vom 17. bis 20. Juli auftreten.
Titelfoto: Britta Pedersen/dpa