Rückblick auf die Karriere von Bruce Willis: Dem Action-Star bleibt ein würdiger Abschluss leider verwehrt
USA - Diese Nachricht überraschte viele und stimmte noch mehr Menschen traurig: Bruce Willis beendete seine schauspielerische Karriere krankheitsbedingt im Alter von nur 67 Jahren. Das ist auch deshalb besonders bitter, weil es keinen würdigen Filmabschluss für die Hollywood-Legende geben wird. Ein Rückblick auf seine Karriere.
Immerhin können sich Fans des im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein geborenen Action-Stars mit vielen Klassikern trösten, in denen er über mehrere Jahrzehnte verteilt auftrat.
Willis hielt sich lange Zeit an der Spitze der Filmindustrie, weil er beim Publikum dank seiner lässigen Art bestens ankam und ihm in Sachen Coolness niemand etwas vormachte.
Auch aus diesem Grund kaufte man ihm seine maskulinen Rollen ab, die er scheinbar mühelos verkörperte. Zudem agierte er in Sachen Physis glaubwürdig. Und mit seinem Charme "umgarnte" er eine, eher zwei Generationen von Menschen, die mit ihm aufwuchsen und in die Kinos rannten, wenn dort ein Willis-Werk zu sehen war.
So richtig begonnen hatte das im Jahr 1988. Damals wurde er schlagartig berühmt, als er im zeitlosen Genre-Hit "Stirb langsam" erstmals seine Kultrolle schlechthin verkörperte: John McClane. Diese sollte er anschließend noch vier weitere Male einnehmen (1990, 1995, 2007 und 2013). Wenig verwunderlich, dass sie vielerorts als Erstes mit ihm in Verbindung gebracht wird.
Doch natürlich war er über die Jahre noch in vielen anderen Filmen zu sehen. Insgesamt listet die Internet Movie Database IMDB 145 verschiedene Parts auf. Darunter "Pulp Fiction" (1994) von Quentin Tarantino (59), wo Willis als Butch Coolidge in einer großen Rolle zu sehen war.
"12 Monkeys", "Armageddon", "The Sixth Sense", "Sin City": Bruce Willis spielte in vielen Klassikern mit
Nur ein Jahr später folgte "12 Monkeys", ehe er 1997 auch "Das fünfte Element" anführte, im selben Jahr in "Der Schakal" zu sehen und 1998 in "Das Mercury Puzzle", "Armageddon - Das jüngste Gericht" sowie "Ausnahmezustand" auf der großen Leinwand zu bewundern war.
Trotz all dieser Rollen zählte er für die meisten Kritiker nie zu den Top-Darstellern, weil er mimisch dafür zu zurückhaltend agierte und nicht so viele Feinheiten in sein Spiel einbaute bzw. einbauen konnte. Trotzdem wurde seine überragende Performance in "The Sixth Sense - Nicht jede Gabe ist ein Segen" (1999) anerkennend zur Kenntnis genommen und gilt bis heute als eine seiner besten Leistungen.
In den folgenden Jahren überzeugte er auch in "Unbreakable - Unzerbrechlich" (2000), "Das Tribunal" (2002) und besonders in "Tränen der Sonne" (2003). 2005 war er dann in gleich zwei weiteren Klassikern zu sehen: Erst in "Hostage - Entführt" und dann in der düsteren Comicverfilmung "Sin City" als gebrochener Polizist Hartigan, den er auch in der Fortsetzung (2014) verkörperte.
Nach einigen durchwachsenen Werken wie "16 Blocks" oder "Lucky Number Slevin" (2006) war er ein Jahr später im atemlos-spannenden vierten "Stirb Langsam"-Teil zu sehen und auch in "Verführung einer Fremden". Große Auszeichnungen blieben ihm allerdings auch weiterhin verwehrt.
Legendär: Bruce Willis in einer "Expendables"-Szene mit Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger
Bruce Willis hatte bis 2013 viele filmische Highlights, ehe er in schwächeren Werken auftauchte
Auch für "Surrogates - Mein zweites Ich" (2010) gab es diese nicht. Dafür tauchte er im selben Jahr im starüberladenen Genre-Kracher "The Expendables" (2010) auf und drehte eine legendäre Kirchenszene mit Sylvester Stallone (75) und Arnold Schwarzenegger (74) - erstmals waren die drei Action-Helden gemeinsam in einer Sequenz zu sehen. Verbal ging es heiß und nicht ganz jugendfrei her.
Im zweiten Teil (2012) tauchte Willis ebenfalls auf und nahm in "R.E.D. - Älter. Härter. Besser." (2010) sowie der Fortsetzung (2013) die Hauptrolle an der Seite vieler bekannter Darsteller ein.
