Hamburg - Er hat die Schnauze voll! Comedian Chris Tall (34) ist eigentlich jemand, der sich mit öffentlicher Kritik sehr zurückhält, doch jetzt ist ihm der Kragen geplatzt. Hintergrund ist der rassistische Angriff auf seinen Kollegen Tutty Tran (37).
Mit ernster Miene setzte sich Tall vor die Kamera und postete auf seinem Instagram-Kanal einen knapp siebenminütigen Monolog, den er mit den Worten "Heute mal ein etwas anderes Video von mir" begann.
Zunächst bekräftigte der 34-Jährige, dass er sich eigentlich mit Meinungen zurückhalte, weil er einfach "keinen Bock mehr auf diesen ganzen Hass, auf diese Beschimpfungen und Beleidigungen in den Kommentarspalten" habe. Doch aus aktuellem Anlass sah er sich gezwungen, etwas zu tun.
"Ein Kollege von mir, Tutty Tran, wurde auf der Straße einfach random angegriffen, im Sinne von ein blaues Auge gehauen, weil der eine andere Augenform hat als die meisten hier", erklärte der Komiker. "Es sind auch derartige Beleidigungen gefallen."
Diesen Vorfall nahm Tall zum Anlass, den Umgang in der Gesellschaft zu kritisieren. "Das ist einfach nur noch krank", gestand er. "Es ist tatsächlich so, dass es mich richtig umtreibt, es beschäftigt mich. Ich finde, so geht es einfach nicht mehr weiter."
Er könne überhaupt nicht nachvollziehen, warum Menschen auf offener Straße aus ganz unterschiedlichen Gründen angegangen, beleidigt oder verprügelt werden. Einen Schuldigen hat er dafür auch. "Daran sind wir schuld", stellte er klar. "Daran sind keine Politiker schuld. Es gibt natürlich Dinge, die sie anheizen und befeuern, aber am Ende des Tages sind wir die Gesellschaft."
Chris Tall wendet sich auf Instagram an seine Follower
Chris Tall bezeichnet aktuelle Situation als "Armutszeugnis"
Tall forderte jeden Einzelnen dazu auf, sich zu hinterfragen. Mittlerweile habe er das Gefühl, dass es in Deutschland nur noch Weiß oder Schwarz gebe, links und rechts. "Wir müssen doch irgendwann mal wieder anfangen, uns anzunähern und mal wieder ein, also eine Gesellschaft zu bilden", sagte er.
Es sei Usus geworden, bei den kleinsten Sachen sein Gegenüber zu beleidigen oder sogar zu schlagen. "Das ist ein absolutes Unding", erklärte Tall, der vorangehen möchte. "Ich selber bin manchmal auf einer kurzen Note unterwegs und bin auch mal unhöflich Leuten gegenüber."
Daher müsse jeder bei sich selbst anfangen, wenn er etwas verändern wolle. "Lasst uns doch mal versuchen, mal ein bisschen netter zueinander zu sein", forderte er auf. "Und nicht immer nur nach Toleranz schreien, sondern auch tolerant sein."
Die aktuelle Situation bezeichnete Tall als Armutszeugnis. Auch wenn er der Politik den einen oder anderen Fehler unterstelle, müssen aus seiner Sicht vor allem die Menschen, die die Gesellschaft bilden, dazu beitragen, dass es wieder besser werde. "Wir sind doch alle Menschen, die schlau genug sind, es besser zu machen", erklärte er. "Am Ende des Tages geht es hier um uns."