Dresdner DJ gewinnt Grammy: Exklusiver Einblick in das Studio von Purple Disco Machine

Dresden - Vor etwas mehr als zwei Wochen sorgte ein DJ aus Dresden für Schlagzeilen: Purple Disco Machine hat einen Grammy gewonnen! TAG24 besuchte Tino Piontek (42), wie der Berufsmusiker bürgerlich heißt, in seinem Tonstudio und sprach mit ihm über neue Musik von ihm sowie seine Bindung an die sächsische Hauptstadt.

Tino Piontek (42, l.) - besser bekannt als Purple Disco Machine - im Gespräch mit TAG24-Reporter Max Patzig (29).
Tino Piontek (42, l.) - besser bekannt als Purple Disco Machine - im Gespräch mit TAG24-Reporter Max Patzig (29).  © Eric Münch

TAG24: Erzähl gern etwas über Dich, für alle, die nicht wissen, wer hinter "Purple Disco Machine" steckt.

Ich bin geboren und aufgewachsen in Dresden und lebe noch immer hier. Die Stadt war mir immer wichtiger als meine "Karriere".

Ich hatte immer gehofft, dass man auch hier aus der Stadt heraus Karriere machen kann. Das war früher schwieriger, als das Internet noch nicht ganz so global vernetzt war. Aber mittlerweile ist es eigentlich irrelevant, wo man wohnt.

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TAG24: Aber was genau hält Dich jetzt noch hier, wo andere Städte eine sehr ausgeprägte Musik-Kultur pflegen?

Was mich hier hält, ist einfach, dass meine Familie hier ist, dass ich selbst eine Familie hier habe, dass alle meine Freunde hier sind, dass hier meine Homebase ist und dass es auch mein Rückzugsort ist, der es jetzt über die ganzen Jahre immer mehr geworden ist - und auch immer wichtiger.

Purple Disco Machine: DJ hatte seine Musik-Karriere schon aufgegeben, doch dann kam der Erfolg

Alles, was es für einen guten House- oder Disco-Song braucht, hat Piontek in seinem Tonstudio am Start.
Alles, was es für einen guten House- oder Disco-Song braucht, hat Piontek in seinem Tonstudio am Start.  © Eric Münch

TAG24: Was hast Du in Deiner Jugend getrieben und wie bist Du zur Musik gekommen?

Ich bin natürlich in die Schule gegangen, hab anschließend Koch gelernt. Als die Ausbildung abgeschlossen war, habe ich sofort aufgehört mit Kochen und angefangen, Musik zu machen. Da war ich, glaube ich, 20 Jahre alt. Dann habe ich mich selbstständig gemacht und seitdem gute wie auch schlechte Jahre erlebt, wie es in jeder Branche ist.

Es war auch immer abhängig, wie die Musik, die ich mache, angesagt war. Ende der 2000er-Jahre habe ich meine Karriere schon an den Nagel gehängt und das "Purple Disco Machine"-Ding dann "just for fun" gegründet. Mit meinem alten Projekt war es das dann. Ich habe meine Frau kennengelernt und mir gesagt: "Okay, ich mach' jetzt was Seriöses." Dann bin ich 30 geworden und habe mir gedacht: "Es soll halt so sein" und habe "Purple Disco Machine" dann wirklich nur noch aus Spaß gemacht.

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Wahrscheinlich, weil ich keinen Druck und keine Erwartungshaltung mehr hatte, weder von außen noch von mir selbst, an das, was ich mache, konnte ich wieder ganz frei im Kopf Musik machen. Ab dem Punkt wurde es relativ schnell erfolgreich.

Erst nach vielen Jahren kommen Elton John, Lizzo und Lady Gaga zu Purple Disco Machine

In seinem Studio kann der DJ neben dem Produzieren auch gut abschalten.
In seinem Studio kann der DJ neben dem Produzieren auch gut abschalten.  © Eric Münch

TAG24: Wie bist Du damals gestartet?

