CSU-Generalsekretär wird bei Lanz bloßgestellt: "Ernsthaft? Sie wussten das?"

München/Hamburg - Der CSU-Generalsekretär Martin Huber (46) hat die Chance, seine Partei in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" bei den Zuschauern positiv zu repräsentieren, wohl ordentlich vergeigt.

CSU-Generalsekretär Martin Huber (46) hatte in der Lanz-Sendung vom Dienstag mehrmals mit der Glaubwürdigkeit seiner Partei zu kämpfen.
CSU-Generalsekretär Martin Huber (46) hatte in der Lanz-Sendung vom Dienstag mehrmals mit der Glaubwürdigkeit seiner Partei zu kämpfen.  © ZDF/Cornelia Lehmann

Vor allem die eigenen Widersprüche, für die die Christsozialen zunehmend in die Kritik geraten, flogen ihm dabei um die Ohren.

Ähnlich wie Partei-Chef Markus Söder (57) immer öfter an der eigenen Glaubwürdigkeit gemessen wird - mal für, mal gegen Cannabis, mal für, mal gegen Atomausstieg, mal für, mal gegen Marschflugkörper für die Ukraine - hatte auch Huber in der ZDF-Talkshow von Namensgeber Markus Lanz (54) zu kämpfen.

So kritisierte der CSU-Mann die Ampel-Regierung dafür, "grüne Kühlschränke in Kolumbien, den ÖPNV in Lateinamerika, Fahrradwege in Peru" finanziell zu unterstützen. Das Problem: Genau diese Projekte wurden einst vom einstigen CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller (68) vorangetrieben.

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Lanz konfrontierte Huber damit und wollte wissen, ob das, "was so klingt wie so herrlich gagaeske, grün-links versiffte, ideologisch motivierte Projekte - dass das in Wahrheit alles Projekte waren, die ausgerechnet ein CSU-Entwicklungsminister eingetütet hat?"

Plötzlich ging es dem CSU-Mann - der zugeben musste, das zu wissen - gar nicht mehr um die Projekte selbst, sondern dass die Ampel sie zu diesem Zeitpunkt umsetzt. "Ernsthaft? Sie wussten das?", kann der Moderator diese Situation kaum fassen - musste im Laufe der Sendung sogar sichtlich lachen.

Politik-Journalistin über Huber-Argumente: "Das ist völliger Quatsch"

TV-Moderator Markus Lanz (54) konnte sich in manchen Situationen ein Lachen kaum verkneifen.
TV-Moderator Markus Lanz (54) konnte sich in manchen Situationen ein Lachen kaum verkneifen.  © Georg Wendt/dpa

Der Generalsekretär redete sich daraufhin heraus, dass der Beschluss vor über drei Jahren gefasst wurde: "Da war die Zeit eine ganz andere."

"Wir können uns also Entwicklungs-Zusammenarbeit nur leisten, wenn wir gerade mal eine Milliarde übrighaben im Haushalt?", machte die Innenpolitik-Journalistin Anna Lehmann (49) die Huber-Ausrede zunichte. "Das ist doch völliger Quatsch."

Ähnlich lief es auch beim Thema Cannabis-Legalisierung, die am 1. April in Kraft treten könnte. Die CSU stemmt sich mit allen Mitteln gegen diese Umsetzung - wegen der gesundheitlichen Gefahren.

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Zeitgleich habe man aber offenbar kein Problem mit Alkohol und Zigaretten. Huber versuchte gegenzulenken. Man wolle auf keinen Fall Alkohol verharmlosen.

"Sie sagen, Sie wollen es nicht verharmlosen, und sitzen da mit einem Bier und halten das in die Kamera. Das ist doch Verharmlosung pur. Sie sind da Testimonial für Brauer", bremste ihn Lehmann aus.

Huber über Papst Franziskus: "Unfehlbarkeit offensichtlich nicht gegeben"

Wer denkt hier an alkoholfreies Bier? Für den CSU-Generalsekretär Martin Huber (46, l.), der hier neben seinem Partei-Chef Markus Söder (57) mit einem Maßkrug posiert, gehört die flüssige Droge zur Tradition - anders als Cannabis.
Wer denkt hier an alkoholfreies Bier? Für den CSU-Generalsekretär Martin Huber (46, l.), der hier neben seinem Partei-Chef Markus Söder (57) mit einem Maßkrug posiert, gehört die flüssige Droge zur Tradition - anders als Cannabis.  © Sven Hoppe/dpa

"Ich lasse mir jetzt auch nicht als Bayer bayerische Volksfeste, bayerische Tradition und bayerische Lebensfreude hier kaputt- und schlechtreden", versuchte der CSU-Mann die Situation zu retten.

Er würde ohnehin nur alkoholfreies Bier trinken. Wogegen die Journalistin und Buchautorin Nathalie Stüben (39) konterte, dass bei so einem Auftritt niemand an ein alkoholfreies Getränk denken würde.

Weniger kontrovers wurde es, als man zu den Äußerungen von Papst Franziskus kam. Huber erinnerte, dass der Heilige Vater von der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland forderte, "die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln".

Als Katholik kommt der CSU-Politiker zu dem Entschluss: "Ich würde in dem Fall sagen, dass das Dogma der Unfehlbarkeit offensichtlich nicht gegeben ist."

Die Ukraine würde auch die Freiheit der westlichen Länder verteidigen - daher würde er auch in der anstehenden Taurus-Frage am Donnerstag im Bundestag für die Lieferung der Marschflugkörper stimmen.

Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann

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