Volksmusik-Moderatorin Carolin Reiber packt aus: "Es war unglaublich"

München - Ihr schönstes Geburtstagsgeschenk hat Carolin Reiber bereits Mitte Oktober erhalten: Den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises, den ihr Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im ganz kleinen Kreise überreichte. 

Carolin Reiber, Fernsehmoderatorin, hält während der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises 2020 in der Residenz ihren Preis in den Händen.
Carolin Reiber, Fernsehmoderatorin, hält während der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises 2020 in der Residenz ihren Preis in den Händen.  © Matthias Balk/dpa

"Es kam so spontan, so persönlich, es war unglaublich", schwärmt die Moderatorin noch Tage später von dieser Begegnung. 

Eine Sympathie, die auf Gegenseitigkeit beruht, denn auch Söder lobt die Moderatorin in höchsten Tönen, als "charmanteste Stimme" Bayerns. In der Tat war die Münchnerin jahrzehntelang eine der beliebtesten Moderatorinnen. 

Ihre Markenzeichen: Dirndl, Dialekt und das bairisch rollende "R". Am Montag (2. November) wird Reiber nun 80 Jahre alt. Anfangen hatte sie schon als Kind mit kleinen Rollen, etwa 1950 in der Kinderbuchverfilmung "Das doppelte Lottchen". 

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1958 mit 18 Jahren kam sie zu närrischen Würden - als Faschingsprinzessin Carolin I. der Gesellschaft Narhalla München. Sogar in die USA durfte sie in dieser Funktion reisen, nach Texas. 

Dort wurde die hübsche Münchnerin zur Ehrenbürgerin ernannt und bekam ein Krönchen und ein Cowgirl-Kleid, in Türkis.1959 erhielt Reiber dann einen schicksalsträchtigen Besuch. 

"Da kam der legendäre Leiter der "Abendschau", Heinz Böhmler, zu mir nach Hause und fragte, ob ich Ansagerin werden möchte", erinnerte sie sich beim Bayerischen Fernsehpreis. "Er musste meine Eltern fragen, ich war noch nicht volljährig, das war man erst mit 21." Die Eltern stimmten zu, doch beim Vorsprechen vor Robert Lemke und Annette von Aretin fiel sie durch. 

Im zweiten Anlauf klappte es dann aber, und fortan wurde das Fernsehen ihre zweite Heimat, erst beim Bayerischen Rundfunk (BR), später dann auch beim ZDF und in der ARD.

Trotz guter Quoten: Carolin Reiber musste ZDF für Generationenwechsel verlassen

Carolin Reiber (80) lacht vor der Theaterpremiere "Halbe Wahrheiten" in München.
Carolin Reiber (80) lacht vor der Theaterpremiere "Halbe Wahrheiten" in München.  © Ursula Düren/dpa

Nur ihr rollendes "R" gefiel nicht allen. Der Sendeleiter habe sie in den Sprechunterricht geschickt, erinnerte sich Reiber. 

Ein Versuch, der aber nur von kurzer Dauer war. "Als ich es dann nicht mehr rollte, da beschwerten sich die Zuschauer." Und so kehrte die Münchnerin zu ihrer ureigenen Aussprache zurück, die bald zu ihrem Markenzeichen wurde.

Jahrzehntelang war Carolin Reiber das Gesicht der Volksmusik im ZDF. Sie moderierte Shows wie "Lustige Musikanten", "Die volkstümliche Hitparade" oder den "Grand Prix der Volksmusik" und verbreitete dabei entsprechend unter anderem auch bayerische Heimeligkeit und Beständigkeit. 

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Millionen Menschen lockte sie vor die Bildschirme.

Für die ARD führte sie mit Thomas Gottschalk von 1979 bis 1983 durch die deutsche Vorentscheidung zum damaligen "Grand Prix Eurovision de la Chanson" und moderierte die ARD-Fernsehlotterie. Viele Preise waren der Lohn - vom Bambi bis zum Bayerischen Verdienstorden.

2005 nahm sie vom ZDF Abschied, nicht ganz freiwillig. Trotz guter Quoten wollte das ZDF einen Generationenwechsel. Für Reiber ein schmerzlicher Entschluss. Trotzdem ging ihre TV-Karriere weiter - beim BR Fernsehen, wo sie unter anderem für die Sendung "Bayerntour" vor der Kamera stand.

Carolin Reiber privat: "Ich hatte den wunderbarsten Mann der Welt"

Die Moderatorin Carolin Reiber im Weinzelt auf dem Oktoberfest im Jahr 2016. (Archivbild)
Die Moderatorin Carolin Reiber im Weinzelt auf dem Oktoberfest im Jahr 2016. (Archivbild)  © picture alliance / dpa

Ihr Leben jenseits der Kameras ist für Reiber allerdings Privatsache, ihre Familie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen schirmte sie stets erfolgreich ab. 

Mehr als 50 Jahre lang war sie mit Luitpold Maier verheiratet, einem Unternehmensberater und früheren Leichtathleten, der 2014 starb. 

"Ich hatte den wunderbarsten Mann der Welt", sagte sie rückblickend.

Zu ihrem 80. Geburtstag will Reiber nicht im Rampenlicht stehen - keine Fernsehgala, keine öffentlichen Glückwünsche, stattdessen alles ruhig, familiär und corona-konform. Sie werde mit viel Freude "die zweimal 40" feiern, sagte sie.

Dass es wegen strenger Corona-Regeln wohl nur ein kleiner Kreis sein wird, nimmt sie hin. "Wir müssen das jetzt einfach akzeptieren."

Damit das auch klappt, verrät sie ihr Rezept für Zufriedenheit: Man müsse "die kleinen Dinge" im Leben sehen, die Natur, den Herbst, die Jahreszeiten. 

Und sie hat eine Lebensweisheit parat: "Glück ist, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen."

Titelfoto: Bildmontage: Ursula Düren/dpa, picture alliance / dpa

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