Ich fing mit 16/17 Jahren an aufzulegen, hatte meine ersten DJ-Gigs gehabt - unbezahlt natürlich, auf Geburtstagspartys von Freunden vor allem. Zur selben Zeit habe ich auch angefangen, Musik zu produzieren.

In meinem Kinderzimmer habe ich ganz rudimentär Musik gemacht. Aber es lief schon immer alles parallel, DJing und Produzieren. Ich konnte nie sagen, was ich lieber gemacht habe. Ich habe einfach Musik geliebt.

TAG24: Wie kommt man dann an Künstler wie etwa Lizzo?

Es hat wirklich extrem lange gedauert. Ich habe lange gelernt, wie man in dem Business zurechtkommt, was man macht, was man nicht machen sollte, welchen Leuten man vertraut oder auch besser nicht.

Die Anfragen kamen dann von immer größeren Künstlern über die Jahre. Das Vertrauen wurde dann immer mehr. Es haben dann immer mehr Leute angefragt. Man hat sich auch bei den Festivals kennengelernt und kam so miteinander in Kontakt. Das hat sich wirklich über die Jahre aufgebaut.

Und irgendwann kommen dann solche Leute wie jetzt eben Lizzo oder auch Lady Gaga und Elton John auf einen zu.

Von diesen Musikern war Purple Disco Machine richtig überrascht

Der 42-Jährige lebt schon immer in Dresden und will auch nicht weg.
Der 42-Jährige lebt schon immer in Dresden und will auch nicht weg.  © Eric Münch

TAG24: Gab es einen Künstler, wo Dich die Zusammenarbeit richtig überrascht hat?

Da gibt's unterschiedliche Leute, die man zum Beispiel immer cool fand. Elton John zum Beispiel, wenn er anfragt. Er ist ja schon eine Legende.

Bei Lady Gaga war ich auch super überrascht, weil die Zusammenarbeit mitten in der Pandemie, 2020, entstanden ist, wo man eher so an die Sache rangegangen ist: "Na, mal gucken, was jetzt passiert." Und dann kriegt man plötzlich die Anfrage von so einem Künstler, das war dann schon cool. Da konzentriere ich mich darauf.

Aber ich habe jetzt beispielsweise auch die letzte Single für Nico Santos produziert. Auch mit solchen Leuten zu arbeiten ist eine positive Erfahrung, genauso, wie den Song dann im Radio zu hören, auch wenn man namentlich nicht genannt wird.

Grammy-Gewinn schon fast drei Wochen her, doch der Preis ist noch immer nicht da

Den Grammy hatte Purple Disco Machine bislang nur auf der Preisverleihung in der Hand.
Den Grammy hatte Purple Disco Machine bislang nur auf der Preisverleihung in der Hand.  © Benjo Arwas

TAG24: Jetzt gab es für den Remix zu Lizzos "About Damn Time" den Grammy. Wie hast Du denn den Gewinn selbst gefeiert?

Wir waren ja zu viert, ich hatte meine Frau mit sowie meinen Manager und seine Frau. Dadurch, dass ich das überhaupt nicht erwartet habe, haben wir auch nichts vorbereitet oder geplant - nicht mal einen Tisch für irgendein Event dann. Es war alles sehr, sehr spontan.

Als dann klar war, dass ich gewonnen habe, haben wir uns einfach einen schönen Abend gemacht und waren danach auf der Aftershow-Party und haben dort mit anderen Gewinnern und Künstlern gefeiert.

TAG24: Backstage hattest Du gesagt, Du hast den Gewinn noch gar nicht so richtig realisiert. Jetzt ist der Grammy immer noch nicht hier. Hast Du es denn mittlerweile trotzdem realisiert?

Dadurch, dass er noch nicht hier ist, fühlt es sich an wie ein Traum, den ich vier Tage lang geträumt habe. Wenn er dann angekommen ist und hier im Studio irgendwo steht, dann realisiere ich das komplett.

Purple Disco Machine kündigt neue Musik an

In seinem Studio kann Tino Piontek auch seine DJ-Sets vorbereiten.
In seinem Studio kann Tino Piontek auch seine DJ-Sets vorbereiten.  © Eric Münch

TAG24: Also gibt's noch keine neuen, konkreten Ziele?