Ein schauspielerisches Karriere-Highlight war "Moonrise Kingdom" (2012), wo er sich wandelbar zeigte. Auch das Zeitschleifen-Werk "Looper" (2012) kam gut an. Das galt ebenfalls für "G.I. Joe - Die Abrechnung" (2013).
Dann jedoch nahm seine Laufbahn eine traurige Wendung. Willis war - menschlich völlig verständlich - dem Vernehmen nach satt geworden und tauchte zunehmend in Billigproduktionen wie "The Prince - Only God Forgives" (2014), "Precious Cargo" (2016) oder "Air Strike" (2018) auf, die qualitativ auf ganzer Linie enttäuschten.
So war er nur noch in "Rock the Kasbah" (2015), bei seinem Gastauftritt in "Split" (2016), in "Death Wish" (2018), "Motherless Brooklyn" (2019) und "Glass" (2019 im Kino zu sehen.
Bruce Willis' Karriere-Absturz in die Billigfilme wurde mit einer "Goldenen Himbeere" bedacht
Davon abgesehen tauchte er ausschließlich in sogenannten "Geezer Teasern" auf, also in Billigfilmen, für die Altstars ihren Ruf, Namen und ihr Gesicht hergeben, das Publikum anlocken sollen und eine stattliche Gage für wenig Arbeit bekommen. Auch sonst sind diese qualitativ oft minderwertigen Werke für alle Seiten eine finanziell sichere Bank.
Damit sägte er allerdings an seinem eigenen Vermächtnis und erlebte erst vor wenigen Wochen einen Karriere-Tiefpunkt, als die Verantwortlichen des Negativ-Filmpreises "Goldene Himbeere" eine eigene Kategorie für Willis erdachten, weil er 2021 in so viel "Schrott" auftauchte.
Für den ernüchternden "Cosmic Sin - Invasion aus dem All" wurde er zwischenzeitlich sogar mit diesem "Razzie Award" bedacht. Mittlerweile haben die Organisatoren ihm die "Trophäe" aufgrund seiner Krankheit aber glücklicherweise wieder aberkannt.
Schließlich meldeten sich mehrere Regisseure zu Wort, die gemeinsam ein erschütterndes Bild von Willis zeichneten und Insider-Geschichten von den Sets erzählten.
Das tat ebenso weh, wie dem Mann, der so lange ganz oben im Schauspiel-Olymp war, jahrelang ohne das jetzige Hintergrundwissen immer wieder in so schlechten Werken sehen zu müssen. Das war allerdings nicht selbstverschuldet, sondern wirft ein schlechtes Licht auf seine Agenten bzw. die Menschen um ihn herum, die ihn zum Weitermachen animierten.
Mehrere Regisseure sorgten sich in den vergangenen Jahren um das Wohlergehen von Bruce Willis
Denn in der "Los Angeles Times" meldeten sich nun gleich mehrere Regisseure zu Wort, die in den vergangenen Jahren mit dem Star zusammenarbeiteten und traurige Einblicke gaben.
Mike Burns (49), der mit Willis "Out of Death" (2021) drehte, gab etwa an, dass ihm gesagt wurde, er solle dessen Dialog kürzen. Zudem hätten zwei Dutzend Personen im Interview mit der Zeitung erläutert, sich um das Wohlergehen von Willis gesorgt zu haben.
Ihnen sei aufgefallen, dass er geistig nicht mehr voll da war und sich oft nicht mehr an seine Zeilen erinnern konnte. So wurden ihm seine Sätze per Ohrhörer durchgesagt und in Action-Szenen wurden Körper-Doubles eingesetzt. Von alldem wusste die Öffentlichkeit bis zum Statement der Familie aber nichts.
Um sein Andenken in meinen Gedanken zu wahren, hatte ich mich in den vergangenen Jahren bis auf wenige Ausnahmen ohnehin bewusst entschieden, schlecht aufgenommene Werke wie "Apex", "American Siege", "Fortress" oder "Deadlock" nicht mehr zu sehen. "Cosmic Sin" hat mir gereicht.
Genau das macht es für mich noch bitterer: Willis bekommt keinen großen Auftritt mehr spendiert. Stattdessen hat er acht weitere Filme abgedreht/abdrehen müssen (?), die wohl ebenfalls nur als Stream/DVD/Blu-ray rausgehauen werden und deren Besetzungen schon nach "B-Movie" bzw. Billigproduktionen schreien.
Das erschwert den Abschied von dieser Legende, die mir und vielen anderen Kinogängern über Jahre unvergessliche und wunderschöne Momente beschert hat. Denn bis zuletzt hatte ich immer noch die Hoffnung, dass er sich wie Nicolas Cage (58) wieder aufrafft und in guten Filmen zu sehen sein wird, es wieder an die Spitze Hollywoods schafft. Dies ist nun leider nicht mehr möglich. Bleibt also nur, sich mit seinen Klassikern zu trösten.
Titelfoto: PR/KSM