Berlin - Dieter "Didi" Hallervorden (89, "Honig im Kopf") hat einen Geburtstagsgruß an seinen TV-Kollegen Thomas Gottschalk (75) als Gelegenheit genutzt, um mit der heutigen Gesellschaft abzurechnen.
"Ich möchte mich in die lange Schlange der Gratulanten einreihen", begann der Schauspieler und Kabarettist seine Ansprache. Der Clip ist Teil eines Glückwunsch-Videos, das Gottschalk selbst am Sonntag (18. Mai) zu seinem 75. Geburtstag auf seinem Instagram-Kanal hochgeladen hatte.
Mit dabei sind auch Freunde und Wegbegleiter wie Günther Jauch (68), Robbie Williams (51), Barbara Schöneberger (51), Michael "Bully" Herbig (57), Udo Lindenberg (79), Mike Krüger (73), Uschi Glas (81) und Jon Bon Jovi (63).
Doch während die anderen Promis meist in gemeinsamen Erinnerungen mit Gottschalk schwelgten, wurde Hallervorden, der zuletzt wegen des N-Wortes viel Kritik einstecken musste, schnell grundsätzlich.
Wir lebten in einer Zeit, "wo Berufspöbler, Hassprediger und Miesmacher die Gesellschaft spalten", so der 89-Jährige. Dagegen habe Gottschalks "charmante und eloquente Art generationsübergreifend die halbe Nation vor den Bildschirm" geholt, "um die Leute zu unterhalten und ihnen die Gelegenheit zu geben, ihren grauen Alltag zu vergessen".
"Didi sieht mich", kommentierte der frühere "Wetten, dass..?"-Moderator ganz versonnen. Kaum verwunderlich, schließlich fühlte sich Gottschalk zuletzt selbst oft missverstanden und gegängelt, nachdem ihm Sexismus und übergriffiges Verhalten vorgeworfen worden waren.
In etlichen Zeitungs- und TV-Interviews führte der Moderator in der Folge aus, wie ihm die moderne Welt den Mund verbieten wolle.
Dieter Hallervorden schickt Gottschalk Geburtstagsgruß
Didi Hallervorden sieht in Gottschalk offenbar einen Bruder im Geiste. "Da ging es ja nie um madig machen, kräftig austeilen, attackieren und so weiter. Nein, es lebte von dem, was wir heute vermissen: Es lebte vom Für- und Miteinander. Dafür lassen Sie sich bitte heute feiern, wie es Ihnen gebührt", so der "Honig im Kopf"-Star.
Hallervorden hatte zuletzt in einer Neuauflage seines "Eine Flasche Pommes"-Sketches die Hauptfigur darüber klagen lassen, dass man heutzutage die Worte "N*gerkuss" und "Z*geunerschnitzel" nicht mehr sagen dürfe. In dem Sketch landete der sich so Beklagende dafür sogar im Gefängnis.
Auf Kritik an dem Stück antwortete Hallervorden damit, dass Satire von den "woken Menschen von heute" "nicht mehr verstanden" werde. Er wolle "nicht zensiert" werden, fuhr der Komiker fort.
Bis heute ist allerdings auch kein Fall bekannt, in dem Dieter Hallervorden wegen politischer Aussagen aus dem TV verbannt wurde oder sich nicht im Internet oder einer Zeitung frei äußern durfte. Wenn sich der Kabarettist gegen Zensur ausspricht, meint er damit offenbar vielmehr, dass man ihn für eigene politische Aussagen nicht kritisieren möge.
Vor rund einem Monat zog Dieter Hallervorden bei der umstrittenen "Friedensprozession" an der Seite von Querdenkern und Rechtsextremen durch Dresden.