Partei-Ikone Gregor Gysi bei "Markus Lanz": Politik von Sahra Wagenknecht ist eine "Minusrechnung"!

Hamburg/Berlin - Während Sahra Wagenknecht (54) und das BSW erste Achtungserfolge in aktuellen Umfragen erzielen, hat sich die Partei-Legende der Linken, Gregor Gysi (76), am Dienstabend bei "Markus Lanz" hingesetzt und das neue Parteiprogramm seiner ehemaligen Kollegin auseinandergenommen.

Der Linken-Abgeordnete Gregor Gysi (76, r.) sprach am Dienstagabend bei "Markus Lanz" über seine ehemalige Parteikollegin Sahra Wagenknecht (54).
Der Linken-Abgeordnete Gregor Gysi (76, r.) sprach am Dienstagabend bei "Markus Lanz" über seine ehemalige Parteikollegin Sahra Wagenknecht (54).  © ZDF/Cornelia Lehmann

Das Bündnis Sahra Wagenknecht übernehme die Europapolitik der AfD, die Wirtschaftspolitik der CDU unter Ludwig Erhard und schließlich die Sozialpolitik von den Linken. Diese Kombination resultiere jedoch in einer "Minusrechnung", erklärte Gysi.

Der ehemalige Partei- und Fraktionsvorsitzende der Linken echauffierte sich zudem schon allein über den Namen der Wagenknecht-Partei und scherzte gegenüber Moderator Markus Lanz (55): "Wir beide sind ja auch eitel, aber sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, eine Organisation nach Ihnen zu benennen?"

Lanz musste daraufhin schmunzeln und entgegnete ganz lässig: "Jemand hatte mal die Idee, eine Sendung nach mir zu benennen."

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Abseits solcher Gysi-typischen Seitenhiebe war die Diskussionsrunde im ZDF allerdings von den ernsten Themen Ukraine-Krieg und Russland-Politik geprägt. Auch die Beschaffenheit der Linkspartei gebe laut Gysi Anlass zur Sorge. Seine Partei befinde sich demnach in einer "existenziellen Krise".

Einen gewissen Beitrag dazu habe Wagenknecht mit ihrem Austritt geleistet. Vor allem nehme der 76-Jährige es ihr übel, dass sie ihre Mandate mitgenommen habe: "Dann zu sagen: 'Ich nehme zehn Mandate mit', ist moralisch nicht vertretbar." Schließlich habe Die Linke zuvor für den Wahlkampf, inklusive Plakate und Infostände, gezahlt.

Gysi und Wagenknecht im Fahrstuhl: "Ich habe 'Guten Tag' gesagt und sie auch. Das war's."

Neben ernsten Gesprächsthemen hatte Gysi auch ein paar Schmunzler im Gepäck.
Neben ernsten Gesprächsthemen hatte Gysi auch ein paar Schmunzler im Gepäck.  © ZDF/Cornelia Lehmann

Alles bei Wagenknecht schlechtreden konnte Gysi aber trotzdem nicht: Als Lanz ein Zitat der BSW-Gründerin zur "falschen Politik des Westens gegenüber Russland" vorlas, ohne zu sagen, dass es von Wagenknecht selbst ist, stimmte der Linken-Abgeordnete zu: "Da ist was dran."

Auch nachdem Lanz seinen Gast aufgeklärt hatte, von wem der Satz stammt, blieb Gysi dabei: "Sie hat ja auch nicht immer unrecht, das ist ja auch Quatsch."

Anhand eines anschließenden Schnellkurses in Geschichte legte Gysi dann offen, warum er der 54-jährigen Ex-Linken in diesem Fall zustimmen würde: "Als der Westen den Staatssozialismus besiegt hatte, ist der davon ausgegangen, insgesamt der Sieger zu sein. Dadurch hat er das Völkerrecht nicht mehr ernst genommen." Dabei bezog er sich unter anderem auf die geführten Kriege in Serbien und dem Irak.

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Russlands Präsident Wladimir Putin (71), den Gysi zwar als Kriegsverbrecher, nicht jedoch als Mörder bezeichnen würde, denke heutzutage "imperialistisch" und wolle beweisen, dass er für ehemalige Sowjet-Staaten, wie die Ukraine, "zuständiger" sei als der Westen.

Dass Gysi und Wagenknecht bei einem persönlichen Gespräch solche "Nettigkeiten" ausgetauscht haben, dürfte allerdings schon ein Weilchen her sein. Gegenüber Lanz berichtete Gysi, dass er und Wagenknecht sich zuletzt in einem Fahrstuhl begegnet seien: "Ich habe 'Guten Tag' gesagt und sie auch. Das war's."

Titelfoto: ZDF/Cornelia Lehmann

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