Schriftstellerin Juli Zeh ist gegen AfD-Verbot: "Selbstmord aus Angst vor dem Tod"

Berlin - Juli Zeh (51) hat sich klar gegen ein mögliches Verbotsverfahren der AfD ausgesprochen. Ein solches würde den Rechtspopulisten in die Karten spielen, ist die Schriftstellerin und Juristin überzeugt.

Juli Zeh (51) lebt in einem Dorf in Havelland.
Juli Zeh (51) lebt in einem Dorf in Havelland.  © Soeren Stache/dpa

"Man sollte nicht die eigenen Regeln und Grundsätze über Bord werfen, um einen politischen Gegner zu bekämpfen", erklärte Zeh im Interview mit der "Taz". "Man begeht quasi Selbstmord aus Angst vor dem Tod."

Seit Jahren wird in der Politik diskutiert, ob die Alternative für Deutschland – die in Teilen als rechtsextrem gilt – verboten werden sollte. Ein offizielles Verfahren liegt dem Bundesverfassungsgericht bislang jedoch nicht vor.

Zeh lebt mit ihrer Familie im brandenburgischen Havelland. Bei der letzten Bundestagswahl wählten in ihrem Dorf 54 Prozent die AfD.

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Doch die Autorin sieht darin weniger ein Zeichen des Rechtsrucks als vielmehr tiefe Enttäuschung:

"Die Leute sind einfach extrem unzufrieden. Sie haben nicht das geringste Vertrauen in die herkömmlichen Parteien, weil es an allen Ecken und Enden an der simplen Grundversorgung fehlt: Bildung, Mobilität, Gesundheit, Pflege, bezahlbarer Wohnraum."

Juli Zeh: Debatte über AfD wird zu pauschal geführt

In einigen Bundesländern hat der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft. (Symbolbild)
In einigen Bundesländern hat der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft. (Symbolbild)  © Carsten Koall/dpa

Im Gespräch mit der "taz" betonte Zeh außerdem, die Debatte sei zu pauschal: "Anders, als immer mal wieder berichtet wird, ist der durchschnittliche AfD-Wähler glücklicherweise ja kein Rechtsradikaler. Die überwiegende Mehrheit ist nicht der Meinung, man müsste alle Ausländer remigrieren oder noch Schlimmeres."

Zeh, die Jura studiert hat, ist der Meinung, dass sich Demokratie mit demokratischen Mitteln verteidigen müsse.

Ein Parteiverbot sollte ihrer Meinung nach nur das letzte Mittel sein – und auch nur dann, wenn es juristisch Aussicht auf Erfolg hätte.

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"Wenn Sie einen halbwegs cleveren AfD-Funktionär fragen, was auf seinem Wunschzettel für 2026 steht, dann sagt der wahrscheinlich: Ich wünsche mir ein Parteiverbotsverfahren. Allein der Versuch, sie zu verbieten, würde der AfD krass nutzen", erklärte sie.

Titelfoto: Carsten Koall/dpa, Soeren Stache/dpa (Bildmontage)

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