Ich mach erst mal genauso weiter. Es ist ja nicht so, dass ich bis zum Grammy alles auf Eis gelegt habe und jetzt ein neues Zeitalter anbricht. Ich arbeite gerade an neuer Musik und das ist alles eingetaktet.

TAG24: Wenn jetzt das Tour-Leben wieder beginnt: Auf welches Event in diesem Jahr freust Du Dich denn besonders - wenn wir Dresden einmal ausklammern?

Dadurch, dass ich seit Silvester nicht mehr aufgelegt habe und davor nur wenig, freue ich mich jetzt einfach wahnsinnig auf jedes Event. Zunächst geht es in die USA, danach Südamerika, das einen großen Platz in meinem Herzen hat. Von Anfang an war das dort DER PLATZ für meine Musik. Und jetzt freue ich mich auf Chile, Kolumbien und Brasilien. Das ist schon fast wie ein Heimspiel dort, so gut kennen sie meine Musik.

An diesem Ort spielt Purple Disco Machine gern seine Shows

Im Oktober 2021 präsentierte Purple Disco Machine sein neues Album in Dresden einem exklusiven Kreis von knapp 200 Fans.
Im Oktober 2021 präsentierte Purple Disco Machine sein neues Album in Dresden einem exklusiven Kreis von knapp 200 Fans.  © Eric Münch

TAG24: Du spielst von der kleinen Clubshow für 200 Mann bis zum Festival mit 20.000 Gästen vor der Bühne nahezu alles. Was ist Dir lieber und warum?

Viele Jahre habe ich gesagt, ich brauche beides. Aber dadurch, dass ich auch älter werde, ziehe ich mir die Gigs lieber in den Tag hinein. Ich bin nicht mehr der Typ, der noch von 3 bis 5 Uhr in einem dunklen Club nachts spielt. Das ist gar nicht meins und passt auch nicht mehr zu meiner Musik.

Ich habe jetzt schon versucht, die Sets und Playtimes der Musik anzupassen. Das heißt: Es passt Sonnenuntergang, 20 bis 22 Uhr, Festival, draußen. Nichtsdestotrotz sind die kleinen Clubs, vor allem die kleinen intimen Clubs, wo es persönlicher ist, auch wichtig. Die werde ich auch weiter spielen. Es ist jetzt nicht so, dass ich nur noch große Sachen mache. Aber übers Jahr verteilt sind es schon 80 Prozent große Shows bei Festivals.

TAG24: Was darf an einem langen Tour-Abend überhaupt nicht fehlen?

Genügend Schlaf. (lacht) Das ist wirklich wichtig geworden. Früher habe ich noch darüber gelacht, aber die Zeiten haben sich krass geändert, die Prioritäten sich verschoben. Früher musste die ein oder andere Flasche Alkohol dastehen. Aber mittlerweile ist es wirklich so, dass man guckt, dass man das Schlafzeitfenster so groß wie möglich zieht.

Das hört der Star-DJ, wenn er längere Zeit im Auto sitzt

Goldene Platten, Platin-Auszeichnungen und andere Preise finden sich bereits in Purple Disco Machines Studio. Bald steht dort auch ein Grammy.
Goldene Platten, Platin-Auszeichnungen und andere Preise finden sich bereits in Purple Disco Machines Studio. Bald steht dort auch ein Grammy.  © Eric Münch

TAG24: Hörst Du privat auch Disco- und Housemusik oder ist das dann gar nicht Deins?

Dadurch, dass ich ganz viel Zeit im Studio verbringe und viel an neuer Musik arbeite, schon. Aber ich würde jetzt nicht auf die Idee kommen, wenn ich mal zwei Stunden im Auto sitze, mein eigenes Album anzumachen. Es gibt so viel schöne Musik, so viel Neues. Da schau ich dann schon, dass ich viel höre. Und beim Autofahren höre ich fast nur Podcasts. Meine eigenen Songs höre ich sonst nur, wenn sie meine Kinder abspielen.

Titelfoto: Eric Münch

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