Journalist erklärt Markus Lanz: So hat Putin Gerhard Schröder um den Finger gewickelt

Hamburg - Bei Talkmaster Markus Lanz (56) diskutierten die Gäste am Donnerstagabend über die Russland-Politik Deutschlands der letzten Jahrzehnte und den Umgang mit Wladimir Putin (73). Besonders ins Visier geriet dabei die Männerfreundschaft zwischen dem Kreml-Herrscher und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, 81), an der dieser bis heute festhält und dafür sogar den Ausschluss aus der SPD riskierte.

Der Journalist Georg Mascolo (60) erhielt für seine Recherchen über die deutsch-russischen Beziehungen Einblick in zahlreiche Akten und sprach mit Beteiligten.
Der Journalist Georg Mascolo (60) erhielt für seine Recherchen über die deutsch-russischen Beziehungen Einblick in zahlreiche Akten und sprach mit Beteiligten.  © PR/ZDF/Cornelia Lehmann

"Schröder wird ja mit dem Umarmen gar nicht mehr fertig", stellt Gastgeber Lanz verblüfft beim Betrachten alter Aufnahmen von Treffen zwischen Schröder und Putin, etwa bei einer gemeinsamen Schlittenfahrt in Moskau im Jahr 2001, fest. "Wie ist das zu erklären? Wie hat er den einkassiert?"

Der Journalist Georg Mascolo (60) verweist auf Putins Ausbildung und Erfahrungen als KGB-Agent in Dresden während des Kalten Krieges: "Ich glaube, dass Wladimir Putin gelernt hat, mit Menschen umzugehen. Auch das Deutsch, das er spricht, ist das Deutsch, das man auf der KGB-Schule spricht. [...] Man lernt auch das Umgarnende. Man lernt, sein Ziel zu erreichen."

Laut Mascolo haben zahlreiche Menschen in Schröders engstem Umfeld ihn zwar vor Putin und dessen Manipulations-Künsten gewarnt, seien damit jedoch auf taube Ohren gestoßen.

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"Einer seiner engsten außenpolitischen Berater fuhr bereits vor Schröder nach Moskau und notierte auf dem Rückflug in sein kleines Büchlein über Putin: "Harter, kalter, entschlossener Operateur, mit dem möchte man nicht befreundet sein", erklärt Mascolo.

"Schröderisierung" ist ein eigenes Wort im Russischen

Journalist Andrey Gurkov (60) erklärte, dass es im russischen Sprachgebrauch sogar der Begriff "Schröderisierung" gebräuchlich ist.
Journalist Andrey Gurkov (60) erklärte, dass es im russischen Sprachgebrauch sogar der Begriff "Schröderisierung" gebräuchlich ist.  © PR/ZDF/Cornelia Lehmann

Zwar hätten viele Beteiligte auch die Chancen einer engen Zusammenarbeit mit der russischen Föderation gesehen, zugleich jedoch vor den unbekannten langfristigen Absichten des Machthabers in Moskau gewarnt.

"Das Tragische bei Schröder ist, dass er sehr früh davon überzeugt ist, dass er das alles selber besser weiß und die Beziehungen zu Putin und Russland zur Chefsache macht", schlussfolgert Mascolo.

Der russischstämmige Journalist Andrey Gurkov (60) pflichtet seinem Kollegen diesbezüglich bei: "In Russland spricht man von einer Schröderisierung europäischer Politiker."

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Titelfoto: PR/ZDF/Cornelia Lehmann

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