Andrea Sawatzki über das deutsche Pflegesystem: "Es ist skandalös"

Berlin - Pflege in Deutschland steht immer wieder in der Kritik. Auch Schauspielerin Andrea Sawatzki (62) berichtet nun von ihren erschütternden Erfahrungen mit dem Pflegesystem.

Andrea Sawatzki (62) ist der Meinung, dass zu wenig für die kranken Menschen in Deutschland getan wird.
Andrea Sawatzki (62) ist der Meinung, dass zu wenig für die kranken Menschen in Deutschland getan wird.  © Henning Kaiser/dpa

Mindestens 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt - so auch Sawatzkis Eltern, wie sie am Montagabend bei "Hart aber Fair" erzählte.

"So eine Diagnose haut einen erstmal um. Danach in die Offensive zu gehen, das gelingt nicht jedem und nicht vielen", so die Schauspielerin.

Dass ihre demenzkranke Mutter kurz vor ihrem Tod in einem Pflegeheim sediert wurde, belastet die Autorin bis heute zutiefst. "Es ist skandalös, wie es hier in Deutschland zugeht", kritisierte Sawatzki.

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Sie finde, dass viel zu wenig für die kranken Menschen getan wird. Sie habe sich sehr viele Pflegeheime angeschaut und mit vielen Pflegern gesprochen. "Die Wertschätzung der Pfleger ist überhaupt nicht gewährleistet. Es gibt viel zu wenige", so Sawatzki.

Sie habe erlebt, wie Windeln immer wieder benutzt wurden. Außerdem werde vergessen, die Menschen zu füttern. "Diese Menschen sind nur noch eine Hülle. Und das wird in Deutschland systematisch gemacht", blickte sie fassungslos auf ihre Erfahrungen zurück.

Andrea Sawatzki kennt die Last pflegender Angehöriger

In ihrem Buch "Brunnenstraße" schaut Andrea Sawatzki (62) auf die schmerzliche Zeit mit ihrem dementen Vater zurück.
In ihrem Buch "Brunnenstraße" schaut Andrea Sawatzki (62) auf die schmerzliche Zeit mit ihrem dementen Vater zurück.  © Piper/dpa

Bereits im Alter von zwölf Jahren musste sie sich um ihren demenzkranken Vater kümmern. Dabei erkannte sie schon früh, dass pflegende Angehörige in ihrer Verzweiflung oft den Gedanken hegen: Wie kann ich das beenden? "Dass pflegende Menschen zu diesen Gedanken getrieben werden, ist eine Verantwortungslosigkeit, die mich fassungslos macht", gab sie ihren Gefühlen Ausdruck.

Viele Menschen, die zu ihren Lesungen kommen, seien verzweifelt und würden weinen. Die meisten von ihnen würden sagen: "Wir können es nicht mehr stemmen. Wir schaffen es nicht mehr. Wir haben keine Hilfe von außen. Wir sind mit unseren kranken Angehörigen alleingelassen", so die 62-Jährige.

Für Sawatzki sei es dabei entscheidend, die Familie zu bewahren und ihre Struktur zu erhalten, damit sie weiterhin bestehen kann.

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"Es ist so, dass Alzheimerkranke wach bleiben und in Bewegung sein wollen. Diese schlaflosen Nächte, diese Schlaflosigkeit hat mich sehr geschwächt. Aber sie hat mir für mein späteres Leben die Kraft gegeben, durchzuhalten und nicht aufzugeben", erklärte die TV-Bekanntheit.

Titelfoto: Henning Kaiser/dpa

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